(16.01.2025, 21:23)Speculatius schrieb: Lieber Kollege,
perspektivisch denken und nicht so statisch aus der aktuellen Situation heraus. Frau Weidel hat die nächsten 4 Jahre erstamal gar nichts zu sagen und kann froh sein, wenn Fritze Merz und seine Getreuen es nicht schaffen, sie ins Gefängnis zu verbringen. Also müssen wir uns überhaupt erst Gedanken machen über die Welt, wie sie in 4 Jahren aussehen wird....
WAS KANN DA ALLES PASSIEREN!
Also nur mal so als Denkanstoß, ich hatte es ja an anderer Stelle schon angesprochen: die weltweiten Konfliktlinien von heute müssen in 4 Jahren keineswegs dort verlaufen, wo sie heute noch sind. Es ist ohne weiteres denkbar, daß die "Magnificient Three" - USA, China, Rußland - sich einigen, die Welt in ihre Interessensphären aufzuteilen. Und alle Welt, einschließlich Europa, darf dabei zuschauen und hoffen, einigermaßen unbeschadet mitzumachen.
Konkretes Beispiel, weil du es angesprochen hattest - Nordstream:
Trump sagt: wir wollen Europa gerne mit unserem LNG beliefern. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: wir verdienen Geld und Europas Industrie ist wegen des teuren Gases weltweit nicht wettewerbsfähig. Nordstream finden wir da doof.
Putin sagt: kein Problem, Europa interessiert uns sowieso nicht mehr, wir liefern unser Gas nach Indien und China.
Xi sagt: Ausgezeichnet, nichts anderes wollte ich hören. Wir brauchen für unsere Industrie Gas ohne Ende.
Und alle sind zufrieden. Und die Europäer freuen sich, daß sie im Winter nicht frieren müssen.
Und Elon wird seine Alice in 4 Jahren so weit gebrieft haben, daß ihre Politik nicht gegen Teslas Interessen verstösst. Und Teslas Interessen sind - wenn ich das richtig sehe - elektrisch. Also Verbrenner-Aus...kann man durchaus dran festhalten, aber man muß das nicht in Gesetze gießen, sondern dafür sorgen, daß der Strom auch in Europa für Verbraucher so günstig ist, daß sie freiwillig gerne E-Autos (dann mit Wechselakkus ) fahren. Dafür braucht's paar mehr preisgünstige modulare Atomkraftwerke von der Stange, die wahlweise Elons neues Unternehmen "Nuclear X" oder chinesische Firmen oder beide nach Europa liefern. Da brauchen wir keine teure europäische Atomindustrie mehr, die tausende von Vorschriften einhalten muss und zu unbezahlbaren Preisen die Kraftwerke in die Welt setzt. Die Standards geben USA und China vor.
"Europäische Klimaziele"? Da lachen sie sich nicht nur in der AfD-Zentrale, sondern auch Trump, Elon und Xi drüber kaputt.
Die Ziele werden von den Großen Drei bestimmt. Europa kann mitmachen oder untergehen.
Jedenfalls kann man dir nicht mangelnde Fantasie unterstellen.
Zur Atomkraft: Egal wer hier baut wird sich an die hier geltenden Vorschriften halten müssen. Es gibt verschiedene Aspekte warum die Atomkraftwerke hier so teuer geworden sind. Das eine ist, dass man Atomkraftwerke füher per Wahrscheinlichkeitsrechnung als "gausicher" angenommen hat. Was vond der Realität ja mehrfach widerlegt wurde. Heute muss die mögliche Kernschmelze im Sicherheitskonzept enthalten sein. Idealerweise wird eine von außen unabhängige Vorkehrung geschaffen. Das treibt die Kosten schon mal in die Höhe.
Die nächsten Punkte warum es z.B. in China günstiger ist, sind:
Zitat:Fachleute nennen für die Kostenunterschiede eine Reihe von Gründen. Bürokratische Hemmnisse in Europa spielen eine Rolle, ebenso die schiere Zahl an neuen Kraftwerken in China, die Einsparungen ermöglicht. „Jeder Aspekt der Kostenstruktur ist in China ein bisschen günstiger als anderswo“, sagt David Fishman vom Beratungshaus Lantau Group in Schanghai. „Die Kredite von staatseigenen Banken sind günstiger, der Arbeitstag ist länger. Häufig wird auch nachts gearbeitet.“ Angesichts der vielen Reaktorbauten seien die Lieferketten für Bauteile vor Ort, sodass benötigte Ersatzteile rasch geliefert werden könnten.also nichts was man hier einfach abbilden kann.
https://archive.is/8HTAg#selection-2323.0-2323.613
Ein weiterer Artikel warum es in den USA und hier so schwierig ist, ist weil bei uns die Lieferketten "gedoomt" wurden:
Zitat:...Doch China ist die Ausnahme, nicht die Regel: Anderswo scheitern Staaten und Unternehmen regelmäßig am Bau und am Betrieb von Kernkraftwerken. Zwar sind weltweit 407 Reaktoren in Betrieb. Gleichzeitig wurden bereits 214 stillgelegt. 34 sind einsatzfähig, erzeugen aber seit mehr als 18 Monaten keinen Strom mehr. 93 Bauprojekte wurden abgebrochen. „Die Industrie weiß, dass sie den Bau standardisieren muss, aber trotz vieler Versuche ist sie nicht in der Lage, Kernenergie im Plan und zu niedrigen Kosten zu liefern“, umschreibt der dänische Ökonom Bent Flyvbjerg das große Problem. „Und jetzt sind Windkraft und Solarenergie so wettbewerbsfähig geworden, dass die teure Kernenergie hoffnungslos veraltet aussieht.“...
https://www.capital.de/wirtschaft-politi...03070.html
Ständig wurden Projekte teurer und wurden abgebrochen. Die Lieferkettenindustrie ging kaputt und Fachleute fehlen.
Zitat:Jahrzehnte ohne neue Reaktoren
Nicht alle Staaten haben ihr Atomprogramm - wie Deutschland - nach der Kernschmelze im japanischen Fukushima eingestellt, aber selbst Länder wie die USA kamen ins Grübeln. Bis heute haben die Vereinigten Staaten bereits 42 AKW im Bau abgebrochen. Nach der Katastrophe von Tschernobyl sind lange Lücken im Atomprogramm erkennbar. Als 1996 im Bundesstaat Tennessee der Reaktor Watts Bar 1 ans Netz ging, war es für mehr als 20 Jahre der letzte neue in den USA. Erst seit einigen Jahren gewinnen neue Projekte aufgrund des Klimawandels und des steigenden Energiebedarfs in den USA, Frankreich und anderen Atomnationen wieder an Zuspruch.
Was es also günstiger machen würde, wäre ein langfristiges langanhaltendes Konzept zur reihenweise Fertigung von Atomkraftwerken über Jahrzehnte. China könnte hier vielleicht etwas günstiger bauen aber bei weitem nicht so günstig wie in China selbst, wegen o.g. Unterschiede.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.