(19.08.2022, 19:06)saphir schrieb: Die Hausse nährt die Hausse.
Kennt ja bestimmt jeder hier.
Müsste das nicht auch bei Vermögensinflation passen? Jemand besitzt z.B. ein Haus mit dem Wert 300.000. Die Immobilienpreise steigen und das Vermögen des Eigentümers mit. Es finden Käufe und Verkäufe statt. Das Vermögen der Immobilienbesitzer wird immer höher. Damit steigt die Geldmenge. Und das heizt weiter die Inflation an, zumindest irgend wann.
Um jetzt noch darauf einzugehen. Wie sich die Geldmenge verändert ist ja jetzt geklärt. Es ist ja schon so das die gestiegenen
Immobilienpreise dazu beitragen das die Geldmenge steigt - weil die meisten Immobilien ja nicht mit Bargeld bezahlt werden
sondern dafür Kredite aufgenommen werden. Dadurch das die Immobilien teurer werden, werden auch höhere Kredite
notwendig - was dann die Geldmenge stärker erhöht als wenn die Immobilien im Preis gleich bleiben.
Das betrifft aber nicht nur Immobilien. Wenn die Inflation Waren, Produkte, Rohstoffe teurer macht dann müssen Unternehmen
auch wieder höherere Kredite zur Finanzierung aufnehmen was auch wieder die Geldmenge erhöht. Dem entgegen steht
dann aber das eine höhere Inflation zu geringerer Nachfrage führt - die Unternehmen also weniger (Stückzahl, Volumen) einkaufen
und die Kredite dementsprechend nicht höher sind und nicht dazu beitragen die Geldmenge zu erhöhen.
Gleiches gilt auch für Immobilien. Wenn die Immobilien im Wert gestiegen sind und dafür höhere Kredite nötig werden (was die
Geldmenge erhöht) dann wird die Immobiliennachfrage sinken weil sich weniger potenzielle Käufer die höheren Preise/Kredite
leisten können. Dazu kommt auch noch das wegen der Inflationsbekämpfung die Zinsen steigen und die Zinskosten ebenfalls
die Nachfrage senken.
Im Grunde (denke ich) meinst Du eigentlich was anderes. Wenn der Wert der Immobilien im Wert steigen - also auch das
Vermögen steigt dann haben die Verkäufer bei Verkauf mehr Geld zur Verfügung. Dieses mehr vorhandene Geld könnte
Deiner Ansicht nach die Inflation weiter anheizen.
Thoeretisch wäre das eine logische Schlussfolgerung. Aber dadurch das die Kosten in einem inflationären Umfeld für die meisten
Menschen immer weiter steigen, die Löhne, Gehälter aber nicht, gleichzeitig auch die Kosten der Finanzierung für diese höheren
Kosten hoch sind, was durch die höheren Zinskosten noch verstärkt wird - dann wird die Nachfrage irgendwann sinken und
die Inflation nicht weiter befeuern.
Letzten Endes wird es eher so sein das diejenigen die weniger Nachfragen mehr sind als diejenigen die aufgrund eines hohen
Gewinns beim Verkauf ihrer Immobilie mehr Geld zur Verfügung haben und immer noch gleichviel oder sogar mehr Nachfragen
können.
Ist dann auch die Frage was Dein Verkäufer als nächstes macht - verkonsumiert er seinen Gewinn von 300.000 oder kauft
er seinerseits wieder eine andere Immobilie die ebenfalls teurer geworden ist.
Wenn er einer der wenigen Konsumenten ist die mehr Geld zur Verfügung haben könnte er die Preise weiter nach oben treiben
wenn das Angebot gering ist. Aber gleichzeitig gibt es viele die weniger Nachfragen - von daher dürfte es eher weniger Einfluss
auf die Inflation haben wenn wenige mehr Geld zur Verfügung haben.
Wenn er sein Geld nicht verkonsumiert sondern wieder eine Immobilie kauft, dann muss er, wenn diese Immobilie ebenfalls
im Wert gestiegen ist, auch mehr bezahlen, dementsprechend ist das Geld dann auch wieder weg vom Markt (womit wir wieder
am Anfang wären -> der Verkäufer dann Kredite tilgt oder dem Gewinn verkonsumiert oder teurerer Immobilie kauft)
Jetzt kann man auch die Frage stellen ob das Vermögen wirklich gestiegen ist wenn die Immobilie mehr kostet also
einen höheren Verkaufpreis erzielen kann. Wenn alles andere durch die Inflation ebenfalls teurer geworden ist dann
kann es auch sein das man nur keinen Verlust gemacht hat - aber unterm Strich eigentlich kein höheres Vermögen in
Bezug auf die Kaufkraft hat. In diesem Sinn steht man mehr oder weniger gleich da, weil man sich immer noch genauso
viel leisten kann.
Alle anderen die kein Vermögen (Immobilien, Aktien) hatten stehen aber schlechter da weil die Löhne, Gehälter weniger
steigen als die Inflation und die höheren Kosten dazu führen das sie stark an Kaufkraft verloren haben.
Am Ende hast Du nicht mehr Vermögen sondern viele andere weniger - Du bist unterm Strich nicht reicher geworden
aber viele andere ärmer - der Abstand hat sich dadurch erhöht und vermittelt den Eindruck reicher geworden zu sein -
aber im Endeffekt steht man nur genauso wie vorher da. Hängt natürlich auch alles davon ab wieviel Wertsteigerung
dem Kaufkraftverlust durch Inflation gegenüber stehen.
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