(20.04.2023, 20:35)Kim schrieb: Darf ich fragen, weshalb Du dann nicht früher die Reißleine gezogen hast? Oder sind 100k in 5 Jahren für Dich eher Peanuts bzw. so wie für mich 5-10K für den Proof of Concept einer neuen Idee?
Und hast Du mal analysiert, warum Du nur verloren hast? Was hast Du Deiner Meinung nach falsch gemacht? Oder stehst Du wie andere hier mittlerweile auf dem Standpunkt, dass man mit CFDs eh nur verlieren kann (warum auch immer)?
Und mit dem EU-Rumgepfusche meinst Du die aktuelle Beschränkung der Verlustverrechnung? Oder gibt's da aus Deiner Sicht noch mehr Rahmenbedingungen, die im Laufe der Zeit zum Nachteil verändert wurden und die wirklich relevant sind für den Erfolg bzw. Misserfolg?
Die limitierte Verlustverrechnung ist eigentlich der Tot eines jeden Derivates. Der statistische Nachteil ist je nach Strategie riesig.
Davon mal ganz abgesehen ist dieses Gesetz maximaler Schwachsinn das keinen einzigen Vorteil hat.
Wenn der Staat will das die Leute langfristiger anlegen, dann sollen die das doch vereinfachen und nicht den kurzfristigen Handel erschweren. Aber so ist die Politik und dafür lieben wir sie.
Das was ich falsch gemacht habe war wahrscheinlich "Aktivismus". Und auch das Risiko unterschätzt.
Am Anfang denkt man das es normal ist auch Lehrgeld zu bezahlen, dann will man die Verluste wieder reinholen, dann kommen Strategieanpassungen, lange Gewinnphasen die nach mentalen Höhenflügen wieder alle Gewinne schmelzen lassen.
Zwischendurch versucht man sich auch in verschiendenen Märkten, weil man meint da würde es dann besser laufen.
Teilweise habe ich über Monate keinen einzigen Verlust geschrieben. Wenn man live dabei ist fühlt es sich wie eine Ewigkeit an und wird dadurch mutig.
Schnell sind 5 Jahre rum.
Ich habe mir auch unterbewusst zuviel einreden lassen. Wenn der Dax einen Höhenflug macht und du der einzige bist der Short ist, dann reden alle gegen deine Position. Heute weiß ich das es normal ist, damals aber eben nicht.
Mit vielen Tradingideen war ich einfach zu früh dran. Teilweise Tage, Wochen oder Monate. Pech gehabt.
Zum Beispiel habe ich darauf gesetzt das die Zinsen steigen, der Dax fällt, Kaffee steigt, Silber steigt, Tesla sinkt... zu früh.
Selbst wenn man fundamental recht hat muss der Markt ja auch irgendwann mitspielen. Eine Phase der Über- und Unterbewertung kann sich sogar Jahre hinziehen und wird nicht selten durch einen Squeeze nach oben oder unten beendet, der dann final die eigene Position rauskegelt.
Und einzusteigen wenn die Story schon aufgelöst ist, da muss man dann verdammt schnell sein.
Ich würde behaupten das ich fast jeden möglichen Fehler mindestens einmal selber begangen habe und das schlägt sich dann auch auf dem Konto nieder.
"Falsche Taste gedrückt", "Internetleitung tot ohne Backup", "Mit Fieber vorm Rechner gesessen", ... alles dabei.
Klar können Trader Gewinne machen. Vielleicht 20% auf Jahressicht gesehen und die 0,1%-1% der besten auf Jahrzehnte gesehen.
Aber ich gehöre nicht dazu. Viele andere auch nicht.
Als gewöhnlicher Anleger mit Sitzfleisch und ein paar zweitklassigen Ideen gehört man statistisch gesehen nach 10 Jahren automatisch zu den Gewinnern. Bis zur Rente bin ich so auf jeden Fall Millionär. Als Trader vielleicht in 5 Jahren, oder (eher wahrscheinlich!) auch niemals.
(20.04.2023, 21:01)Speculatius schrieb: Damit meint er wohl eher das Verbot der Nachschusspflicht 2017 und damit verbunden auch geringere Hebel für Privatzocker. Waren in der Regel ja nur bei 1-2 Prozent. Ist halt geiler, mit 'nem 1.000 € Konto gleich mal 10 DAXe zocken zu können statt wie jetzt nur noch 2 oder 3.
Für den prinzipiellen Erfolg oder Mißerfolg einer Stratgie ist das nur leider völlig egal, im Gegenteil: je höher der Hebel, desto schneller platt das Konto.
Den Hebel auf das Gesamtkonto konnte man herunter rechnen, war kein Problem. Allerdings musste man sich umgewöhnen.
Außerdem war der Broker viel viel schneller damit in "ungewöhnlichen Marktsituationen" die Hebel anzupassen. Und das sogar recht spontan kurz vor Handelsschluss.
Pech für denjenigen der schon Positionen offen hatte. Da war ich im Prinzip immer betroffen sobald was passierte.
Die hohen Hebel mit Nachschusspflicht fand ich persönlich besser.
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