(12.10.2023, 20:16)EMEUV schrieb: Nun der Meisterbrief ist wohl das Geringste, es gibt viele qualifizierte Handwerker die nicht selbständig sind. Die Konzentration in unserer Wirtschaft nimmt immer mehr zu.
Naja das Geringste.... erstmal muß derjenige ihn haben. Hatte und habe oft genug mit
Handwerkern zu tun mit denen ich auch mal ins Gespräch komme. Meisterbrief wäre schon
Klasse - kostet aber Geld und Zeit - gleichzeitig fehlt das Einkommen. Wenn dann auch
schon Frau und Kind(er) zu versorgen sind wird es für viele zu schwierig bis unmöglich.
Großes Problem ist auch das viele gar keine Lust haben weiter zu machen. Habe auch immer
wieder mit Azubis gequatscht die wenig begeistert vom Beruf waren. Auch der Chef hat sich
beklagt das z.B. 3 Azubis angefangen haben - der erste ist nach ein paar Tagen nicht mehr
gekommen - der nächste hat es ein paar Wochen ausgehalten. Der dritte macht weiter bis
zur Gesellenprüfung (vermtl. weil die Eltern dahinter Druck machen) - und kaum hat er den
Gesellenbrief in der Tasche wird der Blaumann an den Nagel gehängt - der Anzug angezogen
und dann im Handyladen gearbeitet wo er weit besser verdient.
Es gibt auch Meister die als Angestellte arbeiten und dabei auch sehr viel besser verdienen
als der "einfache" Geselle. Viele scheuen auch einfach das unternehmerische Risiko.
Normalerweise ist es ja immer wieder ein auf und ab - bzw. war es das früher - gute Jahre
und schlechte Jahre. In den schlechten sind sie früher reihenweise pleite gegangen.
Elektriker, Heizungsfachbetriebe, Gipser & Stukkateure, etc.pp.
Die die durchgehalten und überlebt haben hatten dann wenn es wieder lief goldene Jahre.
Bei uns gibt es einen Betrieb der hat vor 40 Jahren als kleiner Gas-Wasser-Installateur
angefangen - heute ist das ein mittelständisches überregional tätiges Unternehmen mit
über 100 Mitarbeitern bei dem die Chefs (mittlerweile die 3. Generation) den Gewinn jedes
Jahres in ein kleines Mehrfamilienhaus stecken das dann vermietet wird. Gerüchten zufolge
soll denen schon fast eine ganze Strasse gehören. Aber auch die haben mit dem Fachkräftemangel
zu kämpfen - gibt ja immer welche die gerade im Handwerk vorzeitig in Rente gehen weil
der Körper nicht mehr mitmacht - oder die ganz normal in Rente gehen - und der Nachwuchs
dann fehlt....
Aber auch gerade bei den kleineren Betrieben gibt es auch in guten Jahren immer wieder
Pleiten oder Geschäftsaufgaben. Nicht selten weil sie auf offenen Forderungen sitzen und
die Bank den Stecker zieht. Bauträger die sich übernommen haben - selbst Pleite gehen
und den Handwerker mit in den Abgrund reißen...
Handwerk hat goldenen Boden auf der einen Seite - was auch immer wieder tatsächlich der
Fall ist - aber das unternehmerische Risiko auf der anderen Seite ist eben auch vorhanden -
weswegen sich viele scheuen einen eigenen Betrieb zu gründen - selbst dann wenn sie den
Meister haben....