Rollverluste bei WTI Future?

Ich habe noch nie Futures gehalten, aber wenn ich das richtig verstanden habe scheint es mir dass man da gegen Ende des Ablaufs in einer Situation wie heute bzw gestern in eine absolute Zwickmühle kommt. Entweder man verkauft den Future, und rollt in den nächsten Monat, oder man bekommt das Zeugs geliefert. Wenn man nur rollen kann wenn man dem Käufer noch eins draufzahlt muss man das tun, oder die Lieferung akzeptieren, richtig?

Und wie Lancelot schon schrieb, man weiss dass es wieder hochgeht. Aber wie davon profitieren mit geringstem Risiko?

PS: wir heizen mit Gas....physisch bunkern kann ich leider nicht.

...oder man bekommt das Zeugs geliefert. Wenn man nur rollen kann wenn man dem Käufer noch eins draufzahlt muss man das tun, oder die Lieferung akzeptieren, richtig?

Als normaler Retailer bei einem normalen "Retail-Broker" (IB & Co,) kommst du nicht in die Verlegenheit der physischen Auslieferung von Commodities. Da findet zuvor immer der Barausgleich statt. Sprich der Broker wird den Kontrakt für dich entweder rechtzeitig liquidieren (verkaufen) oder rollen. Also da muss man weder mit einem Tanklaster nach Rotterdam noch mit einem Tiertransporter nach Texas, wenn man bei IB statt Öl lebende Rinder auf Termin kauft.

Und wie Lancelot schon schrieb, man weiss dass es wieder hochgeht. Aber wie davon profitieren mit geringstem Risiko?

vielleicht mal diese produkt genauer anschauen.

RICI EnhancedSM WTI Crude Öl TR ETC
WKN: PB6R1W

   

Aber ich muss ganz ehrlich sagen, man sollte auch nicht in Futures oder Optionen investieren, wenn man nicht weiß wie da die technischen Abläufe sind. Das ist einfach gefährlich und man brauch da eventuell eine große Kriegskasse, wenn man so eine langfristig orientierte Trading Idee umsetzen möchte. 

"Den Ölpreis" gibt es nicht. Das ist ne Futures Chain. Wird es immer sein.

Das ist wildes Gezocke. Und sowas macht man nicht mit Futures oder shorts

ganz deiner Meinung 

die erratische Preisbildung am Oelmarkt reflektiert das Geschehen an den Terminmärkten. Dass das Geschehen erratisch, aber nicht irrational ist, hier kurz meine Erklärung:

was wir seit gestern dort sehen, ist das Ergebnis eines Pokers der Oelhändler, das man auch als Reise-Nach-Jerusalem-Spiel bezeichnen könnte:

wegen Corona praktisch kein Oelverbrauch weltweit, ergo Auslastung der Speicher im Drehkreuz Cushing/Oklahoma, dem Erfüllungsort für WTI-Kontrakte, rapide angestiegen. Dass die Speicherauslastung in den letzten Wochen für die USA angestiegen ist, ist ein fundamentaler Faktor, der auf mangelnden Oelbedarf in Zeiten der Krise zurückzuführen ist.

Ab hier fängt das Spiel der der Psychologie an. Die Auslastung in Cushing hat am stärksten zugenommen und ist von 50% Anfang März auf 72% bis zum 10.4. gestiegen (im übrigen alles nachlesbar z.B. auf NYMEX Web-Seiten.....) Wenn diese Steigerungsrate anhält, werden die Tanks in Cushing bis Mitte Mai voll sein, aber die Auslastung könnte auch viel früher erreicht werden.
Jetzt sind also Händler bzw. Spekulanten nervös geworden, was die Futures-Kontrakte, die kurzfr. fällig werden, viel risikoreicher als üblich macht.

Denn niemand will eine physische Lieferung Oel annehmen, wenn es nirgendwo eine Lagermöglichkeit gibt...In dem Gedränge zahlten gestern offenbar eine Trader bis zu $40/Barrel, um Futures für Lieferung im Mai abzuladen, denn wenn Cushing "vollgelaufen" ist, hätte es noch teurer werden können, eine Alternative für phys. Fässer zum Zeitpunkt der Lieferung zu finden

Und so nahm das Stühle-Rücken-Spiel seinen Lauf. Preis von WTI, der heute ausläuft, fiel wie wir "Profis" hier im Forum alle wissen...von 20$/bbl auf negative $38/bbl. Die Bedeutung dieses Rückgangs wurde jedoch wahrscheinlich durch die Medienberichterstattung übertrieben, da Futures mit längeren Laufzeiten weniger stark betroffen waren. Und zumindest vorläufig scheinen sich die Lagerhaltungsängste weitgehend auf die USA zu beschränken (auch heute bis zur Stunde: WIT -30%, Brent "nur" -23%).

"Traders" hier im Forum, die im Oelpreis-Kollaps eine Schnäppchengefahr witern, sollten also dringend die eben skizzierten Logik für Oelprodukte wie Zerti oder ETCs beachten. Sie laufen sonst Gefahr, bei einem Roll-over von einem Monatskontrakt zum nachfolgenden einen hohen Preis zu zahlen (Contango-Effekt)

Die Futures-Märkte dürften meiner Meinung nach auch in den kommenden Monaten solche Preismuster reflektieren, wenn auch nicht in dem gestern gesehenen Ausmass.
Da aber Oelnachfrage aufgrund Covid-19 im Q2 eine Talsohle erreichen wird, wird sich dies auch in den Futures-Preisen widerspiegeln. Die weltweiten Oellager werden in noch nie dagewesenen Tempo aufgefüllt, um den Angebotsüberhang ggüber Nachfrage aufzufangen.

Aber: Licht am Ende des Tunnels....
ich sehe im Jahr 2021 ein ziemlich dramatisches Aufholwachstum, das den Konsum nach den Trend vor Covid-19 heranführen wird. Warum ?

1. Verlangsamung des Angebots aus der OPEC, 2. auch die Fördermengen aus dem US-Schiefergeschäft und anderen Gebieten werden diesen Trend stützen; die Oelforder-Unternehmen kürzen in diesem Jahr aggressiv ihr Investitionsausgaben (Capex) was ihr Produktion dämpfen wird.
Wenn die Produzenten nicht bereit sind, wieder in das Wachstum zu investieren, könnte die derzeitige Schwemme von Oel sogar in eine Knappheit umschlagen. Aber die erforderliche Aktivitätsteigerung wird ohne höhere Oelpreise nicht möglich sein. Die US-Schieferindustrie ist immer noch der Grenzproduzent, und dieses Geschäftsmodell funktioniert nicht, wenn Preise nachhaltig unter ca. $55(Barrel fallen.

Weitere Frage:

Mal angenommen, im Juni Kontrakt spielt sich am letzten Handelstag gleiches Spektakel ab und der Preis stürzt ab....sagen wir mal beispielhaft von 10 USD auf irgendwas minus 30 USD.
Mal angenommen, man ist bei besagten 10 USD short gegangen, indem man einen Kontrakt verkauft hat.

1. Kann man dann zum Beispiel bei Minus 20 USD einen Kontrakt kaufen, somit glatt stellen, und hätte die 30 USD respektive 30.000 USD Gewinn?
2. Ist der Handel grundsätzlich überhaupt noch möglich, wenn der Kontrakt im minus ist?

Gruss

ganz deiner Meinung 

die erratische Preisbildung am Oelmarkt reflektiert das Geschehen an den Terminmärkten. Dass das Geschehen erratisch, aber nicht irrational ist, hier kurz meine Erklärung:

was wir seit gestern dort sehen, ist das Ergebnis eines Pokers der Oelhändler, das man auch als Reise-Nach-Jerusalem-Spiel bezeichnen könnte:

wegen Corona praktisch kein Oelverbrauch weltweit, ergo Auslastung der Speicher im Drehkreuz Cushing/Oklahoma, dem Erfüllungsort für WTI-Kontrakte, rapide angestiegen. Dass die Speicherauslastung in den letzten Wochen für die USA angestiegen ist, ist ein fundamentaler Faktor, der auf mangelnden Oelbedarf in Zeiten der Krise zurückzuführen ist.

Ab hier fängt das Spiel der der Psychologie an. Die Auslastung in Cushing hat am stärksten zugenommen und ist von 50% Anfang März auf 72% bis zum 10.4. gestiegen (im übrigen alles nachlesbar z.B. auf NYMEX Web-Seiten.....) Wenn diese Steigerungsrate anhält, werden die Tanks in Cushing bis Mitte Mai voll sein, aber die Auslastung könnte auch viel früher erreicht werden.
Jetzt sind also Händler bzw. Spekulanten nervös geworden, was die Futures-Kontrakte, die kurzfr. fällig werden, viel risikoreicher als üblich macht.

Denn niemand will eine physische Lieferung Oel annehmen, wenn es nirgendwo eine Lagermöglichkeit gibt...In dem Gedränge zahlten gestern offenbar eine Trader bis zu $40/Barrel, um Futures für Lieferung im Mai abzuladen, denn wenn Cushing "vollgelaufen" ist, hätte es noch teurer werden können, eine Alternative für phys. Fässer zum Zeitpunkt der Lieferung zu finden

Und so nahm das Stühle-Rücken-Spiel seinen Lauf. Preis von WTI, der heute ausläuft, fiel wie wir "Profis" hier im Forum alle wissen...von 20$/bbl auf negative $38/bbl. Die Bedeutung dieses Rückgangs wurde jedoch wahrscheinlich durch die Medienberichterstattung übertrieben, da Futures mit längeren Laufzeiten weniger stark betroffen waren. Und zumindest vorläufig scheinen sich die Lagerhaltungsängste weitgehend auf die USA zu beschränken (auch heute bis zur Stunde: WIT -30%, Brent "nur" -23%).

"Traders" hier im Forum, die im Oelpreis-Kollaps eine Schnäppchengefahr witern, sollten also dringend die eben skizzierten Logik für Oelprodukte wie Zerti oder ETCs beachten. Sie laufen sonst Gefahr, bei einem Roll-over von einem Monatskontrakt zum nachfolgenden einen hohen Preis zu zahlen (Contango-Effekt)

Die Futures-Märkte dürften meiner Meinung nach auch in den kommenden Monaten solche Preismuster reflektieren, wenn auch nicht in dem gestern gesehenen Ausmass.
Da aber Oelnachfrage aufgrund Covid-19 im Q2 eine Talsohle erreichen wird, wird sich dies auch in den Futures-Preisen widerspiegeln. Die weltweiten Oellager werden in noch nie dagewesenen Tempo aufgefüllt, um den Angebotsüberhang ggüber Nachfrage aufzufangen.

Aber: Licht am Ende des Tunnels....
ich sehe im Jahr 2021 ein ziemlich dramatisches Aufholwachstum, das den Konsum nach den Trend vor Covid-19 heranführen wird. Warum ?

1. Verlangsamung des Angebots aus der OPEC, 2. auch die Fördermengen aus dem US-Schiefergeschäft und anderen Gebieten werden diesen Trend stützen; die Oelforder-Unternehmen kürzen in diesem Jahr aggressiv ihr Investitionsausgaben (Capex) was ihr Produktion dämpfen wird.
Wenn die Produzenten nicht bereit sind, wieder in das Wachstum zu investieren, könnte die derzeitige Schwemme von Oel sogar in eine Knappheit umschlagen. Aber die erforderliche Aktivitätsteigerung wird ohne höhere Oelpreise nicht möglich sein. Die US-Schieferindustrie ist immer noch der Grenzproduzent, und dieses Geschäftsmodell funktioniert nicht, wenn Preise nachhaltig unter ca. $55(Barrel fallen.

Alles richtig!

Aber,

bin gespannt mit was er da rüber kommt (Oel zum Ende)?
Die Optionen für den Spätherbst notieren schon wesentlich höher.


[video=youtube]https://www.youtube.com/watch?v=kUL0J4hM5S8  [/video]

Alles richtig!

Aber,

bin gespannt mit was er da rüber kommt (Oel zum Ende)?
Die Optionen für den Spätherbst notieren schon wesentlich höher.


[video=youtube]https://www.youtube.com/watch?v=kUL0J4hM5S8   [/video]

Ich habe noch nie Futures gehalten, aber wenn ich das richtig verstanden habe scheint es mir dass man da gegen Ende des Ablaufs in einer Situation wie heute bzw gestern in eine absolute Zwickmühle kommt. Entweder man verkauft den Future, und rollt in den nächsten Monat, oder man bekommt das Zeugs geliefert. Wenn man nur rollen kann wenn man dem Käufer noch eins draufzahlt muss man das tun, oder die Lieferung akzeptieren, richtig?

Und wie Lancelot schon schrieb, man weiss dass es wieder hochgeht. Aber wie davon profitieren mit geringstem Risiko?

PS: wir heizen mit Gas....physisch bunkern kann ich leider nicht.

Ne, weiß man nicht. Lest bitte Lances Post nochmal ganze genau. DEN Ölpreis gibt es nicht! Wenn das gemeine Volk von DEM Ölpreis spricht, ist damit der Frontmonat CL gemeint, d.h. es geht um die Sorte West Texas Intermediate. 

Ist aber nur ein winzig kleiner Ausschnitt. WAS geht denn wieder hoch? Der JUN 2021? Brent? Der Mai geht bestimmt nicht mehr hoch...

DAS ist schon ein bißchen ausführlicher: 
https://oilprice.com/oil-price-charts

Ihr seht, wieviele Ölsorten es gibt und wie unterschiedlich die Preise sind. Das Resultat sind Wechselwirkungen zwischen Lagerhaltung, Nutzung und Transportkosten. Kein Mensch würde jetzt Oklahoma Sour einlagern, weil die Verarbeitung zu Sprit bei dem Zeugs am teuersten ist. Dennoch liegt das bereits irgendwo rum und blockiert Storage für WTI. 

Im Moment sind 40 Millionen Barrel auf dem Weg von Saudi Arabien nach USA. Die Tanker werden in USA gelöscht und nehmen US - Öl auf, welches dann nach Asien verschifft wird....was aber im Moment nicht geht, weil es keinen Lagerplatz gibt. Das kann zu Engpässen in Asien führen, weil es einen Engpass an Lagerfläche in USA gibt. 

Was ich damit sagen will: 
Wenn es so ein Schauspiel an den Märkten gibt, werden auf einmal alle zum Experten. Fakt ist, dass (auch wenn F.I.A.S.C.O.'s Post schon eine qualifiziertere Aussage war als "es muss wieder hochgehen") keiner hier - mich eingeschlossen - auch nur im entferntesten eine Ahnung hat, wie unfassbar komplex dieser Markt ist und wie schwer es ist, sich im Ölmarkt zurechtzufinden. 
Das ist nicht so simpel, wie der Dax. Es gibt unendlich viele Stellrädchen, die alle ein Trigger sein könnten für eine Rally oder einen Crash. 

Am besten einfach die Finger von lassen.

Ne, weiß man nicht. Lest bitte Lances Post nochmal ganze genau. DEN Ölpreis gibt es nicht! Wenn das gemeine Volk von DEM Ölpreis spricht, ist damit der Frontmonat CL gemeint, d.h. es geht um die Sorte West Texas Intermediate. 

Ist aber nur ein winzig kleiner Ausschnitt. WAS geht denn wieder hoch? Der JUN 2021? Brent? Der Mai geht bestimmt nicht mehr hoch...

DAS ist schon ein bißchen ausführlicher: 
https://oilprice.com/oil-price-charts

Ihr seht, wieviele Ölsorten es gibt und wie unterschiedlich die Preise sind. Das Resultat sind Wechselwirkungen zwischen Lagerhaltung, Nutzung und Transportkosten. Kein Mensch würde jetzt Oklahoma Sour einlagern, weil die Verarbeitung zu Sprit bei dem Zeugs am teuersten ist. Dennoch liegt das bereits irgendwo rum und blockiert Storage für WTI. 

Im Moment sind 40 Millionen Barrel auf dem Weg von Saudi Arabien nach USA. Die Tanker werden in USA gelöscht und nehmen US - Öl auf, welches dann nach Asien verschifft wird....was aber im Moment nicht geht, weil es keinen Lagerplatz gibt. Das kann zu Engpässen in Asien führen, weil es einen Engpass an Lagerfläche in USA gibt. 

Was ich damit sagen will: 
Wenn es so ein Schauspiel an den Märkten gibt, werden auf einmal alle zum Experten. Fakt ist, dass (auch wenn F.I.A.S.C.O.'s Post schon eine qualifiziertere Aussage war als "es muss wieder hochgehen") keiner hier - mich eingeschlossen - auch nur im entferntesten eine Ahnung hat, wie unfassbar komplex dieser Markt ist und wie schwer es ist, sich im Ölmarkt zurechtzufinden. 
Das ist nicht so simpel, wie der Dax. Es gibt unendlich viele Stellrädchen, die alle ein Trigger sein könnten für eine Rally oder einen Crash. 

Am besten einfach die Finger von lassen.

Wenn die Zinsen "gesteurt" werden, warum sollte es nicht bei Oel zu einer kleinen Manipulation kommen. S. Video von Homm (letzter Teil).
Don`t bet the Farm...

Im Moment sind 40 Millionen Barrel auf dem Weg von Saudi Arabien nach USA. Die Tanker werden in USA gelöscht und nehmen US - Öl auf, welches dann nach Asien verschifft wird....was aber im Moment nicht geht, weil es keinen Lagerplatz gibt. 

Es wird schon gemunkelt dass diese Schiffe ihre Ladung gar nicht löschen können, sondern zurück zu den Saudis geschickt werden. Der Kronprinz hat die Abfahrt der Schiffe anscheinen sogar mit einem Podcast gefeiert - Trump könnte damit reagieren, dass er seinerseites die Abweisung ähnlich dokumentiert....

Das stammt aus einem Handelsblatt Artikel von gestern oder vorgestern, habe Link gerade nicht zur Hand.