Das Coronavirus wird in den USA zum Politikum – erster Todesfall im Gliedstaat Washington
Marie-Astrid Langer, San Francisco
Eine erste Person ist verstorben und die Zahl der Infizierten nimmt zu, bisher sind 71 Fälle in acht Gliedstaaten bestätigt. Die Regierung Trump steht unter massivem Druck.
....Mit Stand Samstagabend (Ortszeit) waren gemäss der Gesundheitsbehörde CDC (
Centers for Disease Control and Prevention) 24 Fälle in 8 Gliedstaaten bestätigt; 472 Personen wurden bisher auf das Virus getestet. Hinzu kommen 44 Amerikaner, die sich auf dem Kreuzfahrtschiff «Diamond Princess» in Yokohama in Japan infiziert hatten, sowie 3 Staatsbürger, die sich in der chinesischen Stadt Wuhan angesteckt hatten. In mehreren Fällen ist nicht klar, wie sich die Betroffenen infiziert haben....
....Unter der Bevölkerung breitet sich das Unbehagen wie ein Lauffeuer aus: An den Flughäfen in Newark und San Francisco trugen auffällig viele Passagiere am Freitag Schutzmasken, zahlreiche Konferenzen im ganzen Land wurden abgesagt, darunter auch die Entwicklerkonferenz von Facebook im Mai, ein Aushängeschild des sozialen Netzwerkes. Mehrere Firmen wie Amazon haben die Geschäftsreisen für ihre Mitarbeiter beschränkt. Spitäler im ganzen Land bereiten sich auf eine grossflächige Ausbreitung des Virus vor, Supermärkte verzeichnen einen Ansturm von Kunden; insbesondere Bohnen und andere Konserven waren vielerorts ausverkauft...
Krise der Regierung Trump
Das Coronavirus hat sich auch zu einer Krise für die Regierung entwickelt.......
Kürzungen bei den Gesundheitsbehörden
Die Regierung Trump steht nicht nur in der Kritik, weil sie die Bedrohung durch das Coronavirus herunterspielte, sondern auch, weil sie die Mittel zur Bekämpfung derartiger Krankheiten massiv zusammengekürzt hat...
Teures Gesundheitswesen
Wie unter einem Vergrösserungsglas zeigen sich auch die Schwachstellen des amerikanischen Gesundheitssystems. Mit Stand 2019 hatten 27,5 Millionen Menschen in den USA keine Krankenversicherung, viele Versicherte haben extrem hohe Selbstbehalte. 44 Prozent der Amerikaner gaben in einer Umfrage 2018 an, dass sie aus Kostengründen nicht zum Arzt gehen, wenn sie krank sind. Für landesweites Aufsehen sorgt nun
der Fall eines Mannes in Miami, der sich auf Covid-19 testen liess und anschliessend eine Spitalrechnung über 3270 Dollar erhielt. Der Test erwies sich als negativ, und zwei Drittel der Kosten wird seine Krankenversicherung übernehmen – falls er denn nachweisen kann, dass die im Test festgestellte Grippe nicht aus einer Vorerkrankung resultiert, denn eine solche wäre von der Versicherung ausgeschlossen. Doch die Berichte dürften andere Amerikaner, die eine Infektion fürchten, davon abschrecken, sich frühzeitig testen zu lassen – mit womöglich verheerenden Konsequenzen für die Verbreitung des Virus.
https://www.nzz.ch/international/corona-...ld.1543504