(13.07.2022, 10:52)BaLü schrieb: Ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit bei 90% liegt das kein Gas mehr fließen wird. Auch wenn nur noch 5-10% fließen sollte ist es für mich fast das gleiche wie kein Gas.
Das Taktische Ziel der Boykottirungen ist doch Putins Wirtschaft zu schwächen. Nach ein paar Monaten kann man schon ein Resümee ziehen und sagen das das Zielnicht nur nicht erreicht worden ist sondern genau das gegenteil bewirkt hat. Mir fehlt da noch die Zeitliche komponente wie lange soll das weiter gehen bis man zugeben kann das die Taktik gescheitert ist? Glaubt man das nach 6 Monaten oder 1 Jahr die Taktik doch noch aufgeht?
Ich habe langsam das Gefühl das es gar nicht darum geht Putin zu schwächen sonst würde man sich doch anders verhalten.
Lieber jetzt ein Ende mit schrecken als ein schrecken ohne Ende. Macht das verdammte Nord Stream 2 auf!
Ich denke das Gegenteil - Russland wird so lange es möglich ist so viel wie möglich rausholen. Wahrscheinlich wird nicht
das absolute Maximum geliefert um den Druck aufrecht zu halten. Aber ich kann mir kaum vorstellen das es so kommt
wie Du denkst. Das Gas was nicht zu uns kommt kann grösstenteils nirgendwo anders hin - da fehlt die Infrastruktur
an Pipelines um es nach China oder sonstwohin liefern zu können. Wegen der Sanktionen könnte es auch schwierig
werden eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Klar könnte Russland die Teile über kurz oder lang auch selbst
herstellen. Aber dafür braucht es dann auch Maschinen und Technologie an denen es wegen der Sanktionen mangelt.
Alternativ könnte die Technologie die das Gas in den Westen bringt demontiert und an anderer Stelle wieder montiert
werden um das Gas woanders hin zu transportieren. Wäre das möglich? Wahrscheinlich? Wie lange würde das dauern?
Und wieso denkst Du das das Ziel nicht erreicht wurde? Es gibt einen Handelsüberschuss in Russland. Liegt woran?
Weil mehr exportiert als wegen der Sanktionen importiert wurde. Es fehlt an immer mehr Teilen aus dem Westen.
Jetzt werden ein paar funktionierende Flugzeuge von Airbus und Boing als Ersatzteillager genutzt um die anderen
Flugzeuge in Schuss zu halten um zu verhindern das über kurz oder lang gar keine Flieger mehr abheben können.
Kürzlich habe ich ein Video gesehen in dem die wirtschaftlichen Probleme der Russen Thema waren. Extrem gestiegene
Preise überall. Kann mich an ein Handy erinnern (iPhone?) das vorher 1000 Dollar gekostet hat - jetzt kostet es 2500 Dollar.
Obwohl der Rubel nach oben gegangen ist. War nur ein Beispiel - gibt lebenswichtigere Produkte bei denen die Preise auch
hoch gegangen sind.
Wie lange gibt es jetzt die verschärften Sanktionen wegen dem Ukraine-Überfall? 4 Monate? Braucht halt seine Zeit
bis sich die Lager leeren. Denke mit Lebensmitteln werden die auch ohne den Westen versorgt sein.
Ob sich die Russen diese leisten können ist ein anderes Thema. Medikamente sind von den Sanktionen ausgeschlossen.
Der Exportwert nach Russland ist mittlerweile auch schon wieder nach oben gegangen - mit allen Waren die nicht von
den Sanktionen betroffen sind.
Die Probleme sind erst am entstehen - bei Technologie, Maschinen, Ersatzteilen - wenn die Lager leer sind, Maschinen,
Produktionskapazitäten ausfallen, dann können wir nochmal drüber diskutieren ob die Taktik gescheitert ist.
Dann könnte es sogar doch auch Probleme mit der Lebensmittelversorgung geben.
In diesem Sinne - wenn Putin den Gashahn nicht mehr aufdreht - was sollte uns daran hindern die Sanktionen nicht
noch weiter zu veschärfen? Dann könnte man auch sagen Pharma- und Medikamente werden nicht mehr exportiert.
Weil wenn das Gas fehlt, können wir die nicht mehr produzieren, das was da ist bleibt bei uns und wird nicht mehr
nach Russland geliefert. Dementsprechend könnte ein Gasstopp auch ganz schnell ein zweischneidiges Schwert mit
(extremen) Folgen für Russland selbst werden.