(21.08.2022, 13:18)saphir schrieb: Danke. Geldschöpfung selbst ist auch die rein nominale Vermögenswertsteigerung also nicht. Das war zu kurz gedacht von mir. Man muss einfach Geld- und Vermögen stärker trennen.
Jedoch schreibt die Bundebank:
Durch indirekte Effekte, dann also doch.
Die Bundesbank hatte das 2007 mal genauer untersucht und auf verschiedene Effekte hin durchleuchtet. Interessant ist, dass diese Effekte nur im Immobilienmarkt so stark ausgeprägt sind und nicht im Aktienmarkt. Zu finden hier:
- Der Zusammenhang zwischen monetärer Entwicklung und Immobilienmarkt https://www.bundesbank.de/resource/blob/...t-data.pdf
Die kommen bei steigenden Immopreisen auf insb. 3 (indirekte) Effekte auf die Geldmenge:
und fassen es am Ende nochmal so zusammen:
Zu meiner eigentlichen Frage, ob es zu einem ähnlichen Effekt wie "Die Hausse nährt die Hausse" am Aktienmarkt kommt schreiben sie:
Also ja, es kommt zu so einem Effekt!
Jetzt kam Dein Post während ich hier nebenher an meinem Post getippt habe.

Ging ja erstmal nur um Käufe, Verkäufe - höhere Immobillienpreise -> höhere Kredite -> erhöhen die Geldmenge
mehr als wenn die Immoblienpreise weniger stark steigen und weniger hohe Kredite benötigt werden.
Aber wie im letzten Post geschrieben -> höhere Immoblienpreise -> weniger potenzielle Käufer -> weniger Kredite.....
Wie das letzten Endes im Detail aussieht können nur die Bundesbank und die Banken sagen.
Ich denke das wir jetzt in vielen Bereichen in einer Phase des Nachfragerückgangs haben was die Geldmenge
eher sinken lässt, weil auch die Verkäufer, Hersteller in der Folge ihr Angebot senken werden und deswegen
weniger Kredite aufnehmen.
Jetzt machst Du aber eigentlich ein anderes Thema auf. Höhere Immobilienpreise -> höheres Vermögen.
Immobilienbesitzer haben höhere Sicherheiten und nutzen diese um Kredite für Konsum aufzunehmen.
Ja damit können sie die Geldmenge erhöhren und dann zur Inflation beitragen. Wenn sie es denn so tun.
Habe in meinem Umfeld auch so ein paar Spezialisten die das tun. Da werden die Kredite nicht abbezahlt
sondern das vorhandene gute Einkommen für Konsum rausgehauen. Nach 15 Jahren immer noch genauso
hohe Kreditschulden wie bei Kauf der Immobilie. Manche haben sogar noch mehr Schulden weil sie ihre
Kreditaufnahme immer wieder erhöhen - der gestiegene Immobilienwert macht es ja möglich.
Neuer Kleinwagen für die Frau, neues Cabrio für den Mann, teure Urlaube in USA, Dom-Rep, Malediven,
immer wieder teure Freizeitaktivitäten (Musical, Konzerte - natürlich immer wieder die teuersten Plätze, Karten),
immer das neueste Handy, immer wieder neue teure Möbel, der teuerste Weber-Gasgrill, die teuersten
Designer-Klamotten, usw. usf.
Gutes Einkommen vorhanden, aber letzten Endes über die Verhältnisse lebend - wenn das Konto richtig
heftig überzogen ist dann wird umgeschuldet und ein weiterer Kredit daraus gemacht.
Wenn es alle Immobilienbesitzer so tun würden, dann würde das auch die Geldmenge erhöhen und die Inflation
anheizen.
Ist ja auch in den USA gang und gäbe - Immobilien, Aktiendepots werden immer wieder mit neuen Krediten
beliehen - weil die Wertsteigerung ja da ist. Problem ist wenn es anders läuft und dann sowas herauskommt
wie 2008 bei der Lehman-Finanz-Krise.
Einer meiner Bekannten der das auch auf die Spitze getrieben hat, hat aktuell ein Problem. Im Vertrieb tätig.
Lief ganz gut - hohes 5stelliges fast 6stelliges Netto-Einkommen. Dann lief es nicht mehr so gut - Provisionen
und vor allem Boni sind stark nach unten gegangen - also nur noch Fixgehalt + geringere Provisionen.
Ist richtig ins Schwimmen gekommen, weil die Einnahmen fast nur noch für die Fixkosten gereicht haben.
Hat sein teures Cabrio verkauft um seine Kreditschulden und die monatlichen Fixkosten zu drücken.
Wasser steht weiter bis zum Hals - deswegen versucht er die Immoblie zu einen lachhaft hohen Preis zu verkaufen -
damit er mit einem Plus rauskommt mit dem sie sich dann eine Eigentumswohnung finanzieren können.
Vor 3-4 Jahren hätte er das Teil vielleicht noch verkauft bekommen - da wurde fast jede Immobilie kaum
inseriert vom Fleck weg gekauft. Mittlerweile hat sich der Immobilienmarkt hier abgekühlt - die Häuser stehen
hier wieder Monate im Angebot - vor allem auch weil es in den letzten 2-3 Jahren viele Neubauten gab und
das den Druck rausgenommen hat. Und manche Verkäufer immer noch glauben das sie Mondpreise verlangen
können - "man kann ja mal versuchen ob sich ein Dummer findet". Sein Haus steht jetzt seit 3-4 Monaten
zum Verkauf. Denke er wird noch einiges beim Preis runtergehen müssen und selbst dann wird es immer noch
schwer in der akutellen Situation einen Käufer zu finden.
Aber zurück zu Deinem Beispiel - klar wenn viele den höheren Immobilienwert als Sicherheit nutzen und
zusätzliche Kredite aufnehmen dann erhöht das die Geldmenge, wenn sie dieses Geld dann verkonsumieren
erhöht das auch die Inflation.
Jetzt ist das Szenario aber so das die Inflation, die höheren Kreditkosten und die gestiegenen Energiepreise
dazu führen das die Menschen sich eher zurückhalten, sparen und weniger kaufen -> was die Inflation
dann wieder abbremsen sollte. Über kurz oder lang dürfte sich das dann auch auf den Immoblienbereich
mehr oder weniger stark auswirken -> die Preise gehen runter -> was dann ein Problem für die wird die
zu hohe Kredite mit ihrer Immobilie als Sicherheit laufen haben. Dann werden auch die sich zurückhalten
weniger Nachfragen und dadurch die Inflation nicht weiter befeuern. Und wenn es wie im Beispiel meines
Bekannten läuft müssen sie dann sogar verkaufen - in einem Markt der gerade abkühlt - dann Preisabschläge
in Kauf nehmen und damit dazu beitragen das die Immobilien im Preis weiter sinken.
Die Abwrackprämie hat vielleicht auch zu einer höheren Geldmenge geführt - viele haben sich ein neues
Auto finanziert um die Abwrackprämie mitzunehmen. Gleichzeitig haben sich dann aber vielleicht auch
einige mit anderen Ausgaben zurück gehalten, so die Nachfrage in anderen Bereichen gesenkt was dann
zu weniger Kreditnachfrage durch Unternehmen geführt hat.
Theoretisch ist vieles möglich. Unterm Strich denke ich das es schwer ist (zumindest für uns Normalos)
einzuschätzen wieweit höhere Vermögenswerte (Aktien,Immobilien) zu mehr Krediten, einer höheren
Geldmenge führen und das dann die Inflation noch mehr anheizt. Es spielen zu viele Faktoren und zu viele
Mitspieler eine Rolle. Auf der einen Seite kann es hoch gehen auf der anderen Seite aber stärker runter gehen.
Aber was genau zum einen oder anderen geführt hat werden wenn überhaupt die Banken und hier vor
allem die Bundesbank sagen können.
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