(17.03.2022, 22:17)Magnum schrieb: ....Du klingst für mich wie jemand der mit mechanischen Ansätzen den Markt "knacken" wollte. Das funktioniert aber nicht, dafür braucht es IMHO mehr als ein paar Indikatoren zusammenzumixen.
Ne, da liegst du glaube ich falsch.
Das was du mechanischen Ansatz nennst, ist auch aus meiner Sicht einer der vielversprechendsten Wege.
Weil es unterm Strich - schlicht und ergreifend - unterm Strich die Wahrscheinlichkeiten so lange erhöht bis man
mit bestimmten Zeithorizont fast schon richtig liegen muss und viel wichtiger (!) alle emotionalen Komponenten "ausschaltet".
Eines vorweg - es ist so wie Pete schreibt - wir wissen nichts über die Märkte, rein gar nichts, es kann alles
so sein wie wir denken, aber auch jedes Mal das genaue Gegenteil davon. Das einmal zu verstehen ist in der Tat
das aller- allerwichtigste um auf Dauer erfolgreich zu sein. Das muss man einmal verstanden haben, sonst
landet man immer wieder zwangsläufig bei der emotionalen Komponte - der schlechtestmögliche "Berater".
Auch in diesem Forum konnte man das in den letzten Wochen extrem gut beobachten, wieviel Verlust das bedeuten kann,
wenn man das nicht im Griff hat.
Vergleichen wir das Ganze doch mal mit einem professionellen Pokerspieler - der erste Reflex ist doch immer
zu denken, das ist ein Glücksspiel und das kann man nicht beeinflussen. Stimmt auf ein einzelnes Spiel bezogen -
diesbezüglich sind erfolgreiches Pokern und erfolgreiches Investieren aber sehr gut vergleichbar und man kann
von guten Pokerspielern einiges lernen.
Warum landen dann bei den großen Pokerevents so oft immer die selben Personen unter den letzten 100
erfolgreichen Pokerspielern immer "in the money" ? So ungerecht verteilt kann das Glück ja nicht sein, oder ?
Die haben halt "mechanisch" - um im Bild zu bleiben - verstanden was sie in welcher Situation am Tisch
unternehmen müssen, um im Long Run erfolgreich zu sein - wohlwissend das sie immer wieder auch
verlieren werden, sei es einzelne Spiele (hier sorgen sie mit Ihren Setzgrößen dafür möglichst lang im Spiel
zu bleiben bei maximal kalkulierbarem Gewinn) oder Turniere. Die machen auch nichts aus emotionalen
Beweggründen, auch wenn sie das den Gegner immer glauben lassen wollen. Die handeln stumpf von
oben nach unten mechanisch alles ab. Das könnte ein Affe, so er die Regeln verstehen würde, ebenso.
Zurück zu den Aktien. Was Pete und viele Andere machen, um dafür zu sorgen das die "Mechanik" stimmt,
ist das sie alles was sie wirklich und real beeinflussen können, "abarbeiten" und somit auch Ihre Chancen
unterm Strich signifikant erhöhen um langfristig erfolgreich zu sein.
Beim Pokern weiss man statistisch welche Hände bei Millionen von Spielen wann, wie mit welchen prozentualen
Setzgrößen des Stacks langfristig Erfolg haben. Bei Aktien weiss man welche Kennzahlen des Unternehmens
erstmal "ok" sein müssen (Standardbilanzzahlen, bei DGRI dann Cashflow kann Dividende bedienen, möglichst wenig Schulden usw...usf.)
um langfristig die Basics zu bedienen um überhaupt erfolgreich sein zu können. Bedeutet bei einzelnen Unternehmen dann nicht,
das sie das auch sein werden. Da sind wir wieder beim Punkt "Nichtswissen". Bei entsprechender "mechanischer" Diversifikation über 25
oder sogar 50 Titeln ist auch das mathematisch immer unwahrscheinlicher.
Das kann man jetzt immer weiter runterbrechen, der Pokerspieler weiss wann er auszusteigen hat obwohl er vielleicht sogar vom
Gefühl her denkt das er besser ist. Eine mechanische Strategie an der Börse gibt dir auch genau vor, wann du was zu tun hast (Geschäftsfeld ändert sich,
FCF sinkt, Burggraben wird verloren usw...).
Fazit - aus meiner Sicht ist "mechanisch" für uns als Kleinstinvestoren ein sehr guter Weg um erfolgreich zu sein.
Ich glaube es gibt hinreichend Statistiken und Untersuchungen, die belegen das die meisten Menschen an der
Börse wegen Ihrer Emotionen verlieren (Verluste schmerzen doppelt so sehr wie Gewinne usw.).
Also ja - je mechanischer man das ganze für sich gestaltet und stumpf "abarbeiten" kann, desto besser ist das - in JEDER Börsenphase.