(18.03.2021, 12:50)Ste Fan schrieb: Was soll man in diesem Fall allgemeingueltige Lehren ziehen koennen?
Man weiss nie was kommt - daher im Zweifelsfall Risiko herausnehmen und auf besseres Wetter warten war auch in diesem Fall nicht der schlimmste Fehler. Der Crash wird sich auch in der Art nicht wiederholen.
Durchhalten hat in diesem Fall zwar gepasst, wer im Maerz nachgekauft hat war der Held - aber weil das vorher keiner wissen konnte: einfach nur Glueck gehabt...
Conclusion: Im Maerz konnte keiner wissen ob dass jetzt eine schnelles V wird oder Totalabsturz oder laengerfristiges Siechtum - somit Glueckwunsch wenn das Konto ab Maerz hochgeschossen ist...besser ist fuer mich die Variante die seit Januar 2020 ne akzeptable Performance hatte - ohne extremen DD im Maerz
Mein Konto hat sich seit Maerz 2020 nicht verdoppelt - aber dafuer sich die 4 Wochen davor auch nicht halbiert
Das ist sogar noch besser. Hat bestimmt auch psychologischen Stress vermieden. Und man sollte die Performance ja immer risikobereinigt anschauen.
Geholfen hat wohl nur Diversifizierung in andere Anlageklassen als Aktien. Das Problem bei Aktien ist dass sie eine Art Sippenhaftung haben. Rauf geht es nach Sektoren, Zyklen, diversifizieren hilft. Aber wenn es runter geht so werden von den Institutionen zunächst Indexfutures verkauft worauf die Preis Zerfalle von den Arbitrage Händlern auf die Aktien übertragen werden. Alles fällt.
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Der einzige gute Tipp von Deinem Broker ist ein margin call.
Bei mir ist ja bekannt, das ich recht konservativ unterwegs bin, bei mir geht es eigentlich auch nur darum,
das das Geld, was mal mein Alter versorgen soll, seinen "Job" macht und sich vermehrt, wenn ich 3-4 % netto
im Jahr machen würde, wäre ich bereits sehr zufrieden. Da liege ich aktuell deutlichst drüber, müsste in etwa
bei 13 % liegen aktuell. Bin ja erst seit Ende 2017 wieder mit größeren Summen dabei.
Im März habe ich dann - sie Ste Fan so schön schreibt - das sagenhafte Glück gehabt, das ich in der Tat just zur Krise relativ viel Liquidität aus Ausschüttungen
erhalten habe und die dann nach Plan auch investieren musste. War quasi die Feuerprobe - zum Einen wie hält man das
aus, wenn es eben doch mal im Gebälk knirscht, zum Anderen, traut man sich wirklich auch dann, wenn keiner mehr
Aktien haben will auch wirklich zu kaufen ? Ich habe lange auf der Liste stehende Titel aus DE gekauft, die sich zwischen
50 und 80 % entwickelt haben - Titel wie Allianz, paar Siemensableger usw...also keine Pommesbuden.
Trotz allem Glück, muss man dann aber eben auch den A.... in der Hose haben und zugreifen ! Nur das Glück
allein reicht dann auch nicht.
Beide Punkte kann ich also mit gutem Gewissen mit JA für mich beantworten. Wie hier schon mehrfach angeklungen, war und ist
das wichtigste, das man wirklich schon weiß was man im Fall a) , b) oder c) zu tun hat. Das hat mir das doch
ziemlich erleichtert.
Ich bin allein schon immer recht entspannt, wenn auch in der tiefsten Krise weiter Dividenden gezahlt werden und
sogar zum Teil erhöht werden - nicht mehr in dem Tempo wie in den Jahren davor, aber immer noch so, das das
wirklich schön ist mit anzusehen.
Gelernt hab ich draus, das bei entsprechender Diversifikation das Gesamtrisiko eben doch nicht sonderlich hoch ist.
Klar, gibt es Verlierer, aber eben auch Gewinner, das konnte ich in der Zeit eben gut erkennen.
Wie sich so was anfühlt, wenn das mal ein paar Jahre andauert, wird dann wohl der nächste Schritt irgendwann werden,
auch wenn wir das kaum noch für möglich halten, befürchte ich das in den kommenden 10 oder 20 Jahren auch eine solche
Phase mal auszuhalten sein wird.
(18.03.2021, 10:25)cubanpete schrieb: Wie ist es Euch so ergangen in diesen 12 Monaten seit dem Tief?
Die beruflichen und gesundheitlichen Herausforderungen standen gedanklich im Vordergrund.
Ich habe alles an finanziellen Mitteln ausgeschöpft was nur ging, da kann ich mir nichts vorwerfen lassen. Genau auf diesen Augenblick habe ich seit mindestens 2015 gewartet, also All-In.
Jetzt hat sich die Situation in soweit geändert das man fast nichts mehr bedenkenlos kaufen kann, aber das notwendige Kleingeld fehlt sowieso.
Alles was jetzt noch an Gehalt rein kommt ist prozentual gesehen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Segel sind gesetzt und nun wollen wir mal schauen an welcher Küste ich anlande.
Wenn es jetzt runter geht wäre es definitiv eine höhere mentale Herausforderung als vor einem Jahr. Die Fallhöhe ist gestiegen. Cash Reserven nicht mehr vorhanden.
Bisher fühlt es sich "zu einfach" an. Als wenn noch etwas kommt.
Und man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Im Moment konzentrieren sich alle auf das Thema Corona und alles was nebenbei passiert wird einfach ausgeblendet.
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Reiner Satire Account ohne rechtliche Verwertbarkeit
Viel ist schon gewonnen wenn nur einer aufsteht und Nein sagt - Berthold Brecht
ich habe schon mehrere grosse Crashs erlebt und habe mit meinen Aktienportfolio auch schon sehr gelitten;
der erste Crash, der mich hart getroffen hat, fand am 19.10.1987 statt; damals war ich zwar nur Student, hatte aber alle meine Ersparnisse v.a. in US- und japan. Aktien investiert.
Neben weiteren herben Baissen (z.B. Golfkrieg zu Beginn der 1990er oder 1998 Russland/Asienkrise) habe ich primär die New-Economy-9/11-Krise der Jahre 2000-2003 sowie die Finanzkrise der Jahre 2007-2009 in prägender Erinnerung.
Letztere war, wie wir alle wissen, die grösste Aktienbaisse seit dem 2. Weltkrieg; in der Extremperspektive vom Höchst- zum Tiefpunkt tauchten die weltweiten Aktien um fast 60%.
Das war klar das schlimmste, das ich als Investor in über 30 Jahre erlebt habe. Es fand eine eigentliche "Aktienschmelze" statt, in der die Investoren jedes Vertrauen verloren hatten.
Es herrschte Angst & Panik. Viele (auch Privat-)Investoren mussten damals ihre Aktien wg. zu hoher Kredite, PKs wegen eines abgeschmolzenen Deckungsgrades und Versicherungen wegen zu geringer Eigenmittel im dümmsten Moment verkaufen oder zwangsverkaufen. Darüber hin aus verloren viele Anleger auf Tiefständen die Nerven und warfen ihre Aktien aus Angst vor einem weiteren Kurszerfall auf den Markt.
Die historische Baisse dauerte 22 Monate !, bis der Tiefpunkt erreicht war.
Ich dachte damals im März 2009, dass es mind. 5 Jahre dauern wird, bis die horrenden Verluste wider aufgeholt sein würden. Doch es kam anders. Als Optimist war ich damals zu pessimistisch.
Bereits nach 46 Monaten, also weniger als 4 Jahre nach Erreichen des Tiefpunktes im Mar 2009, war alles wieder wettgemacht und Anleger mit einem gut diversifizierten Aktienportfolio erreichten einen neuen Höchststand.
Obwohl ich als hartgesottener Antizykliker überzeugt war, dass die Korrektur masslos übertrieben war, habe ich die rasche Rückkehr zum früheren Höchststand bei Weitem unterschätzt.
Wer den Mut und das Geld hatte, in dieser Baisse antizyklisch nachzukaufen, hat natürlich noch rascher wieder neue Höchststände erreicht...
Die Finanzkrise 2007-2009 waren zwar Zwischendurch sehr schmerzlich aber für mich die besten Lehrjahre. Folgende Erkenntnisse erscheinen mir wichtig:
-man soll sich nicht vor Krisen fürchten. Mit etwas Geduld werden sie schnell vergessen sein
-nach grösseren Börsenkorrekturen befinden sich die Aktienmärkte in einer Übertreibungsphase. Zwar wissen wir nicht, wann der Tiefpunkt erreicht sein und der Markt drehen wird. Es lohnt sich jeoch, ruhig zu bleiben und die Nerven zu behalten
-in grossen Krisen wechseln die Aktien von den schwachen zu den starken Händen. Und ich versichere euch: die starken Hände werden auf Dauer gewinnen.
-immer genügend Liquidität haben (muss ja nicht immer Cash sein, kann auch in T-Notes geparkt sein) und stark genug sein, dann in Aktien zu investieren, wenn die Nacht am dunkelsten ist
-Nassim Taleb, sein "The Black Swan" wurde auch hier im Forum schon oft zitiert, betr. extrem seltene Ereignisse. Ich bin allerdings der Meinung, dass der Begriff "Black Swan" inzwischen fast schon inflationäre Verwendung findet. So haben Marktbeobachter aber auch einige hier im Forum, die Corona-Krise als "Black Swan" betitelt...Aber mit Verlaub: soll den jetzt jeder Börsenrückschlag, der 20% übersteigt, quasi als Jahrhundertereignis deklariert werden, das es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen ?
Börseneinbrüche von 20,30 oder auch mehr % sind Ereignisse, die immer mal wieder vorkommen.
Als "Black Swan" würde ich am ehesten die Grosse Depression der 1930er bezeichnen; damals stürzte der US Aktienmarkt um 89% in die Tiefe und es dauerte knapp 15 Jahre, bis der alte Höchststand wider erreicht wurde (was angesichts der dramatischen Verluste erstaunlich kurz ist)
-auch kenne ich genügend Kritiker, welche den jap. Aktienmarkt gern als Beispiel zitieren, um die langfr. hohen Risiken der Aktienanlage zu "beweisen". So stand der jap. Aktienmarkt auch 30 Jahre nach seinem per Ende 1989 erreichten Höchststand noch weit hinter diesem zurück. Dieser Tatbestand ist aber in keiner Weise ein Argument dafür, dass Aktien auch über eine Frist von 20 oder 30 Jahre riskant & verlustreich sein können.
Vielmehr ist das schlechte Dasein der jap. Börse über mehrere Jahrzehnte ein Votum dafür, dass sich internationale Diversifikation nicht nur empfiehlt, sondern sogar aufdrängt.
Wenn die Verluste in grossen Krisen Realität werden, gibt es sofort wieder überall Propheten, die darüber orakeln, wie lange die Krise denn diesmal dauern könnte; diskutiert wird, wie ja auch im vergangenen Frühjahr, ob die Börsen und die Konjunktur einen L-, U-, V- oder W-artigen Verlauf nehmen würden.
Natürlich ist das reine Kaffeesatzleserei.
Niemand weiss, wie lange es dauert, bis die Verluste jeweils wieder wettgemacht sind.
Aber:
aufgrund der Geschichte lässt sich aber sicherlich sagen, dass es i.d.R. einige wenige Jahre dauert, bis die alten Höchststände wieder erreicht sind.
Und manchmal geht's eher.
Wie im Corona-Crash, mit -35% in weniger als einem Monat (!). Im August 2020, also nur 5 Monate nach Erreichen des Tiefstandes, waren die Verluste wieder wettgemact und die erdbebenartigen Verluste des März 2020 waren vergessen...
Und ich bin sicher, auch hier im Forum wird irgendwann wieder ein Thread eröffnet mit dem Datum des neuen Tiefst (im Rückspiegel..).
Denn die nächste Krise ist nur eine Frage der Zeit, denn nach der Krise ist immer auch vor der Krise.
Nur weiss niemand, wie viel Zeit dazwischen liegt, während der eine ausgeprägte Börsenhausse mut neuen Höchstständen zu ernten ist.
Und Cuba, um Deine Frage zu beantworten: schlechte Nachrichten sind der beste Freund mutiger Investoren - ja, mir ist es ganz gut ergangen seit dem "Tief" vom 23.3.2020
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie viel mein Depot letztes Jahr gefallen ist und wie viel es seitdem gestiegen ist. Ich bin in letzter Zeit recht nachlässig was das Tracking der Performance angeht. Ich muss es mal in PP nachziehen, dann poste ich das auch gerne hier.
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"Die Wahrheit ist wie Poesie. Und die meisten Leute hassen Poesie."(The Big Short)
Fiasco, sehr geil beschrieben.
Ich mag solche historischen Erlebnisberichte, sie sind unbezahlbar.
Zitat:-Nassim Taleb, sein "The Black Swan" wurde auch hier im Forum schon oft zitiert, betr. extrem seltene Ereignisse. Ich bin allerdings der Meinung, dass der Begriff "Black Swan" inzwischen fast schon inflationäre Verwendung findet. So haben Marktbeobachter aber auch einige hier im Forum, die Corona-Krise als "Black Swan" betitelt...Aber mit Verlaub: soll den jetzt jeder Börsenrückschlag, der 20% übersteigt, quasi als Jahrhundertereignis deklariert werden, das es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen ?
Beim Black Swan geht es nicht um seltene oder schwerwiegende Ereignisse, sondern um solche Ereignisse die "Keiner" auf dem Schirm hat.
11.9.2001 konnte niemand wirklich wissen.
Ebenso konnte Corona keiner erahnen.
Der Diesel Skandal war auch ein Baby-Black-Swan.
Oder Fukushima.
Eine Staatspleite, Unternehmenspleiten oder ein Krieg bahnen sich an. Also wird es bereits vorher eingepreist und kann deswegen kein Black Swan sein.
Natürlich erfolgt ein Schock an der Börse wenn das finale Ereignis wirklich eintritt und bis dahin nur die Wahrscheinlichkeit eingepreist wurde, aber jeder ist mehr oder weniger vorbereitet.
Die Baisse nach 1929 haben aber viele auf dem Schirm gehabt und auch publiziert. Aber selbst diese Information konnte die Gier im Markt nicht stoppen.
Jedenfalls war es kein Black Swan. Viele haben auch durch Shorts ein Vermögen gemacht.
Ich sehe es so: Wenn es nicht Corona gewesen wäre, dann eben was anderes. Sei es irgendeine Staatspleite oder ein Krieg im nirgendwo.
Es liegt einfach in der Natur des Marktes alle paar Jahre auszuatmen. Der Grund und die Farbe des Schwans kann uns doch eigentlich auch egal sein.
Nebenbei bemerkt bin ich mir sicher, dass Corona an der Börse viel schwerwiegender zugeschlagen hätte wenn nicht alle Industriestaaten die Unternehmen mit Geld förmlich zugeschissen hätten.
1929 und 2009 waren nur deswegen so heftig weil Geldknappheit herrschte und Vertrauen fehlte. Eine schlechte Basis für die Wirtschaft.
Wenn unsere Geldpolitik durch 2009 nicht schon so aufgeweicht gewesen wäre, würden wir alle an der Börse jetzt noch sehr tief im Sumpf stecken.
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(18.03.2021, 21:55)cubanpete schrieb: @Päda: Der Dow ist "nur" 7.35% im Plus seit 1. Januar. SP500 plus 4.23% und der Nasti ist aktuell sogar 0.69% im Minus dieses Jahr.
Sorry, meinte den 01. Januar 2020. Also inkl. Corona Crash.
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"Wo das Chaos auf die Ordnung trifft, gewinnt meist das Chaos, weil es besser organisiert ist."
(Friedrich Nietzsche)
Wie schon an anderer Stelle geschrieben, habe ich eine starke Konzentration in wenigen Tech Aktien. Eine handvoll machen sogar 80% des Depots aus.
Entsprechend stark ging es auch abwärts vor 1 Jahr. Aber das war nichts Neues für mich, denn schon 2018 halbierte sich mein Depot mal eben vom ATH im August 2018 zum Dezember 2018, dem Handelskrieg sei Dank.
Daher war ich mental auf hohen DD schon eingestellt. Und nach einem starken 2019 (+70%) wurde 2020 sogar noch viel spannender. Kurz vor dem Einsturz im März erreichte mein Depot ein ATH mit +25% und dann ging es direkt um fast 50% abwärts. Im März war dann YTD bei -38%, was alles andere als schön war. Aber da ich vor allem auch Profiteure des Lockdowns im Depot hatte, war das nur eine Momentaufnahme. Aufs Jahr machte das Depot dann +122% und seit dem Tief vor 1 Jahr bis heute sind es +260%.
Ich erwarte noch viel höhere Volatilität aufgrund der hohen Bewertungen in meinem Depot. Das ist auch nicht schlimm, da ich auf Jahrzehnte investiere und nicht auf einzelne Jahre. Eine Amazon hatte DDs von teils >90% in seiner Geschichte. Hätte man 100 Tech Aktien am Hoch 1999 gekauft und 99 wären gefloppt und nur Amazon wäre noch im Depot, so hätte allein Amazon fast 6% Rendite p.a. gebracht. Das sind Dinge, über die ich dann nachdenke, wenn mein Depot abschmiert. Dann schaue ich mir meine Unternehmen an und entscheide, ob das Geschäftsmodell weiterhin intakt ist, denn nur darum geht es.
Und wenn wir nun bei Tech wie bei 1999 sind und ich nur mit 6% p.a. auf 20 Jahre rechnen kann, dann wäre ich verdammt glücklich, denn das reicht dann schon locker für vorzeitigen Ruhestand. Was aber in der o.g. Rechnung fehlt, ist die Tatsache, dass ein Amazon Investor nach dem 90% Fall auch nachinvestieren konnte und wenn er das getan hatte dann