(02.12.2021, 22:17)Vahana schrieb: Und dann hat man die passende Antwort bereits und muss sich nicht in Details verrennen.
1. Handelt es sich um eine Abwägung von Grundrechten.
2. Der Unterschied zur Masernimpfung oder den Poken ist, dass wir durch die Impfung Masern fast und die Poken real ausgerottet haben. Das wird mit den Corona-Virus nicht geschehen. Wir werden es nur einige Stämmen erheblich schwerer machen.
(03.12.2021, 00:55)boersenkater schrieb: Einer generellen Impfpflicht stehe ich ehrlich gesagt skeptisch gegenüber.
Noch einmal als Wiederholung:
Dass manche Leute die Impfung aufgrund von bizarren Argumente ablehnen, ist wahr, aber es ist nur die eine Seite, es gibt aber auch die andere Seite. Das ist das Argument der Rechte.
Wenn jemand z. B. die Aufnahme einer bestimmten Arbeit wegen unvernünftiger Argumente ablehnt oder bei der Wahl eines Ehepartners nahezu nicht nachvollziehbar vorgeht, dann würde wir ihn dieses Recht auch nicht verweigern.
Wenn wir jetzt durch die Impfpflicht aus dem Schlammassel raus wären, könnte man ja noch irgendwie argumentieren. Doch das wird nicht der Fall sein. Das Virus kann am Ende mutieren und wir haben wieder eine gefährliche Variante.
Bei einer Impfpflicht möchte ich schon eine bessere Begründung sehen.
Ich sage nicht, dass es diese Begründung nicht gibt, ich sage nur, dass gewisse Argumentationen sowohl rechtlich als auch ethisch höchst fragwürdig sind.
(03.12.2021, 11:31)saphir schrieb: Manche sagen nun, dann sei das eben so. Und manchmal wird auch daran deutlich gemacht, dass Zusammenarbeit in der Praxis eben üblicherweise eher scheitert und dass es deshalb keinen Sinn macht diese überhaupt anzustreben.
Hier gilt mein Beispiel mit Newton: Impulserhaltung gilt, aber dennoch kommt ein bewegter Körper
auf der Erde irgendwann zum Stehen.
Es gibt Situationen, die als eine Art Umformulierung des Gefangendilemmas zu werten sind und dort macht Kooperation in der Tat keinen Sinn.
Aber das ist lange nicht immer der Fall. Es gibt Situationen, in denen Kooperation zu satten Gewinnen führt.
Die Spieltheorie ist ein rein mathematisches Modell. Was als "Output" zu werten ist, kann dabei frei gewählt werden. Es ist nicht nur Geld oder Werte, die sich in Geld ausdrücken lassen. Das Gefühlt, etwas gutes getan zu habe oder Freude mit der Freude eines andere Menschen kann durchaus auch in das Modell als Plus gepackt werden.
saphir schrieb:Also man möchte eigentlich einen haben, der die Verantwortung übernimmt, auch wenn der dann keine Wahl mehr lässt.
Das könnte man sogar spieltheoretisch "einmodellieren". Die Koste, die eigene Wahl treffen zu müssen, weil wegen Verantwortung tut weh und so.
Das ist allerdings keine Gewinnerphilosophie oder eine Geisteshaltung, die ich persönlich teile.
saphir schrieb:Frau Wagenknecht, die ja ebenfalls eine Impfgegnerin ist, wurde als Kind doch vermutlich mit diversen Impfungen versehen die ja in der DDR Pflicht waren. Man kann nun spekulieren, dass sie sich damals (oder danach) auch nicht den Kopf darüber zerbrochen hat.
Es bleibt die Frage, ob die historische Analogie wirklich taugt.
Die Argumentation:
- Entscheidung ist irrational
- Rationale Entscheidung muss vom Staat erzwungen werden
Diese Argumentation teilen wir in manchen Bereichen, das ist richtig. In vielen Bereichen aber auch nicht.
Zum Beispiel gibt es eine Gurtpflicht, aber keine Pflicht, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen oder Sport zu treiben.
Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist kollektiv wahrscheinlich durchaus rational. Individuell hängt es vom Risiko, schwer zu erkranken ab.