Marktbericht
Mögliche Schwächephase
Es wird schwieriger an der Börse
Stand: 28.04.2021 13:29 Uhr
Die Zeit der leichten Kursgewinne scheint passé. Selbst starke Unternehmensnachrichten geben nur noch schwache positive Impulse. Auch statistisch neigen sich die guten Monate an der Börse ihrem Ende zu.
Der DAX erreichte kurz nach Handelsauftakt sein vorläufiges Tageshoch bei 15.325 Punkten, prallte dann aber an den Marken seiner letzten beiden Hochs bei 15.325 beziehungsweise 15.328 Zählern nach unten ab und büßte einen Teil seiner frühen Kursgewinne wieder ein.
Erst ein deutlicher Anstieg darüber wäre ein Signalgeber einer erneuten Rally in Richtung des Allzeithochs bei 15.502 Punkten, unterstreicht denn auch Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse HSBC Trinkaus, in einer aktuellen Analyse.
Angst vor der Korrektur
"Mit Indexständen nahe der Allzeithochs brauchen die Börsen weitere Bestätigungen, um die Furcht vor einer Korrektur an den Aktienmärkten zu vertreiben und die Rally erneut anzufachen", betont auch Analyst Pierre Veyret vom Handelshaus ActivTrades.
Starke Quartalszahlen, wie sie zuletzt etwa der Google-Mutterkonzern Alphabet, die Deutsche Bank und der Essenslieferant Delivery Hero vorgelegt haben, scheinen nicht mehr auszureichen, um dem Gesamtmarkt einen kräftigen Schub zu geben.
Schwache Börsenphase im Anmarsch
Aus saisonaler Perspektive gilt es nun zu beachten, dass sich mit dem April auch die statistisch besten sechs Monate an der Börse (Anfang November bis Ende April) ihrem Ende zuneigen. Experten erinnern hier gerne an die alte Börsenweisheit "Sell in May and go away" - verkaufe im Mai und verlasse den Markt.
Vor allem mit Blick auf die US-Indizes ist die "best six months"-Strategie gut belegt: Investitionen in den Leitindex Dow Jones Industrial zwischen dem 1. November und 30. April brachten laut "Stock Trader‘s Almanac" seit 1950 kontinuierlich höhere Gewinne bei reduzierten Risiken.
Abweichungen sind möglich
Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets, unterstreicht mit Blick auf den deutschen Aktienmarkt: "Ab sofort wären saisonal betrachtet nur noch Fehlversuche zu erwarten, den Trend im DAX nach oben fortzusetzen."
Natürlich könne dieses Jahr vom saisonalen Muster abweichen. "Das Kursgeschehen der vergangenen zwei Wochen deutet aber auf einen insgesamt schwieriger werdenden Aktienmarkt hin", so der CMC-Experte.
Was macht die Fed?
Die Märkte verhalten sich vor dem heute Abend anstehende Fed-Entscheid überwiegend ruhig und abwartend. Die Geldflut der globalen Notenbanken gilt als einer der wichtigsten Kurstreiber der weltweiten Aktienmärkte.
Experten erwarten, dass der Schlüsselsatz in der Spanne von null bis 0,25 Prozent gehalten wird. Zudem dürften die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell an ihren Wertpapierkäufen in Höhe von monatlich 120 Milliarden Dollar festhalten.
"Die Märkte werden die Formulierungen im vorbereiteten Statement der Fed und in der Pressekonferenz sezieren", vermutet Zinsstratege Michael Leister von der Commerzbank.
Augen auf die "Techies" gerichtet
Angesichts der immer noch bestehenden Risiken durch die Pandemie dürfte die Fed laut Ökonomen keine Gründe für eine beginnende Normalisierung der Geldpolitik sehen.
Ein plötzlicher Entzug der Liquidität würde nämlich nicht nur dem Höhenflug der Aktienmärkte, sondern auch der beginnenden konjunkturellen Erholung der Realwirtschaft schlagartig ein Ende bereiten.
Anleger sollten heute Abend vor allem die Reaktionen bei den auch im S&P 500 und Dow Jones schwer gewichteten Technologie-Aktien im Auge behalten. "Der Trend zu steigenden Renditen könnte sich nach der Fed-Sitzung verstärken, was die Tech-Werte treffen würde", warnt Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.
Ölpreise ziehen an
Angesichts der weltweiten Konjunkturhilfen setzen Investoren weiter auf steigende Rohstoffpreise, trotz des rapiden Anstiegs der Corona-Fälle in Schwellenländern wie Indien. Öl der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 66,70 Dollar.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/fin...t-101.html