Corona und die Wirtschaft "Stresstest für die Industrie"
Stand: 27.02.2020 17:48 Uhr
Noch ist es nicht so weit, dass in Deutschland einzelne Unternehmen ihre Produktion einstellen müssen. Dennoch richtet sich die Wirtschaft laut ihrer Verbände auf schwierige Zeiten ein.
Von Iris Marx, tagesschau.de
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht in der Verbreitung des Coronavirus in Deutschland keine Gefahr für die heimische Wirtschaft. Die Wirtschaftsverbände bewerten das anders: Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht das sich immer weiter ausbreitende Coronavirus als "Stresstest" für die Wirtschaft. Problematisch sei vor allem die Industrie, die auf Zulieferteile aus China angewiesen ist.
"Wenn dort längere Zeit nicht produziert wird, merken wir das zeitverzögert in Deutschland", erklärt Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Wirtschaftsforschungsinstitut (DIW). Auch "Medikamente aus China brauchen vier bis sechs Wochen mit dem Schiff bis Deutschland", um nur ein Beispiel zu nennen, so Fratzscher....
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Wirtschaftliche Auswirkungen
Laut BDI seien mehr als 5000 deutsche Firmen in China in Beschaffung, Produktion und Absatz bereits stark eingeschränkt. Konkret nachgefragt hat nach eigenen Angaben der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft (BMUW) bei über 1000 Unternehmen.
Ein Viertel von ihnen spüre die Auswirkungen bereits. BMUW-Präsident Mario Ohoven sagte dem "Spiegel", dass alleine das Handelsvolumen mit der von Corona besonders betroffenen Lombardei rund 44 Milliarden Euro betragen würde. "Die Auswirkungen des Coronavirus werden das Wachstum in Deutschland in diesem Jahr erheblich dämpfen", befürchtet der Mittelstandspräsident.
Entwarnung bei BMW und VW
Anders sähe das hingegen beim Autobauer BMW aus. Auf Nachfrage von
tagesschau.de teilte das Unternehmen mit, dass die Produktion in China seit dem 17. Februar wieder regulär angelaufen sei. Die Versorgungssicherheit der Lieferkette sei nicht beeinträchtigt. Man könne nicht abschätzen, ob es dabei bleibe, aber Stand heute gebe es mit der China-Produktion keine Probleme....
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Mehr Investitionen gefordert
DIW-Chef Fratzscher sagt, die Bundesregierung sei jetzt als kluge Risikomanagerin gefragt. Er fordert, die Investitionen zu erhöhen. Das sei ein klares Signal an die Wirtschaft, dass der Staat langfristig etwas tue. Ähnliches fordert auch der BDI. "Neben dem Gesundheitsschutz muss die Politik ab sofort auch das wirtschaftliche Krisenmanagement in den Fokus nehmen", sagte BDI-Chef Joachim Lang. Der DIHK fordert Unternehmen auf, vermehrt auf Heimarbeit und Videokonferenzen zurückzugreifen...
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