Nach langer Zeit und Unmengen an Lektüre, steht meine Altersvorsorge nun. Unglaublich was es da alles gibt.
Ich will nicht ins Detail gehen, da die Altersvorsorge wohl hauptsächlich an die privaten Umstände angepasst sein sollte. Falls es Fragen gibt, aber gerne her damit - dann geh ich auch detailierter darauf ein.
Einnahmen (nach dem klassichen 3-Säulen-Modell):
1) gesetzliche Rente: Hier gibt es zwar auch einen "sozialen Ausgleich", aber grundsätzlich gilt: Wer mehr einzahlt, bekommt später auch mehr raus. Interessant ist für mich das Auffüllen bzw. Kaufen von Rentenpunkten. Derzeit kostet ein Rentenpunkt gut 7.000€ - muss man sich natürlich überlegen, ob man sein Geld zusätzlich zu den normalen Rentenzahlungen noch in das gesetzliche System pumpen will.
2) betriebliche Altersvorsorge: Kommt natürlich hauptsächlich auf den Arbeitgeber und dessen angebotene Möglichkeiten an. Aber steuerlich ist vor allem eine Entgeldumwandlung überlegenswert. Wenn diese zusätzlich gefördert wird, umso besser. Teilweise steht man hier vor der Wahl zwischen einer Einmalauszahlung und einer "echten" Rente - bei mir nicht der Fall, deswegen ist die Entscheidung irrelevant für mich.
Vermögenswirksame Leistungen werden von meinem Arbeitgeber nicht gefördert, somit für mich nicht interessant. Zuschüsse vom Staat gibt's hier nur bei niedrigem Gehalt.
3) private Rentenversicherung: für mich wegen der Kosten und da es aus dem Nettogehalt bezahlt werden muss, keine echte Überlegung.
Meine Alternative ist das regelmäßige und feste Besparen von Aktien-ETFs mit möglichst niedriger TER (die Kosten summieren sich auf Dauer enorm auf). Das ganze wird getrennt von meinem normalen Depot geführt.
Nachteil: Durchhaltevermögen nötig, sowohl bei Kurseinbrüchen nicht zu wanken als auch bei privaten Anschaffungen nicht darauf zurückzugreifen
Einmalbetrag; bei regelmäßiger Entnahme ist das Geld irgendwann weg - bei einer Rentenversicherung nicht.
Die in meinem initialen Post geführten Überlegungen (REITs, Anleihen, ...) habe ich nach und nach alle gestrichen.
wichtig hierbei: Renten, die aus dem Bruttogehalt finanziert wurden, müssen voll versteuert werden. Derzeit gibt es zwar noch eine Übergangsphase, aber die wird bis 2040 schrittweise abgeschafft. (Zu privaten Rentenversicherungen aus dem Nettogehalt laufen derzeit einige gerichtliche Grundsatzentscheidungen)
Wertpapieranteil: Es steht zu befürchten, dass in mittlerer Zukunft die Besteuerung von Wertpapiergewinnen sich wieder an der Einkommenssteuer orientiert. Gibt ja bereits seit einiger Zeit wieder Bestrebungen, die in die Richtung laufen. Keiner kann in die Zukunft sehen, trotzdem gehe ich aber von einem Steuersatz von mind. 30% auf die Gewinne aus.
Fest steht auf jeden Fall jetzt schon, dass man für eine gute Absicherung im Alter vom Gesetzgeber bestraft wird, da hohe Rentenansprüche durch die volle Besteuerung eine hohe Steuerlast verursachen werden.
[(4) zusätzliche Versicherungen habe ich auf ein Minimum reduziert oder nie abgeschlossen - aber das muss jeder selbst wissen wie viel Sicherheit er will und was er bereit ist dafür zu zahlen.]
planbare Ausgaben:
1) Krankenversicherung: hier muss mit einer jährliche Steigerung von 3-4% gerechnet werden. Ist man privat versichert muss zudem im Rentenalter der Arbeitgeberanteil von einem selbst übernommen werden, was eine enorme monatliche Belastung verursacht.
2) Miete bzw. Instandhaltung/Führung von Eigentum. Bei Eigentum setze ich 50% der ortsüblichen Miete für Steuern, Abgaben und Instandhaltung an.
3) Grundversorgung + Grundkonsum: Lebensmittel, Kleidung, ... - Führt man ein Haushaltsbuch ist das relativ einfach zu bestimmen. Ansonsten bietet sich eine Auflistung mit groben Überschlag aber immer an, da man schnell wichtige Ausgaben vergisst. Kauft man sein lebenlang beim Feinkosthändler um die Ecke ein, wird man das im Rentenalter auch tun.
4) Sonstiger Konsum + Ausgaben: Markenkleidung, Schmuck, Auto, Urlaub, ... - gehört für mich nicht zu den Ausgaben, die ich über meine Rente finanzieren möchte. Somit
kein Bestandteil meines geplanten Finanzbedarfes.
Wichtig hierbei ist es, den Kaufkraftverlust durch Inflation mit einzuberechnen.
Nachdem ich alle Ausgaben abgeschätzt habe und um die Inflation bereinigt habe, kam ich mit einem monatlichen Aufwand heraus, der deutlich höher liegt als man zuerst meint. Liegt natürlich vor allem an der Inflation, aber trotzdem nicht schlecht zu sehen was man so grob benötigt.
Die Inflation sollte man mit einer realistischen Zahl angeben. Erstens da man ansonsten bei exorbitanten Finanzierungsaufwände herauskommt und zweitens kann man bei steigender Inflation auch von einer steigenden Verzinsung auf der Einnahmenseite ausgehen.
Wie viel man vorsorgen muss, liegt dann nicht nur an den Ausgaben, sondern vor allem auch daran wie lange man plant zu leben (
) und wie lange man arbeiten kann oder will. Selbstverständlich kann man nicht alles planen (Hausbau, Kinder, Krankheit, ...), aber das Leben wäre ja langweilig, wenn man bereits alles durchgeplant hat. Ich für meinen Teil bin aber der Überzeugung derzeit gut aufgestellt zu sein, wenn nicht ein größeres Unglück passiert.