(Gestern, 00:13)Boy Plunger schrieb: Das Potenzial ist zwar hoch, aber zu Spitzenzeiten haben wir bereits zu viel Solarstrom.
.
Naja mit zuviel Solarstrom meinst du vermutlich die negativen Strompreise?
Zitat:Q&A – Negative Preise
Wie sie entstehen, was sie bedeuten
...
Sind negative Preise ein theoretisches Konzept oder erhält der Käufer für den
Stromkauf tatsächlich Geld?
Negative Preise sind kein theoretisches Konzept. Käufer bekommen tatsächlich Strom und
Geld vom Verkäufer. Jedoch akzeptieren Erzeuger in diesem Moment die negativen Preise,
da diese nach ihrer Rechnung günstiger sind als ein Abschalten und erneutes Hochfahren
ihrer Kraftwerke.
Wie oft treten negative Preise auf?
Negative Preise sind ein vergleichsweise seltenes Phänomen, da mehrere Faktoren
gleichzeitig auftreten müssen. In Deutschland, wo unflexible Stromerzeugung durch den
starken Zubau von Erneuerbaren steigt, wurden im Jahr 2023 an 46 Tagen zu 301 Stunden
negative Preise auf dem Day-Ahead-Markt verzeichnet, im Jahr 2022 fiel der Preis zu 69
Stunden an 12 Tagen unter null. Das bedeutet, 3.4% der Stunden des Jahres 2023 waren
negativ, sowie 0.79% der Stunden in 2022. Auf dem deutschen Intraday-Markt wurden in
2023 negative Preise in 316 Stunden an 66 Tagen ermittelt. In den Niederlanden wurden im
Jahr 2023 an 316 Stunden negative Preise auf dem Day-Ahead-Markt und an 383 Stunden
auf dem Intraday-Markt verzeichnet. Wären diese Märkte nicht gekoppelt, würden negative
Preise noch häufiger auftreten und Preisspitzen würden heftiger ausfallen.
Leiden Erzeuger nicht sehr unter negative Preisen?
Negative Preise sind ein Signal, ein Indikator für Marktteilnehmer. Wenn Erzeuger sich dazu
entscheiden, ihre Stromproduktion weiterlaufen zu lassen, haben sie errechnet, dass dies
die wirtschaftlich beste Lösung für sie ist. Andernfalls müssten sie ihre Anlagen abschalten
und wieder hochfahren – auch das kostet teilweise viel Geld und Zeit; Erneuerbare müssen
ihr Förderregime berücksichtigen. Wenn die negativen Preise zu zahlreich werden, könnten
sie die Wirtschaftlichkeit künftiger Produktionsanlagen in Frage stellen, aber sie könnten
genauso gut auch für Verbrauchseinheiten oder Speicheranlagen sprechen.
Sind negative Spotpreise für Strom ungünstig für erneuerbare Energien und
blockieren daher (grüne) Investitionen?
Negative Preise signalisieren, dass zu viel produziert wird. Wenn erneuerbare Energien in
den Markt integriert sind und nicht auf Subventionsregelungen beruhen, werden Investoren
Überinvestitionen und eine Überproduktion (thermisch oder nuklear) vermeiden, was das
Auftreten negativer Preise begrenzt. Wenn der Strommarkt Zeiten mit negativen Preisen
erlebt, wird er sich letztlich mit Speicher- und Flexibilitätslösungen anpassen. Negative
Preise schaffen Anreize für Innovationen und neue Lösungen, um mit der Inflexibilität des
Stromsystems umzugehen, z. B. Investitionen in Batterien oder neue Wege zur Aufnahme
von Überschussproduktion, wie die Erzeugung von grünem Wasserstoff.
Gibt es Wege und Mittel, negative Preise abzufedern oder zu verhindern?
Die Förderregelungen für erneuerbare Energien müssen schrittweise abgebaut werden, um
Überinvestitionen und Überangebotssituationen zu vermeiden, die negative Preise
begünstigen. Darüber hinaus sollte der allgemeine Rahmen den Verbrauchern die
Möglichkeit geben, stärker von negativen Preisen zu profitieren und ihren Verbrauch
während dieser negativen Preise zu erhöhen. Dynamische Preistarife und intelligente
Stromzähler tragen dazu bei.
Liquidität – basierend auf breitem Angebot und breiter Nachfrage – ist der Schlüssel gegen
negative Preise. Hier kommt grenzüberschreitender Handel ins Spiel. Auf dem Day-AheadMarkt bietet die pan-Europaische Marktkopplung eine Lösung für die optimale Nutzung von
grenzüberschreitenden Übertragungskapazitäten zwischen zwei oder mehr Märkten. So
werden negative Preise abgefedert oder verhindert. Zum Beispiel importieren Frankreich,
Dänemark, Schweden und die Benelux-Staaten dann Strom aus Deutschland, sollte der
Preis dort niedriger sein. Das geschieht so lange, bis die Preise konvergieren – oder die
Übertragungskapazität voll ausgeschöpft sind. Die Intraday Marktkopplung funktioniert nach
dem selben Prinzip.
Sollten die Regierungen negative Stromspotpreise verhindern? Ist es die Schuld der
grenzkostenbasierten Strompreisbildung (Merit-Order)?
Nein. Negative Preise enthalten wie alle Preise auf dem Stromgroßhandelsmarkt wertvolle
Informationen über das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage im Stromsystem. Dies
schafft Anreize, das Stromsystem durch Investitionen zu optimieren. Wenn die Preise
beispielsweise hoch sind, ist dies ein Anreiz, den Verbrauch zu senken und in zusätzliche
Produktionsanlagen zu investieren. Sind die Preise niedrig, ist dies ein Anreiz für eine
flexiblere Stromerzeugung und einen flexibleren Verbrauch, für den neue Lösungen
entwickelt werden. Ein Eingreifen in die Preisbildung würde ein verzerrtes Preissignal
aussenden und die Entwicklung von Lösungen verhindern, während die zugrunde liegende
Realität des Stromsystems unverändert bleibt.
Das auf dem Strommarkt angewandte Merit-Order-Prinzip gewährleistet, dass die Nachfrage
stets zu den geringstmöglichen Kosten für die Gesellschaft gedeckt wird. Auf den
gekoppelten paneuropäischen Day-Ahead-Märkten findet täglich eine Auktion statt, und alle
Verkäufer erhalten den gleichen Markträumungspreis. Während einiger Stunden bestimmt
die billigere erneuerbare Erzeugung den Preis, während anderer Stunden bestimmen
teurere Erzeugungsanlagen den Preis. In diesen teureren Stunden erhalten die Erzeuger
von Strom aus erneuerbaren Energien weiterhin den Marktpreis, und die Differenz zu ihren
Grenzkosten ermöglicht es ihnen, ihre Anlagen zu refinanzieren.
...
https://www.epexspot.com/sites/default/f...Preise.pdf
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.