RE: Russland
| 29.05.2022, 14:41 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.05.2022, 14:48 von Skeptiker.)(29.05.2022, 11:42)Ste Fan schrieb: Wenn ist so ein Vergleich den legitim?
Das hängt von der Ähnlichkeit der Situation ab.
Wenn die Polizei einen Verdächtigen festnimmt und die Mafia jemanden entführt, dann ist das oberflächlich gesehen schon das selbe. Wenn man von gewisse Umständen abstrahiert, dann ist es sogar das gleiche. Eine Gewalt versucht einem Individuum habhaft zu werden, welches sich dagegen wehrt.
Dennoch glaube ich, dass die meisten Leute nicht sagen werden, "das ist einfach das selbe".
Ste Fan schrieb:Oder ist ein Vergleich von vorne weg nicht legitim wenn es um Demokratie vs. Autokratie/Diktatur geht? Also im Westen nur "gewisse" Doppelmoral weil Regierungen ja wechseln und die neue da nix fuer die Aktionen der alten kann??
1. Es mag sein, dass es im Formalismus des Völkerrechts keinen Unterschied macht, wie eine Regierung zu stande gekommen ist und wie sie sich legitimiert. Bei der politischen Beurteilung, denke ich, dürfte man da doch einen Unterschied machen.
Mal ein radikales Beispiel: Wenn mehrere Gruppen von aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität sich zusammentun und ein paar Städte in ihre Gewalt bringen, würden wir das doch auch kaum als so legitim ansehen wie eine politische Rebellion oder eine Unabhängigkeitsbewegung.
2. Das mit der Doppelmoral ergibt sich doch notwendig.
Wenn wir heute eine Regierung von Partei A haben, die den Prinzipien X folgt, dann handeln wir "kollektiv" danach. Morgen ist dann Regierung von Partei B dran und deren moralischer Kompass zeigt nach Y.
Natürlich kann man darüber nachdenken, wie es anders sein könnte und natürlich bleibt die strategische und geopolitische Lage gleich, aber eine gewisse Doppelmoral ist deshalb unvermeidlich.
3. Das ganze Argument basiert ja auf der Idee, dass der Westen sich nicht so haben soll, weil er ebenfalls "dreck am Stecken hat". Was wäre, wenn ich den Westen genauso verurteile wie das Vorgehen in der Ukraine jetzt?
Ste Fan schrieb:In beiden Faellen geht es im Kern um strategischen Interessen - dies wird in der Diskussion komplett ausgeblendet.
Es gibt in diesem Bereich verschiedene Schulen, die andere Analysen vornehmen. Durchaus vergleichbar mit den verschiedenen Schulen in der Ökonomie.
(Ich persönlich sehe das eher als Bereicherung und interessant, nur damit man mich nicht missversteht.)
Ste Fan schrieb:Zum Thema Ruecksicht aud Menschenleben: Der einfache Iraker, Syrer oder Libyer hatte nicht nach Befreiung geschrien
Korrigiere mich bitte, falls ich falsch liege, aber:
Hat der arabische Frühling nicht genau so angefangen, dass es Proteste gab?
Ste Fan schrieb:Eine demilitarisierte Zone ist ok wenn es Erdogan in Syrien macht, aber in der UKR gegen das Voelkerrecht?
Sorry, aber du irrst, wenn du mir diese Meinung unterstellst.
(29.05.2022, 13:05)jf2 schrieb: Jo, Dir und deiner Gewissheit wer böse und wer gut ist auch alles Gute noch.
Ich habe so meine Werturteile, in der Tat.
Nur, warum stellst du eigentlich nie die Wertesysteme der anderen Seite in Frage?
(29.05.2022, 14:00)Kameldieb schrieb: Ich sagte bereits zu Beginn, dass wir uns völlig heraushalten sollten, aus diesem innerslawischen Konflikt.
Was ist, wenn man slavische Vorfahren hatte und in Deutschland lebt?
Nachtrag:
(29.05.2022, 14:11)boersenkater schrieb: Das Problem ist was danach passiert ist. Es wurde versucht das Land zu demokratisieren.
Aber es gab und gibt zu viele Mächte die das zu verhindern wussten. Priester, Clans, Warlords, etc. pp.
Über dieses Thema gibt es Seitenweise Analysen von Wissenschaftlern, Geheimdienstlern, Journalisten, politische Kommentatoren und Essayisten.
Ob und unter welchen Umständen Demokratisierung fremder Länder funktioniert, das Fass müssen wir hier doch gar nicht aufmachen.
Offenbar gibt es in der Ukraine doch eine Zivilgesellschaft, die Demokratie will und sogar bereit ist, dafür gegen die Regierung zu protestieren.