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United Kingdom | 11.09.2022, 18:21
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.09.2022, 18:22 von J R.)
es war mir schon immer ein Anliegen, einen eigenen Thread für das Land zu eröffnen. Es soll nicht um einzelne Titel gehen und auch nicht um den Brexit, dafür gibt es bereits einen Thread. Meine Vorstellung ist ein eigener Thread für die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung. Dies im Unterschied zu Deutschland und der EU im allgemeinen. Für die Anleger soll insbesondere die steuerliche Behandlung von Aktien und Derivaten berücksichtigt werden. Ein weites Feld.
Es wurde nicht der Titel "England", sondern der Titel "Vereinigtes Königreich" bzw. "United Kingdom" gewählt um das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland abzubilden. Also England, Schottland, Wales und Nordirland.
Irgendwie habe ich ein etwas romantisches Verhältnis zum Land. Über Jahrzehnte habe ich das Land besucht, beginnend als Schüler mit meiner ersten Auslandsreise, kann mich leidlich mit Einheimischen verständigen (einige Dialekte sind aber total unverständlich).
Aus aktuellem Anlass hat die Zeitung Financial Times die 70jährige Regentschaft der Königin in 10 Charts visualisiert. Es geht um die verschiedenen Regierungen, die Immigration, die Familienstrukturen, Bildung, Emanzipation, wirtschaftliche Entwicklung, die Inflation und Arbeitslosenzahlen, Import- und Exportstatistiken, Immobilienbesitzer, Lohnentwicklung.
https://www.ft.com/content/4ef98f0a-47c2...nts-anchor
würde gerne einige der Charts anzeigen, aber die Bildrechte liegen beim Anbieter (sichtbar durch "Bypass Paywalls Clean")
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RE: United Kingdom | 12.09.2022, 20:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.09.2022, 20:40 von J R.)
die schweizerische Finanzzeitung "Finanz und Wirtschaft" sieht einen perfekten wirtschaftlichen Sturm auf das Land zukommen. Die wörtliche Übersetzung des "perfect storm" bedeutet eine maximale Katastrophe. Es ist die Serie an Krisen, die so verheerend wirken können.
Zitat:Der neue König und die neue Premierministerin haben nun ein Land in einem perfekten wirtschaftlichen Sturm zu manövrieren. Truss selbst sagte bei ihrem Amtsantritt, es gelte die Krise der Inflation, der hohen Energiepreise und der Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Zudem müsse das nationale Gesundheitssystem reformiert werden.
Millionen Briten haben Angst, im bevorstehenden Winter ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Hinzu kommen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine, die Coronapandemie und der anhaltende Streit mit der EU über den Brexit.
Auch die Beziehungen zum traditionell engen Verbündeten USA gestalten sich derzeit schwierig. Die Londoner Notenbank erwartet, dass das Land Ende des Jahres in die Rezession abgleitet. Zum Ende des zweiten Elisabethanischen Zeitalters steht das Vereinigte Königreich vor grossen Herausforderungen.
Quelle: https://www.fuw.ch/article/koenigin-elis...-der-krise
die Energiekrise sollte das Land eigentlich leichter lösen können als hierzulande. Die Inflation hingegen könnte nur mit Zinssteigerungen bekämpft werden, aber danach sieht es nicht aus. Die Währung reagiert entsprechend, das berühmte Währungspaar GBP/USD "Cable" erreicht neue Tiefststände.
hier ein sehr langfristiger Chart des Cable (Nominal GBP/USD Exchange Rate Since 1791)
https://www.exchangerates.org.uk/article...odays.html
Nachtrag: ich finde das aktuelle Titelbild des ehemaligen Nachrichtenmagazins (Zitat Blogger fefe) respektlos. Da wird die Königin mit geschlossenen Augen gezeigt, quasi ein Totenbild. Würde das Magazin das auch bei einem hochrangigen deutschen Politiker machen? Wegen dieser provozierenden Art des Hamburger Pressehauses habe ich Verständnis für Deutschlandfeindliche englische Tabloid-Zeitungen.
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RE: United Kingdom | 13.09.2022, 01:02
Eine Rede als Warnruf: Die BBC versagt als Aufklärer im Zeitalter des Populismus
Es war mehr als nur eine Rede, es war ein Befreiungsschlag, ein kathartischer Moment, nicht nur für Emily Maitlis selbst, sondern auch für all die Briten, die die akute Bedrohung der BBC durch die britische Tory-Regierung längst als Teil der Angriffe auf ihre Demokratie wahrnehmen. Denn seit Boris Johnson 2019 die Regierung übernommen und die alte konservative Partei in eine rechtspopulistische verwandelt hat, ist der politische Druck auf die BBC derart gestiegen, dass immer mehr ihrer besten Reporter und Presenter die Segel streichen.
...
https://uebermedien.de/76128/eine-rede-a...obal-de-DE
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RE: United Kingdom | 17.09.2022, 06:00
ein Leitartikel im Economist vom 09.09.2022
https://www.economist.com/britain/2022/0...les-do-now
man kann die Souveränität des Königs nicht recht einschätzen, es wird eine stärkere Ausrichtung auf Ökologie und Klimaschutz vermutet. In der Vergangenheit zeigte der Kronprinz Unterstützung für den Dalai Lama und boykottierte das China-freundliche Protokoll. Aber man kann es nicht einschätzen ob es nur Geste war oder ob es konsequent durchgezogen wird. Viel Spekulation und Unsicherheit, vielleicht steckt da der Wunsch nach einem moralischen Vorbild und politischer Führung in den unsicheren Zeiten.
Der Artikel schliesst mit der alten Regel, “The King never dies,” as the old legal maxim had it. Rex nunquam moritur.
Zitat:And, beyond the bells, a man has lost his mother. The fact feels almost forgotten. One monarch breathes out; another breathes in. No breath, no beat is missed.
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RE: United Kingdom | 27.09.2022, 03:17
vor ein paar Tagen kam die Meldung, dass der britische Finanzminister die Banker-Boni niedriger besteuern will. Die Gewerkschaften protestierten dagegen, die SZ zitiert einen Funktionär, der das eine Beleidung für Arbeiter nennt.
Das Vorhaben soll nächstes Jahr umgesetzt werden. Die Zusatzsteuer auf Banker-Boni soll abgeschafft werden, sie wurde 2014 eingeführt. In der Financial Times wird das Reformpaket neu berechnet: bei einem Bruttoentgelt von 100.000 GBP / 200.000 GBP wären die Nettoverdienste 67.426 bzw. 120.398 GBP. In den einschlägigen Medien wird vor Boni-Exzessen gewarnt, aber gemessen an den Abzügen von 32,6% bzw. 39,9% ist das weit entfernt von Steuerparadiesen und gar nicht so weit weg vom deutschen Höchststeuersatz 42%.
Die geplante Reduzierung der "stamp duty tax" betrifft nicht den Aktienhandel, sondern Immobiliengeschäfte. Es gibt Freigrenzen bis 250.000 GBP. Man kann diese Stempelsteuer (SDLT) mit der Grunderwerbsteuer vergleichen.
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RE: United Kingdom | 27.09.2022, 04:38
die genannten Steuerreformen sind Teil eines grösseren Pakets. Als das vorgestellt wurde, da sank der Wechselkurs des Pfunds deutlich. Im Laufe des Tages erholte sich der Kurs zwar wieder, aber das Ansehen der neuen Regierung hat Schaden genommen. Die Märkte glauben nicht, dass die Regierung Truss die Neuverschuldung und das Defizit stemmen kann.
Dies Köpfe der neuen Regierung unter Premier Truss haben bereits 2012, also lange vor dem Brexit, ein politisches Programm herausgebracht, dass sie jetzt umsetzen wollen. Es geht um "Britannia unchained", eine Bestandsaufnahme nur wenige Jahre nach der Finanzkrise 2008.
Sehr populär scheint es nicht gewesen zu sein, habe davon jedenfalls nichts mitbekommen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich im Allgemeinen politische Pamphlete für sterbenslangweilig halte. Im Wesentlichen sind es radikal-marktwirtschaftliche Reformen, eine Art zweite Thatcher-Revolution.
Zitat:Das Manifest ist berühmt-berüchtigt geworden, auch wegen der harschen Kritik an zu wenig fleißigen britischen Arbeitern. Vorbilder sollten die dynamischen ostasiatischen Tigerstaaten Taiwan, Hongkong und Singapur sein. Für manche Brexit-Anhänger – zu denen Kwarteng (anders als Truss) schon früh zählte – wurde der Traum von „Singapur an der Themse“ bestimmend.
Quelle FAZ
aber was sind denn die Ketten, von denen das Land sich befreien soll?
* die Briten haben den Glauben an sich selbst und an ihre Geschichte verloren
* übertrieben pessimistische Einschätzung und wirtschaftlicher Abstieg des Landes "spirit of decline"
Zitat:... to avoid the decline, Britain needs to look out to rest of the world and learn once again what it seems to have forgotten...
... Um den Niedergang zu vermeiden, muss Großbritannien auf den Rest der Welt blicken und wieder lernen, was es vergessen zu haben scheint...
Quelle Britannia Unchained, S. 19
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RE: United Kingdom | 27.09.2022, 07:35
ein Blick auf die volkswirtschaftlichen Daten des Landes. Hier eine Übersicht über Importe und Exporte (Stand Juni 2022).
Es gab die politische motivierte Überlegung, den Handel mit der EU zu reduzieren und dafür den Handel mit den Commonwealth-Staaten auszuweiten.
Zitat:£31bn boost for Global Britain as UK exports to Commonwealth markets hit highest level in 15 years
Quelle: https://www.cityam.com/31bn-boost-for-gl...-15-years/
Nach den jüngsten Zahlen ist der Export zur EU etwa 5mal so gross wie zum Commonwealth. Die negative Handelsbilanz bremst das Wirtschaftswachstum und erhöht die Schulden. Momentan ist nur der Handel mit den USA ausgeglichen. Hintergedanke ist eine Stärkung des Exportleistung eines Landes durch die schwächere Währung.
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RE: United Kingdom | 27.09.2022, 07:54
Der Absturz des Pfunds war grosses Thema heute früh bei Bloomberg.
Kommentar: Die Notenbank sei hoffentlich der einzige Erwachsene im Raum.....
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RE: United Kingdom | 30.09.2022, 08:40
#6
Zitat J R: "Dies Köpfe der neuen Regierung unter Premier Truss haben bereits 2012, also lange vor dem Brexit, ein politisches Programm herausgebracht, dass sie jetzt umsetzen wollen. Es geht um 'Britannia unchained', eine Bestandsaufnahme nur wenige Jahre nach der Finanzkrise 2008." (zitatende)
Hast du dazu einen Link oder eine Quelle?
Würde mich mal interessieren. Klingt wie die schröderische Agenda-Politik, nur auf britisch.
Die britische Wirtschaft hat schließlich durchaus das Problem, dass sie stark auf die Finanzbranche fokussiert ist. Das hat nicht nur Vorteile.
Das Ziel eines "Singapur an der Themse" scheint mir zwar unerreichbar, aber nicht völlig widersinnig.
#8
Für eine exportorientierte Wirtschaft ist eine schwache Währung doch gut. Hat Japan im Grunde genommen auch gemacht.
Wo ist das große Problem?
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RE: United Kingdom | 30.09.2022, 10:00
Kein Problem, das Pfund ist nun ja auch wieder da wo es war.
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