(02.10.2021, 14:57)atze2000 schrieb: Mir geht es nicht um seine Prophezeiung sondern um seine Leistung in der Zeit davor.
na ja - wenn er sagt er kaufe günstige unpopuläre Aktien oder eben rare birds, die weniger als mit 2/3 ihres inneren Wert gehandelt werden, dann adaptiert er, wie er auch beschreibt, ein klassisches Graham/Dodd Konzept.
Aber viele Aktien handeln zu Recht zu tiefen Kursen und zu günstigen Multiples.
Die Krux besteht also darin, die Suche auf tatsächlich unterbewertete Firmen zu beschränken resp. das Positive dort zu suchen wo andere nur schwarz sehen (und nicht in ein Value-trap reinzulaufen)
Man braucht also den Mut,
gegen den Strom zu schwimmen. Und man wird v.a. bei negativen Nachrichten oft fündig...
Value Investoren suchen ja Aktien von Unternehmen, deren Kurs unter ihrem Wert liegt (deswegen auch unpopulär).
Dieser Stil versucht wie wir alle wissen, Aktien auszumachen, deren Kurse unter ihrem intrinsischen Wert liegen, also dem aktuellen Wert der künftigen CF eines Unternehmens.
Oder anders ausgedrückt: Vaue investing heisst simpel, Firmen unter dem Wert ihrer künftigen potenziellen Erträge zu kaufen.
Robert Shiller (aber auch Daniel Kahneman) haben es in den '90er/anfang Nullerjahre oft und betreffend beschrieben ('Behavioral Finance'):
Menschen wenden sich meist unwillkürlich von Unternehmen ab, die in der jüngsten Vergangenheit Probleme und eine
schlechte Aktienkursentwicklung hatten (Michael Burry: unpopuläre Aktien).
Deren Aktien sind dann oft fundamental tief bewertet und kommen ins Blickfeld eben der Value-Investoren, einer Gruppe von Investoren, die ihre Entscheidungen (fast) ausschliesslich auf rationale Analyse abstützt.
Die Liebe für Geschichten ist somit Erklärung für das Phänomen des Über- und Unterschiessens, welche eben u.a. Robert Shiller vor ca. 20 Jahren akademisch bestätigt hat.
Michael Burry & 10-tausende weitere Value Investoren inkl. oft auch meiner Wenigkeit fragen sich also , wie hoch der Gegenwartswert der prognostizierten künftigen CF heute ist ob genügend Sicherheitsmarge drin liegt ( nach Michael Burry: 2/3).
Auch hier wieder , die "margin of safety" oder eben Sicherheitsspanne, typischerweise 30-40%, ist ja auch via Graham/Dodd geboren - quasi die 2. Verteidigungslinie:
Aktien nur mit einem grossen Abschlag zum inneren Wert zu kaufen, was eine Sicherheitssmarge als Schutz sowohl vor Fehlern in der Analyse ...also auch vor schlichtem Pech schafft und erhöht auch die Chance, dass der innere Wert selbst nach einer risikobedingten Reduktion immer noch über dem Kaufpreis liegt und man keinen Verlust auf dem ursprünglich investierten Betrag erleidet.
Ich persönlich versuche nicht
nur nach der traditionellen Graham/Dodd Methode zu investieren (weil deutlich mehr Zeitaufwendig...
) sondern verfolge schon seit Jahren eigentlich simpel 6 Filterschritte in meinem Selektionsprozess (die ich hier im Board auch schon des öfteren kurz beschrieben habe) - und die ergeben mir dann eine Auswahl von 15-40 günstigen Qualitätstitel (je nach Index).
meine 6 Filterkriterien:
1. Buchwert pro Aktie über 5 Jahre gestiegen
2. Nettoverschulding max. 2x Ebitda
3. Altman Z-Score >3
4. ROIC > 10%
5. operative Marge: > 10%
6. EV/Ebitda < 10
und ja, da hatte der gute Michael Burry schon vor 20 Jahren vollkommen recht:
-Verhältnis Freier CF zu Unternehmenswert (FCF/EV) sowie
-Unternehmenswert zum Gewinn auf Stufe Ebitda (EV/Ebitda)
waren über die letzten 20 Jahre die besten Multiples resp. Bewertungskennzahlen um eine Outperformance zu erzielen - deutlich besser als KGV, KBV oder auch nach Div. Rendite (kommt zwar auch auf die Sektorallokation drauf an).
zurück zu Deiner Frage
:
ja - seine Leistung zuvor war phänomenal. Aber andere Value-Investoren waren ebenfalls gut....
Und natürlich ohne Zweifel - Michael Burry hat uns allen gezeigt, wie extrem smart & schlau er 2007/2008 war, obwohl, wie aber alle typ. Value-Investoren auch, war er ein bisserl zu früh...