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Wie kann ich "professioneller Trader werden? (Banken/Hedge Funds etc)
#36
Notiz 

RE: Wie kann ich "professioneller Trader werden? (Banken/Hedge Funds etc)

Edit: zur Frage ob ich es nochmal tun würde

ABER!!!
Das gilt nur für mich. Wenn mich jemand fragen würde ob er sich auf dieses Abenteuer einlassen sollte, würde ich sagen lass es lieber. Es ist wirklich hart, vor allem für die Psyche. Es ist ein langer, steiniger Weg. Ohne entsprechendes Kapital, den Rückhalt von Familie und Freunden hätte ich es sicher nicht geschafft. Ich hatte Phasen da ging es mir psychisch so schlecht, da wäre ich am liebsten in den Garten gegangen und hätte mich aufgehängt. Hatte mir wirklich schon überlegt welcher Baum da am geeignetsten wäre.

Und auch wenn ich sehe das andere in Ihrem Job auch zu kämpfen haben, dann muss man es eben so sehen wie es ist - es wird einem normalerweise nichts geschenkt, in keinem Job. Es gibt trotz vielem negativen auch immer positive Seiten im "normalen" Berufs-/Arbeitsleben. Es gibt sicher befriedigendere Tätigkeiten. Vor allem auch sinnvollere. Ich arbeite nur um Geld zu verdienen. Ich leiste mit meiner Arbeit keinen Beitrag für die Gesellschaft. Außer das ich Steuern zahle und mein Geld auch ausgebe. Andere stellen Arbeitsplätze zur Verfügung, bilden Mitarbeiter aus, sind für Kunden und Lieferanten da, machen eine gute Arbeit die auch anderen zugute kommt. Die soziale Komponente ist auch ein wichtiger Faktor. Wie gesagt - ohne Freunde und Familie... Es war wirklich Wahnsinn den Job dafür an den Nagel zu hängen. Ich war wirklich nur auf mich gestellt. Es ist ein einsamer Weg. Ich war mehr als einmal traurig keine Arbeitskollegen zu haben. War wirklich neidisch darauf das andere ihre Weihnachtsfeiern, Betriebsausflüge, Tag der offenen Türen hatten. Habe oft Tränen vergossen weil mir da wirklich viel gefehlt hat, was ich vorher hatte. Viele haben dann auch nicht nur Arbeitskollegen in ihrer Firma, oft sind das dann auch ihre besten Freunde.

Ich bin mir auch ziemlich sicher, wenn ich mich anders entschieden hätte und mich in meinem Job genauso reingehängt hätte wie ich es bei mir getan habe, dann hätte ich sicher viel mehr erreicht.

Was würde ich jemandem empfehlen der mit dem Gedanken spielt sich auch in die Sache reinzustürzen? Wie gesagt, lass es lieber. Wenn dann würde ich das wirklich nur nebenher machen und nicht (trotz auch vieler negativer Seiten) auf alles andere verzichten. Gerade bei den Futures muss man sich wirklich mal die Charts anschauen. 1-Minuten-Charts, 5-Minuten-Charts, 10-Minuten-Charts. Dann einfach mal hingehen und einen Punkt rausnehmen. Klar wenn man sieht wie der Chart gelaufen ist kann man immer sagen, da wäre ich rein, da hätte ich gekauft, verkauft. Gehe mal davon aus, das Du in der falschen Richtung drin bist. Und dann rechne ganz genau nach wie schnell und wie krass die Bewegungen in diese Richtung laufen. Die Charts können vielleicht harmlos aussehen, aber das sind die nicht. Da kannst du auch mit nur einem Kontrakt ganz schnell 3-4 stellig verlieren!!! Hab mein Futures-Konto ein paar mal plattgemacht und musste dann wieder neues Geld reinstecken. Nicht umsonst habe ich immer wieder Phasen gehabt in denen ich Wochen- und Monatelang nicht gehandelt habe. Es ist leicht sich einen Chart anzuschauen und zu sagen da wäre ich rein oder raus. Gehe lieber hin und sage da wäre der Einstiegspunkt gewesen. Aber dann geh hin und nehme den für Dich schlechtesten Kurs in dieser und der nächsten 1,3,5,10 Minuten-Kerze danach. Die Volatiltät ist oft sehr krass. Auch wenn Du in der richtigen Richtung liegst, auf dem Weg dahin gibt es Rücksetzer die Dich ausstoppen, oder die die Position so weit ins Minus laufen lassen können, das keiner solche Eier hat, das ihm das nicht immer nichts ausmacht. Bin oft mit Minus raus und dann ging es doch in die richtige Richtung. Aber auf der anderen Seite habe ich dann eben genau deswegen die Stopps zu weit gesetzt um nicht ausgestoppt zu werden, dann lief es aber nicht in die richtige Richtung. Wie gesagt, hab mein Futures-Konto ein paar mal platt gemacht. Obwohl ich auch mal ein Simulationskonto innerhalb von 6-7 Monaten von 10000 auf 1,3 Mio hochgetradet habe (und es dann aus Spass mit Harakiri-Trading von 300 Kontrakten innerhalb von ein paar Stunden wieder platt gemacht habe!!!). Simulationstrading kann helfen sich weiter zu entwickeln, wenn man es so real wie möglich macht und wirklich ernst nimmt. Aber erst mit echtem Geld kommt der psychische Stressfaktor hinzu, gerade dann wenn es anders wie gedacht läuft. 

Wenn man einen Chart anschaut und im nachhinein sagt "hätte, wäre, könnte" dann ist jeder ein Top-Trader. Das entspricht aber nicht der Realität.
Man kann im nachhinein nicht mehr dort einsteigen wo es am besten gewesen wäre. Wirklich mal hingehen, einen Punkt herausnehmen und nicht vom richtigen sondern vom falschen Einstieg ausgehen. Und dann mal ausrechnen wie sich die Position dann entwickelt. Oder auch mal sagen man ist in der richtigen Richtung unterwegs, aber eben nicht zum absolut besten Punkt eingestiegen. Nimm einfach mal die nächste 10-Minuten-Kerze und in dieser den schlechtesten Einstieg. Rechne Dir aus wie weit der Rücksetzer danach die Position schon mit nur einem Kontrakt ins Minus bringt bevor es dann wirklich weiter in die richtige Richtung geht. Klar kann man auch einen guten Einstieg erwischen und man ist ruckzuck ein paar Ticks oder sogar ein paar Punkte vorne. Trotzdem gibt es meistens auch Rücksetzer bei denen man wieder viel von diesem Gewinn dahinschmelzen sieht und dann auch oft mehr oder weniger krass im Minus ist bevor es dann wieder in die richtige Richtung geht. Da können 10,20,30 Minuten verdammt lang werden und extrem an der Psyche kratzen. Wie gesagt es kann schon mal vorkommen das Du einen richtig guten Einstieg hast, nicht ausgestoppt wirst und die Position auch mal ein paar Stunden läuft und Du einen 5stelligen Gewinn kassierst. Das sind aber die absoluten Ausnahmetrades. Die gibt es höchstens ein paar mal im Jahr. Die Normalität sieht anders aus. Viele kleine Gewinne auch in starken Bewegungen weil Du wegen den Rücksetzern viel zu früh ausgestoppt wirst. Geht nicht anders. Weil Du sonst viel zu oft Verlust machen würdest. Ein Chart kann sooo harmlos und wunderschön aussehen, an dem man sich reich rechnet. Aber nimm einfach mal den schlechtesten Einstieg in einer 10Minuten-Kerze. Dann schau Dir den "Inhalt" der nächsten 10-Minuten-Kerzen an. Sprich - stell einen 1-Minuten-Chart daneben und schau Dir an wie die 10-Minuten-Kerze im innern aussieht. Eine grüne Kerze kann im innern extrem volatil sein. Vor allem übersieht man beim reichrechnenden drüberschauen daß eine grüne Kerze auch oben und unten einen Docht hat. Deswegen einfach mal einen 1-Minuten-Chart daneben stellen. Da sieht man dann wie eine wunderschöne, grüne Kerze inkl. der Dochte im Innern auch die Hölle auf Erden sein kann.

Man muss sich halt auch bewußt sein was man handelt. Erstens man handelt im Futures-Konto immer mit Hebel. Und der Gegenwert ist der Preis pro Punkt mal der aktuelle Stand -> z.B. ES = 3000 x 50 = 150.000$, NQ = 8000 x 20 =  160.000$, 1% sind dann eben auch 1500$/1600$. Und 0,1% sind dann eben auch schon 150/160$. Das ist kein Pappenstiel. Bei einer 1%-Bewegung mit 3,4,5 Kontrakten - naja kann sich jeder selbst ausrechnen. Aber nicht schönrechnen. Worst-Case-Szenario! Für mich ist es wirklich schon fast kriminell das manche Broker da Margins von 200/500$ pro Kontrakt anbieten. Das kann nicht gut gehen. Ich habe für jeden Kontrakt den ich handel 5000$ Risikokapital im Konto. Das ist immer noch ein Hebel von 30:1. Aber nicht von 300/600:1!!!

Trotzdem ist es für Intradaytrading das geeignete Vehikel. Weil man eben nur die Margin braucht. Weil die Transparenz hoch ist. Weil die Liquidität hoch ist. Weil man ohne Probleme Long und Short handeln kann. Aber man hat eben auch phasenweise exteme Volatilität die gegen einen laufen kann. Oder die psychisch während die Position läuft extrem anspruchsvoll ist. Da hat man ruckzuck ein paar ordentliche Ohrfeigen kassiert. Dann steigt das Stesslevel, Pläne werden über den Haufen geworfen, Stopps nicht mehr gesetzt, zu hohe Risiken eingegangen. Absolute Höchstgefahr für das Konto! Da ist der Aktienhandel/Swingtrading schon weniger krass. Aber man braucht dann eben auch entsprechend Kapital. Liquidiät kann ein Problem beim Ein- und Ausstieg sein. Swingtrading mit Futures würde ich wirklich sein lassen. Das ist einfach viel zu gefährlich. Lieber einen kleinen Aktienkorb verschiedener Werte zusammenstellen, in den man entsprechend seines Plans in der richtigen Marktphase einsteigt. Klar kann man dann auch mal verlieren oder die Positionen auch mal gegen einen laufen. Aber man kann nicht mehr verlieren als man auf dem Konto hat. Oder wegen einer krassen Bewegung weil man mal einen schlechten Einstieg hatte und schlecht abgesichert hat das Konto platt machen. Overnight würde ich niemals nie mit Margin handeln. Auch nicht mit Aktien.

Also von daher. Lieber einen guten Job suchen, sich da richtig reinhängen und da beste daraus machen, sich weiterbilden und die Börse als Hobby oder Möglichkeit für langfristigen Vermögensaufbau mit guten Aktien und Fonds nutzen. Wenn man Action sucht kann man auch mal ein paar Euro oder Dollar Spielgeld nehmen und mit Zockerpapieren handeln. Vielleicht ist da ja mal ein Hochprozenter dabei. Und wenn nicht - andere verzocken ihr Geld beim Lottospielen, Sportwetten, Black Jack oder Roulette. Von daher was solls wenn man mal ein paar hundert oder wenn man es sich leisten kann auch mal ein paar tausend Euro in den Sand setzt. Vielleicht wird einem dann bewußt was wirklich wichtig ist...

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RE: Wie kann ich "professioneller Trader werden? (Banken/Hedge Funds etc) - von boersenkater - 16.07.2019, 13:37

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