(13.05.2021, 02:30)Ramonet schrieb: Die Inflationssorgen teile ich nicht.
Die Corona-Massnahmen haben die Wirtschaft sehr heftig und disruptiv getroffen. Die Gegenmassnahmen wirkten jedoch nur teil- bis gar nicht kompensatorisch, da ja der Wirtschaftskreislauf zu einem grossen Teil gestört war. Sichtbar war dies an hohen Sparquoten.
Aktuell gibt es die Tendenz zu einer Rückkehr in die Normalität. Einerseits ist auf der Ausgabenseite viel Geld da, das die Leute auch ausgeben wollen; andererseits sind die Möglichkeiten noch nicht wieder voll gegeben. Läden und Gastronomie haben noch nicht wieder komplett geöffnet, Reisen ist schwierig etc. Zudem hakelt es bei Lieferketten. Auch ist die Situation länderspezifisch unzterschiedlich.
Um es mal etwas rustikaler auszudrücken: Nach einer langen Diät mit Verstopfung kann es bei anschliessender Völlerei schon mal zu Durchfall kommen.![]()
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Insofern halte ich höhere Inflationsraten für ein vorübergehendes Phänomen. Eine Lohn-Preis-Spirale, wie sie für eine Dauerinflation notwendig wäre, sehe ich hier nicht kommen.
Bei der Asset-Inflation kann ich mir eine Abschwächung vorstellen, da die Erträge in Form von Dividenden und Mieten einfach nicht mehr mitlaufen. Aber solange die Spekulationsgewinne laufen, wer weiss...?
Danke für diese Worte, ich hoffe inständig Du behältst Recht. Wäre das Beste für alle...
Aber:
Die expansive Geldpolitik gibt es nicht erst seit Corona. Die Corona Krise hat den Politikern aber zu viel Zaubermittel in Form von Macht in die Hand gegeben mit der sie nicht umgehen können. Sie haben mit Massnahmen Lieferketten unterbrochen und die ganze Welt mit Geld überschwemmt. Sie haben die expansive Geldpolitik nochmals stark ausgebaut, aber diesmal mit Helikoptergeld. Drei oder vier Checks haben US Bürger nun schon innerhalb von 1 1/2 Jahren bekommen. Und sie fordern natürlich jetzt immer mehr und grössere solche Checks.
Das mit der Lohn/Preisspirale hat schon angefangen. In den USA ist es schwierig geworden Leute zu rekrutieren, die Löhne müssen steigen. Also noch mehr Geld bei noch weniger Waren weil viele "Just-in-Time" Fabriken geschlossen sind und das wohl auch noch eine Weile bleiben werden.
Asset Inflation haben wir seit über einem Jahrzehnt. Der Grund dafür war die Art und Weise wie das Geld in den Verkehr gesetzt wurde: es wurden Wertpapiere gekauft. Das heisst das Geld floss in die Taschen derer die es nicht mehr für Konsumgüter ausgeben weil sie diese Art von Ausgaben schon abgedeckt haben; es fliesst in Immobilien und Wertpapiere. Im letzten Jahr hingegen wurde Helikoptergeld verteilt. Das belebt die Wirtschaft und löst Inflation aus, aber man kann es nicht so einfach wieder aus dem Verkehr ziehen.
Die "freie" Wirtschaft basiert auf Wachstum und Konkurrenz. Konkurrenz ist sehr wichtig damit auch Firmen sterben; endloses Wachstum gibt es nämlich nicht. Sterbende Firmen helfen der Welt weil sie Effizienz fördern und eine "grüne Wiese" für bessere Firmen der gleichen Branche zurücklassen. Die Corona Massnahmen haben diesen Kreislauf unterbrochen. Oder besser gesagt das Absterben hinausgezögert. Sobald die Hilfen auslaufen werden diese Firmen zusätzlich zu den normalen Pleiten noch sterben und einen riesigen Schuldenberg hinterlassen. Das Gleichgewicht wurde so stark gestört dass es Jahre oder Jahrzehnte dauern wird das wieder herzustellen.
Wir Aktionäre können der Situation relativ gelassen gegenübertreten. Es wird bestimmt Verwerfungen geben wenn Zinsen angehoben werden, aber das ist temporär. Kopf runter und durch! Die After-Party von Corona hat noch nicht richtig angefangen.
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Der einzige gute Tipp von Deinem Broker ist ein margin call.