Also:
Ich denke, es ist mal an der Zeit, dass ich hier ein paar Info's poste, wie der Markt wirklich funktioniert und worauf man achten muss, wenn man darin rumfuchtelt.
Als Background: Ich handle BTC Derivate seit Anfang 2017, hab also die Anfänge mitgemacht, mit allem drum und drann :)
1. Macro: Bitcoin ist kein Inflationsschutz und kein Ersatz für Gold. Bitcoin bedient eine globale Ineffizienz, nämlich den begrenzten Zugang zum USD. Während es für die westliche Welt kein Problem ist, jederzeit an USD heranzukommen, ist es für Privatpersonen der Mittelschicht der 2ten und 3ten Welt fast unmöglich. Grade die möchten aber aus ihren hyperinflationierenden Währungen in den Save Haven US Dollar.
Zudem betragen laut Weltbank die durchschnittlichen Transaktionskosten über 6% und da ist Bitcoin weit darunter.
Grade in Asien existiert ein großer Bedarf, weßhalb beispielsweise auf den Philippinen inzwischen fast 7% aller Überweisungen in Cryptowährungen durchgeführt werden. Der Weg führt von der lokalen Währung über P2P Exchanges in Bitcoin, welche dann auf Offshore Börsen überwiesen und dort in US - Dollar Stablecoins getauscht werden.
https://twitter.com/NGRSenate/status/135...71301?s=20
2. Mining
Mining findet überwiegend in China statt, wo in der Saison hauptsächlich Wasserkraftwerke die Mining - Riggs mit Strom versorgen. Aber auch andere Regionen mit billiger Elektrizität und kaltem Klima (die Dinger müssen gekühlt werden) sind beliebt. Die Miner sind Produzenten und natürliche Longs, die konstant BTC in Fiat tauschen, um ihre Rechnungen zu bezahlen, was jedoch ein großes Problem darstellt.
3. Das KYC/AML Problem:
Keine Bank der Welt will Kunden, die im Krypto - Business tätig sind. Durch die pseudonyme Natur der Blockchain ist es extrem schwer, den Ursprung der Bitcoins festzustellen. Kommen auch nur ein paar hundert illegal erworbene Satoshis über Umwege in die Hände der Kunden und werden in Fiat getauscht, macht sich die Bank strafbar in Bezug auf Geldwäsche.
5. Die Lösung:
Die Bitcoin Miner gehen daher den Umweg über große Lending - Desks und hinterlegen dort ihre BTC als 100% Collateral für einen Kredit in USD. Wenn der Preis fällt, werden die BTC liquidiert und der Lender befriedigt. Die Lender sind daher natürliche Shorts, welche ihre Bücher mit Terminkontrakten absichern, also Futures kaufen um die BTC Sicherheiten zu hedgen, die sie ja nachher zurückzahlen müssen. Die Zinsen für solche Loans sind weit über Fiat Niveau und gehen von 5% bis teilweise 50% p.a.
6. Basis:
Daraus resultiert, dass die Terminkontrakte permanent über Spot handeln und gleichzeitig eine Indikation für den Zustand des Crypto - Kreditmarktes sind. Geht der Preis nach oben, steigt der Kreditbedarf der Miner und somit auch die Basis. Die Miner haben ja Bitcoin und verdienen am Preisanstieg mit. Wenn der Preis fällt, tauschen die Miner lieber das Notwendigste sofort in Stablecoins und cashen kleinere Summen über diverse Exchanges aus in echte USD.
Kleine Summen sind leichter zu handlen als z.B. 8 stellige Beträge.
Dadurch entsteht für die Miner ein Trade - Off. Gehen sie davon aus, dass der Preis steigt, zahlen diese lieber 10% p.a. und verdienen 20%+ am Preisanstieg. Wenn der Markt flat ist, cashen sie lieber aus und sparen sich die Zinsen.
Die Miner sitzen direkt an der Informationsquelle und haben dadurch, dass die die Transaktionen in die Blockchain einbauen einen direkten Einblick in die Nachfrage nach BTC.
7. Information:
Nachdem das oben genannte verstanden wurde, kann der geneigte Leser einige Dinge recherchieren, die nur im Cryptomarkt existieren. Alle Transaktionen auf der Blockchain sind öffentlich und Public Keys der Exchanges und Miner sind meist bekannt. Dadurch kann jeder sehen, wann große BTC Beträge von der Börse abgezogen und in Cold Storage bewegt wird oder aber auf die Börsen überwiesen werden um letztendlich in Fiat getauscht zu werden.
Wenn ich also sehe, dass 20-30k BTC auf Binance landen, kann man davon ausgehen, dass der Markt unter Druck gerät. Am Sonntag wurden 2m BTC auf Gemini überwiesen, was letztendlich den großen Selloff verursacht hat...denn diese Info haben alle und verkaufen natürlich dann auch.
Wenn ich umgekehrt sehe, dass die Stablecoin Reserven steigen und gleichzeitig BTC abgezogen werden, kann ich davon ausgehen, dass viele die Stablecoins in BTC umtauschen werden, welche natürlich nicht mehr verfügbar sind, weil die Whales sie in Cold Storage haben.
Das Verhältnis zwischen BTC und Stablecoins auf den Exchanges ist dadurch der wichtigste Makro Indikator.
8. Derivate:
Nimmt man zusätzlich die Basis als Informationsquelle, hat man schon einen guten Überblick über den Marktstatus. -
- BTC Reserven low, Stablecoin Reserven high, Basis high->Markt ist im Bull - Mode
- BTC Reserven high, Stablecoin Reserven low, Basis low - Markt ist im Range/Bear - Mode
Eine zusätzliche Info ist die Options - Skew, also wie teuer sind z.B. 25 Delta Puts im Vergleich zu den 25 Delta Calls.
Viele Miner nutzen zur Absicherung ihrer Bestände Collars, verkaufen also Calls und kaufen dafür Puts. Die Options Skew gibt Auskunft darüber, wie spekulativ die Minerpositionen sind.
Calls teuer, Puts billig: Miner sind spekulativ long
Calls billig, Puts teuer: Miner sind abgesichert
Richtig rund geht's, wenn der Markt runterkommt und die Lender Collateral liquidieren müssen um ihre Loans zu bedienen. Dann entsteht eine Verkaufskaskade ähnlich eines Stop Runs:
Markt geht runter, Collateral wird weniger wert->Liquidation, also Verkauf von BTC am Spotmarkt -> gleichzeitig löst der Lender seinen Hedge auf, verkauft also Futures, was den Markt zusätzlich unter Druck bringt und weitere Liquidationen auslöst.
Also:
Informiert euch mal ein bißchen und googled die entsprechenden Info's und Datenquellen. Das meiste ist kostenlos oder wirklich günstig. Dann könnt ihr auch aufhören, den Gerüchten und veralteten News hinterherzulaufen und Dinge zu glauben, die nicht relevant sind.
Alpha auf dem Silbertablett.
Viel Spaß