(03.04.2022, 16:18)fahri schrieb: Was für mich persönlich - nach wie vor - nicht so recht in eine reine DGRI Strategie passt ist
der Part des Rebalancings. Da hab ich mir innerhalb meiner Strategie am meisten Gedanken
darüber gemacht und es dann gelassen. War diesbezüglich lange unentschieden.
Ich versuch mal, das Ganze ein wenig mit Zahlen zu füttern.
Kurse von XOM habe ich seit dem 11.8.1982.
Rechnen tue ich per Programm immer mit den jeweils historisch aktuellen Kursen, um Rundungsproblematiken auszuschließen.
Wird dann jeweils um die Splits korrigiert.
Wenn ich am 11.8.1982 zum Schlusskurs $100.000 in XOM investiert hatte, war mein Depot ohne Dividenden am 8.4.2022 abends $4.486.669 wert.
Entspricht einem CAGR von 9,81%.
Habe ich stattdessen am 11.8.1982 zum Schlusskurs in den SPX (S&P500) $100.000 investiert, war mein Depot am 8.4.2022 abends $4.371.312 wert.
Entspricht einem CAGR von 9,74%.
So betrachtet ist jawohl selbsterklärend, dass ich lieber diversifiziere. Ähnliches Ergebnis, aber um Größenordnung geringeres Risiko.
Und der Glücksfaktor ausgerechnet eine XOM zu erwischt zu haben, entfällt auch noch.
Machen wir das komplett. Bei Wiederanlage der Dividenden gab es 2021 $364.453 Dividende.
Gar nicht weit weg von den $600.000. Entweder gleich am Anfang $180.000 investiert und man ist dabei, oder ab und zu nachlegen.
Also "nie verkaufen" ist nicht unbedingt eine krass überlegene Strategie.
-----schnipp schnapp------
Bleibt die Psychologie. Man schwächt doch Gewinner und investiert in Verlierer. Das kann doch nicht gut gehen.
Doch kann es.
Genau obige Fragestellung wollte ich für mich mal geklärt haben.
Ich habe am 1.1.2000 ein fiktives Depot zu gleichen Teilen gekauft bestehend aus allen damaligen Dividendenaristokraten.
Untersucht wurde nach dem 1. Quartal 2018, also knapp 20 Jahre.
Abgesehen von einigen Schwierigkeiten wirklich jeden Merger oder Spin-Off korrekt zu handhaben, das Ergebnis in Kurzform.
Vergleich:
1. Nichts tun. CAGR 8%.
2. DRIP-Investing, also Reinvest der Dividenden in die gleiche Aktie. CAGR 9,5%
3. Reinvest der Dividenden in die jeweils schlechtesten Quartalsperformer. CAGR 9,6%
4. Noch ein paar andere ähnlich Methoden. CAGR 9,5-9,7%.
5. Komplettes Rebalancing nach jedem Quartal. CAGR 10,5%.
Daraus kristallisieren sich zwei wesentliche Aussagen raus:
1. Wiederanlage der Dividenden und Zeit sind das A und O einer langfristig erfolgreichen Anlage.
"Überflüssiges" Geld anlegen und auf dem Hintern sitzen gibt die Kohle.
2. Rebalancing ist jeder anderen Form der Wiederanlage überlegen. Damit widerlegen die Zahlen die psychologische Annahme.
-----schnipp schnapp------
Und noch einer. Ein CAGR von 9% oder 10% liest sich harmlos.
Auf lange Sicht sind die Unterschiede aber gravierend.
CAGR 9%. Nach 40 Jahren hat das Depot um den Faktor 31,41 zugenommen.
CAGR 10%. Nach 40 Jahren hat das Depot um den Faktor 45,26 zugenommen.
CAGR 11%. Nach 40 Jahren hat das Depot um den Faktor 65 zugenommen.
Es geht krass exponentiell nach oben. Deshalb ist für mich jeder, der auf lange Frist von mehr als 10% CAGR redet, mit Vorsicht zu behandeln.
Nicht, dass es nicht gehen kann, aber bei CAGR 20% und 680.000 Einmalanlage bin ich nach 40 Jahren Milliardär.
So gesehen sind auch die Buffett Milliarden dann gar nicht mehr so erstaunlich, sondern eher dass er kaum eine Delle drin hatte.