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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 00:19
(04.12.2019, 17:36)Vahana schrieb: Ich muss mir mal ein paar Zeilen von der Seele schreiben.
Als Frugalist würde ich mich nicht bezeichnen. Ich habe ein teures Auto und teure Hobbys. Für gute Dienste und gute Ware bezahle ich gerne den Gegenwert in Euros.
Was ich nicht gerne mache:
- Dinge kaufen die man nicht braucht.
- Dinge kaufen die schnell kaputt gehen oder vergänglich sind.
- Oder Dinge anschaffen die einem Zeit in Anspruch nehmen ohne das man sie als Hobby bezeichnen kann.
- Meine Versicherungtante würde mich als unterversichert bezeichnen, da schließe ich nur das Nötigste ab.
- Riester und sonstiger Schrott kommt mir nicht ins Haus.
- Dinge auf Pump kaufen.
Was ich gerne mache:
- 2nd Hand kaufen. Speziell Möbel und Elektronik. Auto sowieso.
- Laufende Kosten klein halten. Wie gesagt kaum Versicherungen. Kein Netflix. Kein Amazon Prime. Kein Sky und auch sonst keine Abos.
- Pläne für Anschaffungen ein paar Monate liegen lassen. Wenn es mich dann doch noch "kitzelt" (und das ist selten der Fall) dann mache ich die Anschaffung. Auch dann wenn sie rational gesehen sinnlos ist.
- Ich überschlage wie viele Stunden ich für die Anschaffung arbeiten muss und überlege mir dann ob es das wirklich wert ist.
In Kombination mit einem guten Gehalt ensteht so eine recht hohe Sparquote.
Und jetzt kommt die Diskussionsgrundlage.
Mein fast gesamter Familien- und Bekanntenkreis macht es in ungefähr so, dass am Monatsende so in etwa eine glatte Null stehen bleibt.
Studierte Volkswirte und Ingenieure pumpen Autos, fahren auf Pump in den Urlaub, haben Versicherungen für ein paar hundert Euro im Monat.
Vorgesorgt wird natürlich über Riester "mit kräftigen Zulagen", denn alles andere ist zu risikoreich.
Häuser werden fast hysterisch in Torschlusspanik gekauft über Vollfinanzierung und mit 30 Jahren Zahlungszielen.
Gehaltserhöhungen, Überstunden oder Sonderzahlungen werden genutzt um die Ausgaben zu erhöhen.
Ich kenne sogar Leute die ohne Überstunden in direkte Zahlungsschwierigkeiten kommen werden.
Dann fallen in Diskussionen so Sätze wie:
- Der Euro ist eh bald nichts mehr wert.
- Das letzte Hemd hat keine Taschen.
- Man muss sich ja auch mal was gönnen.
- Gehst du auf Hartz4 ist die gesparte Kohle eh weg.
- Vahana wofür lebst du denn?
Es gab einmal Zeiten um die Jahrtausendwende in denen gefühlt jeder Zweite arbeitslos war und noch viel mehr hatten begründete Jobangst.
Anstatt sich über Konsum zu unterhalten waren die Themen eher, welcher Arbeitgeber gerade Stellengesuche offen hat und wer neuerdings seinen Job verloren hat.
Diese Zeiten waren zwar scheiße, aber zumindest plausibel nachvollziehbar.
Liege ich falsch, oder alle anderen?
Irgendwie fühlt man sich als Außenseiter.
Ihr könnt ja mal schreiben wie eure Erfahrungen im Umfeld sind. Ich gehe mal davon aus das ich zumindest hier einige Gleichgesinnte habe.
Ganz ehrlich das trifft Wort für Wort auch auf mich zu und ich würde mich jetzt nicht als Frugalist bezeichnen. Mir ist wichtig das meine Kinder an allem Teilnehmen können woran sie Spaß haben, gute Kleidung Playsation PC Vereine Essen da Spare ich nicht. Alles in allem ist unsere Sparquote ziemlich hoch.
Was deine Erfahrungen mit der Familie angeht ist bei mir genau das selbe was hab ich mir schon den Mund fusslig geredet, am ende haben gerade 2 meiner Brüder die erste Privatinsolvenz durch und bereiten sich auf die nächste vor, der dritte schafft es nicht mal in die erste Privatinsolvenz zu viele Gläubiger und teils die falschen. Fahren aber immer Tolle Autos haben immer nur Apple Technik Iphone Ipad usw
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 00:27
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 00:55
Hm, keine Ahnung
mit 16 hab ich mal einen Beruf erlernt.
bis ca. 25 hab ich dann mindetens jeden cent, den ich verdient hab 3x verkonsumiert.
Den Dispo konnte man ja ständig erhöhen.
Hungern musste ich nie dabei, gelebt hab ich immer gut,
geizig wurde ich erst nachdem ich geheiratet habe und die Kinder durchbringen musste .
Irgendwann kamen dann mal 20-25 Jahre in denen ich soviel gearbeitet habe, dass ich keine Zeit mehr hatte mein verdientes Geld auszugeben.
Nicht ganz unschuldig daran waren steuerfreie Vepflegungs- und Hotelpauschalen in irgenwelchen Ländern wo der Normalmensch zu dieser Zeit nicht tot im Keller sitzen wollte.
Also Vahana
Wenn du mich ehrlich fragst,
und willst auch eine ehrliche Antwort,
Ich habe zwar heute eine ähnliche Einstellung wie du,
vielleicht bin ich auch geizig
und teilweise auch geizig gegen mich selbst.
Ganz besonders was Autos oder Immobilien betrifft, wo ich mir viel weniger leiste was ich mir leisten könnte.
Aber meine SEX DRUGS AND ROCK n Roll time auf Pump zwischen 16 und 25 möchte ich nicht missen in meinem Leben.
Und wenn ich sie nicht schon gehabt hätte würd ich sie gern noch mal nachholen.
Wie gesagt, ich brauch das heute nicht mehr.
Aber wenn ich das Gefühl hätte, dass mir noch irgend etwas fehlt in meinem Leben dann würd ich die Kohle dafür lieber heute ausgeben als morgen.
Wobei es mir da ähnlich geht wie CUBA.
Damit der Scheck für den Bestatter nicht mehr gedeckt sein dürfte bedürfte es schon einer bisher noch nicht bekannten Verteilungsphantasie meiner Erben!
RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 09:48
(04.12.2019, 17:36)Vahana schrieb: - Vahana wofür lebst du denn?
Das ist ja eigentlich die Frage, die du dir beantworten musst, meinst du nicht?
Du wirkst auf mich hier in diesem Forum bisher nicht wie jemand, der gesteigerten Wert auf die Meinung anderer legt. Im positiven Sinne gemeint.
Von daher würde ich mir immer genau diese zentrale Frage stellen, wofür lebe ich eigentlich? Ich kann deine Ansichten sehr gut nachvollziehen. Ich spare auch gerne, ich habe auch gerne Geld, ich hätte gerne noch mehr Geld. Aber ich gebe auch gerne Geld aus für Dinge, die ich für sinnvoll erachte. Und das ist ja immer Definitionssache. Ich kaufe z.B. grundsätzlich weitgehend keine zweite Ware. Außer Autos. Und davon in meinem Leben erst drei, immer dann wenn es nicht anders ging.
Ich gebe auch gerne Geld aus für Medienabos. Also für ehemalige Print- heute Internetmedien, weil ich gerne Journalismus konsumiere.
Und im Grunde kommt es ja auch auf die eigene Lebenssituation an. Wäre ich alleine, würde ich vermutlich auch deutlich strikter leben. Mit einer Frau, einem Kind und im nächsten Jahr dem zweiten Kind verschieben sich Prioritäten. Natürlich ist es auch dann noch immer wichtig aus meiner Sicht Geld zu haben, aber man gibt gerne für einen (gesteigerten) Lebensstandard Geld aus. Zumindest aus meiner Perspektive.
Wenn es meinen Lieben gut geht, geht es mir gut. Das versuchen wir ohne sinnlosen Konsum zu erreichen, konzentrieren uns auf sinnvollen hochwertigen Konsum und denken gleichzeitig an morgen. Wir verzichten, aber wir gönnen uns auch. Solange sich das in einem angemessenen Verhältnis bewegt und wir unter dem Strich mehr einnehmen als ausgeben, ist das für mich eine gute Lebensweise.
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 10:18
(04.12.2019, 17:36)Vahana schrieb: Ich muss mir mal ein paar Zeilen von der Seele schreiben.
Als Frugalist würde ich mich nicht bezeichnen. Ich habe ein teures Auto und teure Hobbys. Für gute Dienste und gute Ware bezahle ich gerne den Gegenwert in Euros.
Liege ich falsch, oder alle anderen?
Irgendwie fühlt man sich als Außenseiter.
Du liegst vollkommen richtig. Lass die anderen ruhig machen, solche Leute sind auch nötig. Viele wünschen sich offenbar ein Hamsterrad.
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 15:10
(05.12.2019, 09:48)Banker schrieb: Du wirkst auf mich hier in diesem Forum bisher nicht wie jemand, der gesteigerten Wert auf die Meinung anderer legt. Im positiven Sinne gemeint.
Meine Lebenserfahrung hat mich irgendwann an einen Punkt gebracht an dem ich mir vorgenommen habe, konsequent nur noch auf die Leute zu hören die selbst erfolgreich sind. (Das sind meistens auch die Leute die wenig erzählen)
Und ernsthaft: Hier im Forum ist die Quote deutlich höher als im realen Leben. Und das obwohl die Nachweisbarkeit des Erfolges naturgemäß doch sehr gering ist.
Alleine der Umstand sich mit den Finanzen zu beschäftigen ist doch schon ein kleiner Beweis des Erfolges.
(05.12.2019, 09:48)Banker schrieb: Von daher würde ich mir immer genau diese zentrale Frage stellen, wofür lebe ich eigentlich?
Wofür ich lebe weiß ich nicht. Aber der Sinn des Lebens besteht in meinen Augen nicht daraus zu konsumieren und sich Dinge zu kaufen die man sich nicht leisten kann.
Zitat:Was deine Erfahrungen mit der Familie angeht ist bei mir genau das selbe was hab ich mir schon den Mund fusslig geredet, am ende haben gerade 2 meiner Brüder die erste Privatinsolvenz durch und bereiten sich auf die nächste vor, der dritte schafft es nicht mal in die erste Privatinsolvenz zu viele Gläubiger und teils die falschen. Fahren aber immer Tolle Autos haben immer nur Apple Technik Iphone Ipad usw
Privatinsolvenzen habe ich noch nicht im näheren Bekanntenkreis, aber das ist nur eine Frage der Zeit.
Eine entferntere Bekannte hat Privatinsolvenz angemeldet wegen 25.000€ Schulden die aus einer Scheidung angefallen sind. Das ist wirklich ein Hammer.
Zitat:Aber - am Ende nicht mein Problem...
Es wird aber irgendwann zu meinem Problem wenn ich der Einzige bin der noch Geld im Bekanntenkreis hat.
Da gehst du mit einem Freund essen und der redet die ganzen Zeit von "Kein Geld, keine Gehaltserhöhung, hier und da noch Pech gehabt,..." und wenn du dann seine Rechnung fürs Essen nicht mitbezahlst, dann kommt ein enttäuschtes Gesicht.
Frage ich ein Pärchen ob sie ins Kino wollen ... "Ja, aber nur wenn du fährst, weil keine Kohle".
Für meine Schwester habe ich auch schon so einige große Dinge bezahlt und hätte ich es nicht getan ... nunja, ihr könnt es euch vorstellen.
Wie gesagt: Es wird zu meinem Problem gemacht.
Und jetzt ganz ohne Scherz, wenn ich sehe das derjenige finanziell nicht gut da steht ohne das sein Überkonsum daran schuld ist, dann bezahle ich gerne Essen, Kino oder was weiß ich.
Aber ich kann es nicht leiden wenn die Leute auf der einen Seite das Geld für Konsum zum Fenster raus werfen und wenn ich in der Nähe bin, dann darf ich zahlen? Und von den selben Leute darf ich mir dann diese "Man lebt nur einmal" Sätze anhören?
Nein Danke.
Wenn das jetzt vereinzelte Leute wären, dann würde ich Abstand nehmen, aber es sich eigentlich fast alle.
Meine Eltern und ein paar Arbeitskollegen sind die glücklichen Ausnahmen. Das war es.
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 15:36
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 15:41
Zitat:Wie gesagt: Es wird zu meinem Problem gemacht.
Und jetzt ganz ohne Scherz, wenn ich sehe das derjenige finanziell nicht gut da steht ohne das sein Überkonsum daran schuld ist, dann bezahle ich gerne Essen, Kino oder was weiß ich.
Aber ich kann es nicht leiden wenn die Leute auf der einen Seite das Geld für Konsum zum Fenster raus werfen und wenn ich in der Nähe bin, dann darf ich zahlen? Und von den selben Leute darf ich mir dann diese "Man lebt nur einmal" Sätze anhören?
Nein Danke.
Wenn das jetzt vereinzelte Leute wären, dann würde ich Abstand nehmen, aber es sich eigentlich fast alle.
Meine Eltern und ein paar Arbeitskollegen sind die glücklichen Ausnahmen. Das war es.
Mal finanziell aushelfen? Kein Problem.
Aber was Du da beschreibst, ist schlicht und ergreifend Schnorrertum.
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 16:12
(05.12.2019, 15:36)Banker schrieb: Hier, Vahana. Könnte eine Frau für dich werden.
https://www.bento.de/nachhaltigkeit/mini...5#refsponi
Neugierig geworden? Das sind Mimis Tipps für ein minimalistischeres Leben:
- Überlege dir, wo der größte Bedarf ist, Ordnung zu schaffen und auszumisten.
- Es ist besser, nach Kategorien aufzuräumen als einen einzigen Ort wie einen Schrank. So kann man zum Beispiel alle Kleidungsstücke, die man besitzt, auf einmal begutachten und entscheiden, was man behalten möchte.
- Motiviere dich, indem du dir vorstellst, wie die Kategorie aussieht, sobald du sie reduziert hast.
- Beim Einkaufen kannst du dir die Fragen stellen, ob dir das Produkt in einem halben Jahr immer noch gefällt und ob du nicht vielleicht schon etwas Ähnliches hast.
- Achte mehr auf Qualität als auf Quantität.
- Fokussiere dich auf das, was du brauchst und das, was dir wirklich Freude macht.
Eigentlich Respekt. Auf der anderen Seite hat sie ja ein anderes Ziel als das was wir verfolgen.
Sie will sich befreien von Besitz und wir wollen auf den heutigen Konsum verzichten zugunsten von Konsum / besseres Leben in der Zukunft.
Mein gesamter Haushalt befindet sich in einem 32kg Koffer und einem Rucksack. Mehr kann ich nicht mitnehmen, bzw. einen zweiten Koffer will ich nicht mitschleppen.
Wenn ich dann Zuhause bin und eigentlich mehr benutzen könnte, brauch ich das gar nicht. Man gewöhnt sich daran und optimiert sein Besitz an Volumen und Gewicht.
(05.12.2019, 15:41)Auge schrieb: Mal finanziell aushelfen? Kein Problem.
Aber was Du da beschreibst, ist schlicht und ergreifend Schnorrertum.
Ja das ist ein treffendes Wort dafür.
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RE: Frugalismus vs. den Rest der Welt | 05.12.2019, 16:38
Interessantes Thema, habe ich mich auch schon viel und lange mit beschäftigt.
Was ich festgestellt habe ist, dass die anderen mich nicht verstehen werden und ich die anderen nicht verstehe.
Am wichtigsten ist es sich selbst zu verstehen. Mit Luxus kann ich nichts anfangen, es interessiert mich auch nicht wirklich.
Ein Kollege kann mir oftmals sagen, von welcher Marke die Kleidung anderer Passanten ist oder was für eine teure Uhr jemand trägt. Ich würde es nichtmal erkennen wenn ich das Logo sähe.
Für mich steht fest: wenn der Sensenmann jetzt kommt, wäre es auch ok. Mir täte es nur leid um die Hinterbliebenen, an denen mir was liegt und denen ich am Herzen liege. Hat mit Vermögen aber wenig zu tun.
An sich ist die 'man lebt nur einmal, wer weiß ob es nicht morgen vorbei ist'-Mentalität nicht so verkehrt, allerdings auch Mitgrund für viele Probleme u.a. mit unserer Umwelt.
Leuten, die das sagen, kann ich nur entgegnen: Stimmt, nur Scheiße wenn Du morgen aufwachst und feststellen musst, das es doch weiter geht.
Also, in meinen Augen bist Du richtig unterwegs Vahana, aber was weiß ich schon.
LG
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