(05.10.2019, 20:11)Ventura schrieb: Ein richtiger Sonnenschein:
Interessant scheint mir diese Aussage hier zu sein (Zitate alle aus deinem Link):
"Es ist das größte Auslandshilfsprojekt, das die Vereinigten Staaten jemals konzipiert hat. Wir verlagern das Geschäft, Arbeitsplätze und Arbeit nach Vietnam, Indien, Indonesien, Mexiko und andere Orte, während wir diese Lieferketten in China zerstören."
Das ist im Grunde ein guter Punkt. Wobei Firmen ohnehin schon aus China auszogen, in andere, billigere Regionen. Wenn man das Verhältnis zwischen Export und Import korrigieren will (warum auch immer man glaubt, das tun zu müssen), dann muss man am Aufbau einger Industrie, besonders Export-Industrien arbeiten. Zölle können die heimische Industrie schützen, wie es die EU ja auch vormacht, aber sie erschaffen nicht wie aus dem Nichts Industrien. Dazu müssen die Rahmenbedingungen stimmen.
Aber Kritik an Trump dürfte sich nach der nächsten Wahl ohnehin erledigen...
"China ist ein Kartenhaus. Es wird irgendwann aufgrund seines eigenen Gewichtes einstürzen.
Doch wir werden seinen Zusammenbruch beschleunigen, da sie zu derartigen Preisen verkaufen, um ihr Geschäft zu erhalten und es nicht an Vietnam und andere Länder zu verlieren."
Ich weiß nicht, ob diese Aussage so stehen gelassen werden sollte...
Ob es keine Negativzinsen in den USA geben kann, weiß ich nicht. Das reine Argument ist aber gut, da es in den USA keine umlagebasierten Sozialsysteme gibt, würde ein negativer Zins extreme Folgen haben. Schon in Europa sind die Folgen unschön.
"Der Punkt ist hier also, dass die Zentralbanken einen massiven Spekulationswahnsinn am Anleihemarkt verursacht haben, an dem Investoren - und ich würde hier eher "Spekulanten" sagen - die Preise nach oben treiben.
Warum würde irgendjemand diese österreichische Anleihe zu 210% erwerben? Nun, die Antwort darauf ist die Tatsache, dass sie sich vor einigen Monaten bei 160% und davor bei 130% befunden hat."
Der Punkt ist auch, dass es keine besseren, gangbaren Anlagestrategien mehr für diverse Institutionen gibt. So etwas wie Bitcoin, Geld oder ähnliches stehen ja regulierten Fonds gar nicht zur Verfügung. Korrigiert mich, falls ich mich da irre.
Die müssen also irgendein "normales" Papier finden und wenn es da am Wenigsten schlechte Papier ist.
"Wir sprechen also von einer Bedrohung für die gesamte finanzielle Superstruktur der Welt. Ich denke nicht, dass es da ein glückliches Ende geben wird.
Die 2000-Dot-Com-Blase oder die Subprime-Immobilienkrise von 2004 bis 2008 erscheinen im Vergleich zu den Anleihen, die zu 16 Billionen Dollar negative Rendite gehandelt werden, eher belanglos."
Der Argumentation mit den Aktienrückkäufen und der Blase kann ich nicht ganz folgen. Klar kann es eine Talfahrt der Kurse geben, auch weltweit, aber Unternehmensbeteiligungen sind deshalb doch nicht plötzlich wertlos. Das Unternehmen zahlt vielleicht keine Dividenden mehr und es gibt Probleme, die Aktien schnell zu verkaufen, wer aber diese Wertpapiere langfristig liegen lassen kann, hat wahrscheinlich wieder etwas von Wert in Händen. Die Frage wird dann eventuell sein, ob der Wert in $-Dollar, Gold oder Bitcoin gemessen wird.
Mein subjektives Fazit: Interessantes Interview und einige gute Punkte, aber sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Meines Erachtens sollte jemand, der langfristig denkt, jetzt schon an die Zeit nach der Krise denken, die wird es jedenfalls auch geben. In der Beziehung bin ich optimistisch eingestellt. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass nach der Krise große gesellschaftliche oder wirtschaftspolitische Änderungen ins Haus stehen, da ist ein Unsicherheitsfaktor.
P.S.: Die Zitate dürften urheberrechtlich kein Problem sein, weil ich jedes Zitat kommentiere.