Aktie des Tages Hyliion: Das nächste Nikola?
Stand: 07.10.2020, 16:06 Uhr
Wieder einmal hat ein Startup auf der Überholspur den Weg aufs Börsenparkett gewagt: der E-Lkw-Bauer Hyliion. Einen ersten Hype hat das Papier bereits hinter sich. Nun folgte der Absturz. Was steckt dahinter?
Hyliion will ähnlich wie Nikola den Lkw-Markt mit alternativen Antrieben umkrempeln. Das Geschäftsmodell ist dabei jedoch ein anderes: Statt auf eine Kombination aus Batterien und Brennstoffzelle, setzt das 2015 gegründete US-Unternehmen aus Texas auf die Weiterentwicklung der bestehenden Trucks.
"Was wir tun, ist, uns auf den Antriebsstrang des Fahrzeugs zu konzentrieren, anstatt das gesamte Fahrzeug von Grund auf neu zu erfinden", betonte Hyliion-Chef Thomas Healy jüngst gegenüber "Yahoo Finance". Daher verkauft die Firma teil-elektrische Antriebsstränge an verschiedene Betreiber. Dadurch soll der Verbrauch der umweltschädlichen Verbrenner-Lastwagen verringert werden.
Gleichzeitig arbeitet Hyliion an einem eigenen Fahrzeug, dem Hypertruck ERX. Ein mit Erd- oder Biogas betriebener Generator erzeugt dabei den Strom für den Elektromotor. Eine Aufladung soll eine Reichweite von bis zu 1.600 Kilometern ermöglichen. Die rein elektrische Reichweite beträgt dagegen lediglich 40 Kilometer.
Ein Logistikunternehmen aus Kuwait, Agility, soll bereits etwa 1.000 Lkws bestellt haben. Die Auslieferung startet den Angaben nach ab 2021. Aktuell erwirtschaftet Hyliion wie viele andere Startups allerdings nur geringe Umsätze und schreibt Verluste.
"Außergewöhnliches Unternehmen"
Seit Anfang der Woche ist die Hyliion Holdings Corp-Aktie unter diesem Namen an der Wall Street handelbar. Genau wie beim E-Autobauer Canoo oder eben auch Nikola lief der Börsengang allerdings alles andere als klassisch ab. So schlüpfte Hyliion in den "Mantel" der bereits börsennotierten Firma Tortoise Acquisition.
"In den letzten 15 Monaten seit unserem Börsengang haben wir mehr als 200 Unternehmen evaluiert, die auf der Suche nach einer idealen Gelegenheit waren, bei der unser Fachwissen und Kapital der Katalysator sein könnte, der benötigt wird, um das volle Potenzial eines wachstumsstarken Unternehmens zu erschließen", sagte Tortoise-Chef Vince Cubbage. "Mit Hyliion haben wir dieses außergewöhnliche Unternehmen gefunden."
SPACs im Trend
Diese Vehikel, sogenannte "Special Purpose Acquisition Companies" (SPACs) haben in den USA bereits eine gewisse Tradition. Sie agieren als Kapitalsammelstellen, die Milliarden an Dollar mobilisieren und gleichzeitig nach interessanten Investments Ausschau halten.
Für die Investoren, zumeist Großanleger wie Hedgefonds, Fondsgesellschaften oder Vermögensverwalter entfällt die aufwendige Suche nach wachstumsstarken Neulingen für das Börsenparkett. Die Unternehmen selbst ersparen sich die aufwendige Suche nach Investoren und viel Aufwand und Kosten bei einem eigenen Börsengang.
Auf diese Weise hatte auch Nikola über VectoIQ Acquisition den Sprung aufs Börsenparkett geschafft. Gerade in der Auto-Branche liegen SPACs derzeit im Trend. Nach Angaben des "Handelsblatts" sind allein im zweiten Quartal 2020 rund acht Milliarden Dollar über diesen Weg eingesammelt worden. Mehr als 20 der Investmentvehikel wurden aufgelegt.
Volatile Aktie
Vom 19. Juni, als der Hyliion-Deal bekanntgegeben wurde, bis Anfang September ist der Kurs des Tortoise Acquisition-Papiers um sagenhafte 446,5 Prozent in die Höhe geschnellt. Aber: Seitdem hat der Titel mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Allein am Dienstag schmierte die Aktie der nun zusammengeschlossenen Firma Hyliion Holdings Corp. an der New Yorker Börse um etwa 15 Prozent ab.
Binnen weniger Wochen erreichte der SPAC einen Börsenwert von zwischenzeitlich mehr als sechs Milliarden Dollar - bei erhofften Erlösen von gerade einmal 344 Millionen Dollar im Jahr 2022.
Vorsicht, Anleger!
Wie volatil die Aktien dieser Schnellstarter an der Börse sind, zeigt wiederum ebenfalls das Beispiel Nikola. Mit seinen ambitionierten Wachstumsplänen sorgte das Unternehmen in den vergangenen Monaten für große Euphorie.
Doch Betrugsvorwürfe, der Rücktritt des Gründers, eine weitreichende Partnerschaft mit dem US-Autoriesen GM und eine angekündigte Prüfung der US-Börsenaufsicht SEC schickten die Aktie auf Achterbahnfahrt. Mittlerweile ist sie über 70 Prozent weniger Wert als zu Rekordzeiten im Juni.
Auch bei Hyliion sollten Privatanleger vorsichtig sein. Denn sogar das Unternehmen selbst schreibt im Börsenprospekt, dass derzeit überhaupt nicht absehbar sei, wie sich das Geschäft über die kommenden Jahre entwickeln wird. Einige Kernprodukte seien noch Prototypen - eben genau wie bei Nikola.
https://boerse.ard.de/aktien/aktie-des-t...la100.html
Stand: 07.10.2020, 16:06 Uhr
Wieder einmal hat ein Startup auf der Überholspur den Weg aufs Börsenparkett gewagt: der E-Lkw-Bauer Hyliion. Einen ersten Hype hat das Papier bereits hinter sich. Nun folgte der Absturz. Was steckt dahinter?
Hyliion will ähnlich wie Nikola den Lkw-Markt mit alternativen Antrieben umkrempeln. Das Geschäftsmodell ist dabei jedoch ein anderes: Statt auf eine Kombination aus Batterien und Brennstoffzelle, setzt das 2015 gegründete US-Unternehmen aus Texas auf die Weiterentwicklung der bestehenden Trucks.
"Was wir tun, ist, uns auf den Antriebsstrang des Fahrzeugs zu konzentrieren, anstatt das gesamte Fahrzeug von Grund auf neu zu erfinden", betonte Hyliion-Chef Thomas Healy jüngst gegenüber "Yahoo Finance". Daher verkauft die Firma teil-elektrische Antriebsstränge an verschiedene Betreiber. Dadurch soll der Verbrauch der umweltschädlichen Verbrenner-Lastwagen verringert werden.
Gleichzeitig arbeitet Hyliion an einem eigenen Fahrzeug, dem Hypertruck ERX. Ein mit Erd- oder Biogas betriebener Generator erzeugt dabei den Strom für den Elektromotor. Eine Aufladung soll eine Reichweite von bis zu 1.600 Kilometern ermöglichen. Die rein elektrische Reichweite beträgt dagegen lediglich 40 Kilometer.
Ein Logistikunternehmen aus Kuwait, Agility, soll bereits etwa 1.000 Lkws bestellt haben. Die Auslieferung startet den Angaben nach ab 2021. Aktuell erwirtschaftet Hyliion wie viele andere Startups allerdings nur geringe Umsätze und schreibt Verluste.
"Außergewöhnliches Unternehmen"
Seit Anfang der Woche ist die Hyliion Holdings Corp-Aktie unter diesem Namen an der Wall Street handelbar. Genau wie beim E-Autobauer Canoo oder eben auch Nikola lief der Börsengang allerdings alles andere als klassisch ab. So schlüpfte Hyliion in den "Mantel" der bereits börsennotierten Firma Tortoise Acquisition.
"In den letzten 15 Monaten seit unserem Börsengang haben wir mehr als 200 Unternehmen evaluiert, die auf der Suche nach einer idealen Gelegenheit waren, bei der unser Fachwissen und Kapital der Katalysator sein könnte, der benötigt wird, um das volle Potenzial eines wachstumsstarken Unternehmens zu erschließen", sagte Tortoise-Chef Vince Cubbage. "Mit Hyliion haben wir dieses außergewöhnliche Unternehmen gefunden."
SPACs im Trend
Diese Vehikel, sogenannte "Special Purpose Acquisition Companies" (SPACs) haben in den USA bereits eine gewisse Tradition. Sie agieren als Kapitalsammelstellen, die Milliarden an Dollar mobilisieren und gleichzeitig nach interessanten Investments Ausschau halten.
Für die Investoren, zumeist Großanleger wie Hedgefonds, Fondsgesellschaften oder Vermögensverwalter entfällt die aufwendige Suche nach wachstumsstarken Neulingen für das Börsenparkett. Die Unternehmen selbst ersparen sich die aufwendige Suche nach Investoren und viel Aufwand und Kosten bei einem eigenen Börsengang.
Auf diese Weise hatte auch Nikola über VectoIQ Acquisition den Sprung aufs Börsenparkett geschafft. Gerade in der Auto-Branche liegen SPACs derzeit im Trend. Nach Angaben des "Handelsblatts" sind allein im zweiten Quartal 2020 rund acht Milliarden Dollar über diesen Weg eingesammelt worden. Mehr als 20 der Investmentvehikel wurden aufgelegt.
Volatile Aktie
Vom 19. Juni, als der Hyliion-Deal bekanntgegeben wurde, bis Anfang September ist der Kurs des Tortoise Acquisition-Papiers um sagenhafte 446,5 Prozent in die Höhe geschnellt. Aber: Seitdem hat der Titel mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Allein am Dienstag schmierte die Aktie der nun zusammengeschlossenen Firma Hyliion Holdings Corp. an der New Yorker Börse um etwa 15 Prozent ab.
Binnen weniger Wochen erreichte der SPAC einen Börsenwert von zwischenzeitlich mehr als sechs Milliarden Dollar - bei erhofften Erlösen von gerade einmal 344 Millionen Dollar im Jahr 2022.
Vorsicht, Anleger!
Wie volatil die Aktien dieser Schnellstarter an der Börse sind, zeigt wiederum ebenfalls das Beispiel Nikola. Mit seinen ambitionierten Wachstumsplänen sorgte das Unternehmen in den vergangenen Monaten für große Euphorie.
Doch Betrugsvorwürfe, der Rücktritt des Gründers, eine weitreichende Partnerschaft mit dem US-Autoriesen GM und eine angekündigte Prüfung der US-Börsenaufsicht SEC schickten die Aktie auf Achterbahnfahrt. Mittlerweile ist sie über 70 Prozent weniger Wert als zu Rekordzeiten im Juni.
Auch bei Hyliion sollten Privatanleger vorsichtig sein. Denn sogar das Unternehmen selbst schreibt im Börsenprospekt, dass derzeit überhaupt nicht absehbar sei, wie sich das Geschäft über die kommenden Jahre entwickeln wird. Einige Kernprodukte seien noch Prototypen - eben genau wie bei Nikola.
https://boerse.ard.de/aktien/aktie-des-t...la100.html
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