(13.10.2021, 05:38)rienneva schrieb: Also was immer man über Schröder denken mag, ich fand den Artikel schon gut geschrieben und lesenswert. Wir liegen nun mal in Europa, und es wird kalt im Winter. Ich habe mir jedenfalls ein paar Gazprom ins Depot gelegt, und beim Händler meines Vertrauens noch ein paar Festmeter Brennholz geordert. Dessen Preis scheint nämlich noch nicht angezogen zu haben.
Nein. Der Artikel ist eben voller Halbwahrheiten und ohne Kontext. Deswegen hab ich mich ja so aufgeregt.
Niemand wirft Russland vor seine Verträge nicht zu bedienen. Natürlich tun sie das. Man wirft ihnen vor, dass sie trotz hervorragender Preise an uns nicht liefern was sie könnten sondern ihre Speicher übermäßig befüllen(gemessen an dem wie voll die sonst immer so sind).
Gazprom hat 23 UGS im russischen Inland. Und nur 4 in Deutschland. Die Daten sind nicht so richtig offiziell und sie können ja auch immer sagen "ja wir erwarten einen harten Winter", aber angeblich sind die 23 schon extrem gut befüllt.
Für vile Branchen-Insider (und ich war mal einer. Ich hab TTF Futures gehandelt). Es IMO ist es keine Frage das Russland das Angebot in Europa verknappt.
Klar wird Schröder sicher nichts wirklich Schlechtes über seine Buddies sagen.....
Meine Version der Geschichte sieht so aus:
China hat sich mit der Kohle verspekuliert indem sie Australien bestrafen wollten, von dort keine Kohle mehr gekauft haben. Indonesien konnte aber den Bedarf nicht decken, deswegen gibt es jetzt Kohleknappheit in China, was in Energieknappheit resultierte. Dies versuchen die Chinesen mit allen Mitteln aufzufangen, unter Anderem mit Erdgas aus Russland. Weil die Chinesen besser bezahlen bedienen die Russen existierende Verträge nach Europa, aber nicht mehr. Dazu füllen sie natürlich ihre eigenen Speicher. Und LNG geht natürlich auch nach Asien, wie Schröder schon schrieb.
Die Frage ist ob es in Europa bei den jetzigen Preisen Käufer für das russische Gas gibt, in Angesicht der Tatsache dass zB Eon gar keine Neukunden mehr annimmt, wegen des Preises eben. Das heisst dass die Marge um die Speicher zu füllen gar nicht da ist, es sei denn jemand legt was obendrauf (wer?). Die Speicher wären ja dann mit teurem Gas gefüllt welches zu noch teuererem Preis verkauft werden müsste.
Falls Dich die Kontraktgröße des NG-Futures stört, da gibt es den QG der nur 1/4 der Kontraktgröße hat (Multiplikator 2500 statt 10000 beim NG). Falls Dich die Aussicht auf Rollverluste stört, die sind zumindest derzeit überschaubar. So weit mir bekannt ist das Angebot an Zertifikaten in DE sehr begrenzt bezüglich Erdgas.
Danke, mit Futures hatte ich noch nie etwas zu tun. Wären mir wohl auch etwas zu gross.
Wollte einfach mehr oder weniger nur meine Heizungskosten hedgen, also Engagement im niederen 4stelligen Bereich.
Allerdings sind gerade bei längerer Haltedauer die Swap-Kosten nicht zu unterschätzen, solange diese Kosten jedoch überkompensiert werden ist das akzeptabel.
Handelsrechner auf NGAS 1Lot: https://admiralmarkets.com/de/handelsrec...ulator=fca
Je nach verwendeten Hebel varriert die Margin (500x@10€)
Mal ein sehr informativer Post über Gazprom, Habeck und Treuhänder.
Gehört eher hier hin als in den Russland-Thread.
Daher stell ich auch alles rein, Probleme wegen copy gibt es bei fefe nicht...????????
Ein Leser erklärt die Hintergründe zur Gazprom-Germania-Nummer. Anmerkung der Redaktion: "Literaturwissenschaftler" = Habeck. RF = Russische Föderation.
Zitat:
Die Struktur war bislang folgende:
GAZPROM Mutter verkauft Gas an die russ. GAZPROM EXPORT OOO (die russ. Version einer Gmbh) in Petersburg. Diese verkauft das Gas an die GAZPROM Germania in Berlin. Diese wiederum verkauft das Gas an eine Vielzahl kleinerer Tochterfirmen mit ihren unterschiedlichen Abnehmern. Diese starke Aufteilung diente bislang der Risiko- und Steuerminimierung.
Die Abnehmer bezahlen das Gas bei den Tochterfirmen der GAZPROM Germania in EUR/USD. Das sind die vielzitierten „Lieferverträge“. GAZPROM Germania aggregiert diese Zahlungen und überweist diese via Luxemburg (GAZPROM Bank) an die russ. GAZPROM EXPORT.
Von der Umstellung der Zahlung an die GAZPROM EXPORT von EUR/USD auf Rubel ist deshalb (für DE) nur die GAZPROM Germania betroffen. Denn die Endverbraucher in DE kaufen ja nicht bei der GAZPROM AG in SPB und auch nicht bei der GAZPROM EXPORT in SPB, sondern bei den Tochterfirmen der GAZPROM Germania. Für diese Endverbraucher mit ihren EUR/USD-Verträgen ändert sich mit der neuen Rechtslage in der RF demnach nichts.
Anstatt nun die EUR/USD nach Luxemburg zu überweisen, wo diese Gelder jederzeit „eingefroren“ werden können, überweist nun die GAZPROM Germania die aggregierten Zahlungen ihrer Tochterfirmen nach Moskau, wo sie zwangskonvertiert werden und faktisch den Rubel aufwerten. Diese Gelder sind damit in gewisser Weise den Sanktionsoptionen der EU entzogen. Und Habeck und Co. können (fast) nichts dagegen machen.
Das möchte nun aber der Wertewesten nicht. Die Vorstellung des Wertewestens ist die, dass GAZPROM Germania zwar die Zahlungen der Tochterfirmen erhält, diese Gelder aber nicht weiterleiten kann. Im gegebenen Moment kann dann GAZPROM Germania im Rahmen einer weiteren Sanktionsstufe samt ihren erheblichen Kontobeständen konfisziert werden. Die RF hätte dann Gas geliefert, ohne eine Zahlung zu erhalten. Die moralische Rechtfertigung für eine solche Enteignung wäre dann „Reparationsleistungen an die Ukraine“. Da haben ja insbesondere die USA Erfahrung drin. Private deutsche Firmen wurden nach 1918 selektiv enteignet, um für die Kriegsschäden durch das Deutsche Reich „zu bezahlen“.
Was ist die Gegenstrategie der RF?
GAZPROM (Mutter) weist die GAZPROM EXPORT an, die GAZPROM Germania zu liquidieren. Damit entfällt der kaufmännisch notwendige Zwischenschritt für den Gashandel, die Handelskette ist unterbrochen und die Versorgung kommt zum Erliegen. Nicht weil jemand den Hahn zugedreht hat, sondern weil der Importeur „bankrott“ ist. Da dies jedoch ein quasi feindlicher Akt der RF wäre (gezielt geplante Insolvenz eines strategischen Versorgungsunternehmens), machen sie es geschickter: Die GAZPROM Germania wird verkauft. An schattige Offshore-Firmen, deren Eigentümer niemand kennt und deren Kapitalflüsse bislang unbekannt sind. Und diese Offshore Firmen ziehen zuerst das Kapital aus Luxemburg ab, hinterlassen damit eine GAZPROM Germania als eine leere Hülle und diese wird dann in die Insolvenz geschickt.
Diesem Szenario will Habeck zuvorkommen. Das BMWi stellt die GAZPROM Germania unter Zwangsverwaltung, um das Abfließen der Vermögenswerte der GAZPROM Germania über die neuen Eigentümer zu verhindern. Und um zu verhindern, dass GAZPROM Germania das von den Tochterfirmen eingesammelte Kapital nach Moskau zum Zwangsumtausch überweist.
Jetzt könnte nur noch die GAZPROM EXPORT den Verkauf an die GAZPROM Germania einstellen, wenn die GAZPROM Germany nicht in Rubeln zahlt.
Die Frage ist jetzt nur, wie schnell die „neuen Eigentümer“ über das Wochenende waren. Denn der Verkauf der GAZPROM Germania ist ja wohl angeblich zum 01.04.2022 erfolgt. Daher ist jetzt, vier Tage später, unklar ob die GAZPROM Germania nicht jetzt schon insolvent ist. Falls ja, dann hätten Habeck und Co. ein Problem. Sie müssten zum einen die Firma ggf. mit erheblichen finanziellen Einlagen retten und zum anderen hätten sie dann den Schwarzen Peter in der Hand. Denn wenn sie jetzt dem Management der GAZPROM Germania die Anweisung geben, nicht wie von der GAZPROM EXPORT verlangt, in RUB abzurechnen, dann brechen sie die Verträge, nicht die RF. Denn die GAZPROM Germania und die GAZPROM EXPORT können ja zur internen Verrechnung beliebige Valuta festlegen und die lauten nun einmal durch gesetzliche Vorgabe für die GAZPROM EXPORT auf Rubel.
Habeck und Co fallen einfach ihre eigenen Sanktionen auf die Füße. Diese Clowns sind wie die Deutschen 1914 davon ausgegangen, dass der Sieg über den Gegner innerhalb kürzester Zeit realisiert werden kann. Und haben deshalb nicht vorgesorgt. Sie haben sich nicht auf einen langen Konflikt eingestellt und nicht geprüft, ob die DE-Volkswirtschaft überhaupt einen langen Konflikt aushält.
Dummerweise hat aber die RF nach den Sanktionen 2014 ihre Volkswirtschaft auf den Konflikt vorbereitet und umgestellt.
Und das passiert, wenn man über 30 Jahre hinweg die Osteuropa-Expertise an den Unis und den verschiedenen An-Instituten schrittweise abbaut. Dann bleiben eben nur noch ein paar mainstream-konforme Politologen übrig, die ihrerseits nur endlose Litaneien über das undemokratische Russland verfassen, nicht jedoch analysieren, was das Problem in und mit der RF ist.
Eigentlich können wir nur hoffen, dass die Idioten in DE und der EU jetzt die Sanktionen so hochdrehen, dass sie in einem Lieferstopp für Energieträger aus der RF zum Sommer enden. Dann wäre nach 14 Tage Schluss mit dem Wahnsinn. Die Wirtschaft in DE und der EU wäre am Ende, es käme zu einem Regierungswechsel und mit viel Glück könnte die Basisversorgung mit Energieträgern zum Herbst wieder hergestellt werden. Auch dieses Szenario hätte extreme wirtschaftliche Schäden in der EU und weiten Teilen der Welt zur Folge. Aber immer noch besser, als ein solcher Stopp später im Herbst oder gar im Winter.
Diese „Geisteswissenschaftler“ haben einfach keine Vorstellung von industriellen Koppelprozessen. Gar keine. Für diese Spinner sind Öl, Gas und Kohle vollständig substituierbare Energieträger. Die haben die Idee, dass man diese Energieträger durch „Grünen Strom“ ersetzen könnte. Weil sie keine Ahnung von Chemie haben. Und weil sie komplett beratungsresistent sind.
Die wollen nicht verstehen, dass Chemiereaktoren auf ganz bestimmte chemische Zusammensetzung des Ausgangsmaterials eingestellt sind und man deshalb nicht Öl aus dem Ural mit Öl aus Deutschland oder Norwegen 1:1 ersetzen kann, ohne vorher die Anlagen mit erheblichem Aufwand umzurüsten. Diese Clowns sind politisch in den 1990er Jahren sozialisiert, d.h. die glauben, dass man Waren einfach bei einem anderen Lieferanten kaufen kann, wenn einem der bisherige Lieferant nicht mehr gefällt. Die verstehen technische Pfadabhängigkeiten nicht. Für die sind Rohstoffe wie Brötchen. Kann man bei einem anderen Bäcker kaufen, wenn einem der bisherige Bäcker nicht gefällt.
Wie dem auch sei. Mal gucken wer jetzt den Schwarzen Peter in Bezug auf die Lieferverträge zwischen GAZPROM EXPORT und GAZPROM Germany und deren Zahlung in Rubel hat. Ich vermute ja mal der Habeck. In zwei Wochen wissen wir es sicher.
Die Aufteilung in Tochterfirmen dient vermutlich nicht nur der Risiko- und Steuerminimierung sondern in erster Linie der optimalen Verteilung der Einnahmen auf die zu begünstigenden Putin-Kumpels. :-)