(13.10.2019, 12:40)S@b3r Rid3r schrieb: Hallo zusammen.
Vorab:
ich bin in letzter Zeit etwas verunsichert, am Schwanken. Klar kann ich es für unsere Familie einfach machen und 1-2 ETF kaufen (ACWI, oder World + EM). Diese könnten regelmäßig, auch für den Fall stärkerer Einbrüche, weiter nachgekauft werden. Problem: ich mag keine ETF, u. a. weil ich damit alles kaufe (eigentlich Fan von Olafs Strategie). Ist natürlich ne Kopfsache. Vernünftig hört es sich für mich an.
Nun ist es bei Einzelaktien so, dass ich für meine Kinder und uns schonmal vor hatte, ein Unternehmen nach dem anderen ins Depot zu schaufeln, um irgendwann genügend diversifiziert zu sein. Aber: für den Fall stärkerer Einbrüche stehe ich vor dem Problem, dass ich nicht in der Lage bin, jedes Unternehmen gleich mit x-tausend Euros nachzukaufen. Ich benötige längere Zeit, um dieses Wunschdepot aufzubauen und müsste mich beim Nachkaufen auf bestimmte Positionen beschränken, bzw. auch wieder über lange Zeit nach und nach weiter kaufen.
Mit diesem Hintergrund fiel mir ein, dass ich vor Jahren mal in einem anderen Forum von einem 5 und 9-Aktien Depot gelesen habe. Aus meiner Erinnerung hatte man hat sich dort auf große Unternehmen beschränkt, die weltweit verkaufen und in unterschiedlichen Bereichen tätig sind. Bei 5 Positionen das Problem mit dem Nachschießen natürlich deutlich kleiner und ich könnte mich auf Unternehmen konzentrieren, die mich wirklich interessieren, mit den ich mich auch gerne beschäftige.
Mich würde interessieren, was ihr von diesem Vorgehen aus einem anderen Forum haltet. Habt ihr evtl. selbst Erfahrungen damit gemacht? Und es wäre interessant zu sehen, wer sich hier für welche Positionen entscheiden würde, wenn er / sie sich auf 5 bzw. 9 Unternehmen beschränken müsste. Vielleicht gibt es ja viele Überschneidungen.
Wenn du dir nicht absolut sicher bist, daß du mit deiner Aktienauswahl einen nachhaltigen (nicht nur glücklich einmal oder zweimal richtig liegen) und messbaren Edge gegenüber dem Gesamtmarkt hast, dann sind ETFs das günstigte und sicherste (aber auch hier gibt es systemische Risiken) Vehikel um breit diversifiziert anzulegen und eben die Marktrendite zu erwirtschaften.
Ich warne hier auch erneut vor einer einseitigen Anwendung der klassischen Dividend Growth Investment Strategie und kruden "gesunder Menschenverstand" Argumenten.
1) Ein Portfolio nur aus klassischen Dividenden Royals ist ein sehr sehr einseitiges Portfolio in den sogenannten "Quality/low vol Factor ". Diese Aktien bewegen sich häufig relativ synchron.
Dafür gibt es auch einen Grund: große quantitative Investmendfund (AQR, Citadel, ...) fassen viele dieser Dividenden Royals eben unter dem Low Vol Factor zusammen und allokieren gebündelt Geld darein...und ziehen es auch gebündelt wieder ab.
2) Wenn 1) gilt musst du dir sehr sehr sehr sicher sein, was deine eigenen Liquiditätsbedürfnisse (oder die deiner Kinder) angeht. Fällt der Kurs dieser Aktien Kollektiv (und das kann wie ben erklärt durchaus passieren) UND du brauchst das Geld....isses Scheisse.
3) Ein ETF in Aktien schützt dich trotzdem nicht vor einer echten Krise an den Kapitalmärkten. Kein Investment in liquide börsengehandelte Produkte kann dich davor schützen. Wenn eine Liquiditätskrise kommt, dann stürzen alle Kurse ab...inklusive commodities.
Hier am Board wird die DGI Strategie häufig mit einer an Selbstherrlichkeit grenzenden Naivität als quasi gesunder Menschenverstand verkauft. Ein gutes DGI Portfolio ist eine tolle Sache und kann in Kombination mit anderen Sachenauch zu einer enormen Senkung des Risikos beitragen. Aber es ist viel riskanter, als die Leute es wahr haben wollen.
5-9 Aktien sind aus Sicht einer Diversifikation zu wenig. Du musst schon enormes Vertrauen in deine Stock Picking Qualität haben. Und auch hier warne ich dich vor "commmon sense" Argumenten. Früher hieß es mal "Versorger sind sicher, Strom braucht man immer".....
__________________
Forum-Besserwisser und Wissenschafts-Faschist