(22.05.2022, 21:48)jf2 schrieb: Nein, das ist auch nur Quatsch. weil SWIFT auch noch eine Zahlungsgarantie enthält. Nun mag es sein das für die eine superwichtige Einzelzahlung man auch ohne SWIFT auskommt. Das gilt aber überhaupt nicht für ganz normale Transaktionen über 4- bis 6-stellige Beträge weil eine Bank an so einer Transaktion im Normalfall 0 Interesse hat, die sagen Dir dann halt "machen wir nicht". Das kannst Du in der ganzen westlichen Wirtschaftswelt beobachten das die Firmen Sanktionen eher noch im vorauseilenden Gehorsam verschärfen obwohl sie im konkreten Einzelfall noch nicht zu Einschränkungen verpflichtet sind. Nur mal als Beispiel: Interactive Brokers hat kurz nach Kriegsbeginn sämtlichen Handel mit ADR's russischer Aktiengesellschaften stillgelegt obwohl da der Handel noch nicht sanktioniert war.
Aber wahrscheinlich glaubst Du trotzdem das das alles ganz einfach zu umgehen ist weil es ja nicht sein kann das da was dran ist wenn westliche Politiker erklären das die Russland-Sanktionen die strengsten Sanktionen sind die je verhängt wurden. Man blockiert das komplette russische Finanzsystem (mit Außnahme der Zahlungen die man selber noch braucht, siehe Bezahlungen von Rohstofflieferungen der Russen, neben Öl und Gas auch so Sachen wie Nickel, Alu etc.) und Du glaubst man wird doch mit nem Entwicklungsland mal locker ne Zahlung über 1000Tonnen Weizen abwickeln können. Das der Westen seit Jahrzehnten jeden wirschaftlich unter Druck setzt der in irgendeiner Art unliebsam ist hat Dir die deutsche Presse anscheinend nicht berichtet.
Auch hast Du anscheinend keine Vorstellung wie eine internationale Zahlung läuft die elektronisch ausgeführt wird, wo also kein Bargeld transportiert wird. So etwas läuft immer über Zentralbanken und die russische ist Ausgeschaltet.
Zahlungsgarantie? Wäre mir neu. Sowas muss normalerweise extra beauftragt werden das die Bank eine
Zahlungsgarantie gibt. SWIFT gilt als seriös. Daran angeschlossene Banken werden ebenso als seriös angesehen.
Von daher kann man davon ausgehen das die Zahlung auch ankommt wenn sie avisiert wurde.
Der Zahler schickt dann einfach eine Kopie der von der Bank getätigten Swift-Zahlung an den Verkäufer - der
kann dann ggfs. die Lieferung veranlassen bevor das Geld auf dem Konto ist - je nachdem wo die Bank des
Verkäufers/Zahlungsempfängers liegt kann das aber auch mal ein paar Tage dauern.
Grundsätzlich ist es ja so das eine Bank erstmal prüft ob genug Geld auf dem Konto ist bevor sie eine Überweisung
mit SWIFT veranlasst.
Klar werden nur Summen gecleart - zwischen den Zentralbanken. Innerhalb Deutschlands zwischen den
Landesbanken (Zentralbanken der Sparkassen) GZ-Bank (heute die Zentralbank der Genossenschaftsbanken - gab
es früher ein paar mehr - WGZ, SGZ, .... ) Filialen der Bundesbank....
Als ich Anfang der 90er meine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht haben wurden die Überweisungen
für die Abbuchungen noch eingetippt und dann verteilt - teilweise direkt an die Banken der Umgebung,
alles andere wurde an die SGZ-Bank oder per Bote an die Filliale der Bundesbank weitergegen - die haben
das dann an die Privatbanken, Landesbanken weiterverteilt,.... wir haben dann paar Tage später die
Microfiche erhalten. Ist heute alles anders.....
SWIFT wurde nur für internationalen Zahlungsverkehr genutzt - wenn es ging. Wir hatten einen Kunden
der war Holzhändler. Der war international tätig. Internet gab es noch nicht. Weiß gar nicht mehr was der
war - Bulgare, Franzose, Luxemburger, keine Ahnung - auf jeden Fall konnte der kein Deutsch.
Kam immer entweder mit Tochter oder mit der Assistentin an - beide immer top gestylt und sehr sexy.
Hat Holz aus dem Schwarzwald in die Welt verkauft und auch international Holz herumgeschoben.
Der hat unsere Abteilung für Auslandszahlungsverkehr regelmässig ins Schwitzen gebracht.
Weil es eher die Regel als die Ausnahme war das das Geld zu Banken überwiesen werden musste die
nicht im SWIFT-System drin waren. War kompliziert, hat manche Kollegin zum heulen gebracht weil
die Schiss hatte das der 7- oder sogar 8-stellige Betrag im wahrsten Sinne des Wortes irgendwo im
Dschungel landet aber es hat dann doch immer wieder geklappt.
War aufwändig. Aber hat auch ordentlich Gebühren eingebracht. Gleichzeitig hat er viel mit Wechseln
und Finanzierungen gemacht - also ein anstrengender aber auch ein guter Kunde. Klar macht man
sich keine solche Arbeit mit einem kleinen Bäcker der 2 Tonnen Weizen in Russland bestellt.
Auch nicht in Somalia. Das werden dann schon Grosshändler sein. Und die Bank wird schon Wege
finden das Geld über ein paar Ecken und Routen nach Russland zu schicken. Ohne SWIFT
SWIFT -> https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/un...ift-603612
Anders als Du vermutest habe ich schon eine Vorstellung wie sowas abläuft. Zumindest damals.
Was sicher komplizierter war als heute. Mit SWIFT ist es einfacher. Aber es geht auch ohne.
Gibt heute noch Future-Broker und Banken in USA die nicht an SWIFT angschlossen sind -
da musst Du das Geld bei Kontoeröffnung auch über Korrespondenzbanken verschicken -
da gibts dann kein BIC sondern Du brauchst den ABA-Code der entsprechenden Banken.
Die russische Zentralbank ist auch nicht ausgeschaltet - sie hängt nur nicht mehr am SWIFT-Systen.
Die Gelder bei den Zentralbanken in Europa und USA sind eingefroren - aber nicht die Gelder
in China oder sonstwo. Die EU- und USA-Sanktionen tun weh und sollen Druck aufbauen.
Aber sie schalten Russland nicht komplett aus. Weder was den Warenhandel angeht noch
Finanztransaktionen mit anderen Ländern in Afrika, Asien, Südamerika.
Da sind die Lichter bei der russischen Zentralbank nicht nur nicht aus - sondern die Mitarbeiter
mit Sicherheit schwer am rödeln um das Geld von A nach B zu schicken oder Anweisungen
weiterzugeben wie internationale Kunden aus Asien, Afrika, Südamerika ohne SWIFT Geld
überweisen können oder sollen.
Interactive Brokers und nicht mehr handelbare ADRs haben damit überhaupt nichts zu tun.
Wie gesagt - Du wirfst zu viele Sachen in einen Topf die nichts miteinander zu tun haben.
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