(27.03.2019, 12:06)Banker schrieb: Hier auch nochmal schön der Zusammenhang zwischen Inverser Zinsstrukturkurve und Rezessionen.
Man sieht gut, dass die Zinsstrukturkurve nicht krass invers sein muss. Ein bisschen hat in der Vergangenheit auch gereicht.
Aber was man visuell auch schnell sieht: es gab mal negative Spreads zwischen 3m und 10y US Treasuries, auf die nicht unmittelbar eine Rezession folgte.
Quelle: https://am.jpmorgan.com/us/en/asset-mana...ets/viewer
in der Tat, diese Woche dominierte die Sorge über die jüngste Inversion der US-Renditekurve in hunderter wenn nicht tausender Börsenkommentare.
Ich hab mal in meinen verstaubten CFA handouts (Examen 1997) geblättert, (als Student einer Wirtschaftsfakultät vor mehr als > 30 Jahren wurde noch nix über neg. yield-curve shape gelehrt…. ) und hier einige Fakten, die für die Deutung von Renditekurven relevant sind:
a) wie Du schön darstellst, sind negative Zinsstrukturkurven in den USA vielen Rezessionen 12-18 Monate vorausgegangen. Es gilt aber auch: es gab mehr als doppelt so häufig negative Zinsstrukturkurven, wie es Rezessionen gab. Oder anders gesagt: für Prognosen gelten Nebenbedingungen
b) für Europa und Japan existieren keine empirisch erhärteten Korrelationen zw. Renditekurven und Rezessionen (wenn Du sie findest, bitte hier im Board veröffentlichen… )
c) oft werden 3 theor. Gründe genannt, die erklären sollen, weshalb negative Renditekurven eine Rezession etwa mit 1 Jahr Vorlauf ankündigen:
-die tiefen Langfristzinsen illustrieren einen Mangel an langfr. attraktiven Investitionsmöglichkeiten
-die neg. Renditekurve illustriert eine Kreditverknappung durch Banken, was Wirtschaft behindert
-die über die langfr. Kapitalmarktrenditen hinaus ansteigenden Leitzinsen reflektieren eine geldpolit. Verknappung
Nun denn, ist die also die Aufregung um die inverse US-Renditekurve primär viel Lärm um nichts ?
Dieser Eindruck drängt sich mir auf. Denn bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die theoret. Rezessionsbezüge aktuell nicht gegeben sind.
nochmals die relevanten Fakten:
1. der Hypothese von verschwindenden langfr. Anlagemöglichkeiten widersprechen den sinkenden Risikoaufschlägen für langfr. Unternehmensanleihen
2. der Hypothese einer Kreditverknappung widerspricht, dass die Netto-Zinsmarge von US Banken mit 3.5% aktuell auf einem 7 Jahres-Hoch notiert und dass die US Banken keine Kapitalknappheit leiden
3. die jüngsten Aussagen der FED widersprechen der Nebenbedingung einer geldpolit. Verknappung. Im Gegenteil: die FED bewirkt mit der Ankündigung einer weiterhin angepassten Geldpolitik das Absinken der Kapitalmarktrenditen.
Doch was hat denn dann die inverse US-Renditecurve ausgelöst ?
Meiner Meinung gewiss die Globalisierung der Anleihenmärkten. Die Mehrrendite amerik. Staatsanleihen ggüber europ. und japan. Staatsanleihen kann sich eben nicht vollständig von diesen abkoppeln. Sinken hierzulande die Kapitalmarktrenditen, so drängt der dadurch verursachte Anlagenotstand unweigerlich Anleger in rentablere US-Anleihen – und senkt wiederum deren Renditen:
Ein nicht allzu komplizierter Mechanismus…