(14.12.2023, 21:14)Wolkenmann schrieb: Daytrading ist vergleichbar mit Spitzensport. Nehmen wir Fußball, auch Bayern muss jedes Spiel zu 100% konzentriert und fokussiert sein, mit der richtigen Einstellung auf den Platz gehen, um die Chance zu wahren, um als Sieger vom Platz gehen zu können.
Der Ausgang ist aber immer ungewiss.
Sieg, Niederlage oder Unentschieden. Während des Spiels können sehr viele unvorhersehbare Dinge passieren, Platzverweis, Verletzungspech, Eigentor etc. die den Spielverlauf/Spielplan völlig auf den Kopf stellen. Manchmal erwischt man aber auch einen rabenschwarzen Tag und man kann machen was man will, man geht als Verlierer vom Platz. So ist es im Trading auch.
OK. So kann man es sehen. Wo würdest Du Dich selbst sehen wenn Du das aufs Fussball-Spiel
überträgst? Torwart? Stürmer? Was anderes?
Meine Sicht - Spitzensport OK - ein Vergleich den ich selbst schon häufig genommen habe.
Der Spitzensportler liegt nicht auf der Couch - er trainiert, konditioniert, arbeitet an seinen Skills.
Er geht nicht unvorbereitet in den Wettkampf - Gegener? ggfs. Wetterbedingungen? Ausrüstung?
Zitat:Ein Daytrading Tag entwickelt sich nicht immer so wie man sich das vorstellt. Man kann nicht immer Top-Leistung abrufen. Es kann während einer Session viel passieren. Gewinnwarnung oder andere Verwerfungen am Markt. Man fährt einen Verlust nach dem anderen ein. Vertut sich mit der Ordergröße oder gibt einen falschen Preis ein. Ist mir alles schon passiert. Orders werden knapp nicht abgeholt, Stopps werden unglücklich ausgestoppt uvm.
Fehler passieren. Gehört dazu. Daraus lernt man.
Gibt aber auch vieles was man vermeiden kann. Und hier fängt es eigentlich schon an....
Auf was sollte ich achten? Was ist wichtig bei der Vorbereitung?
Future-Trader
Du solltest wichtige Termine kennen. Konjunktur, Wirtschaft, Unternehmen.
Du solltest ein Gefühl für die allgemeine Stimmung bekommen - Nachrichten, Meinungen, Analysen
Gibt noch mehr aber das einfach mal als Anfang...
Aktien-Trader
Alles was der Future-Trader im Blick hat sollte der Aktien-Trader auch im Blick haben.
Dazu kommt dann noch der entsprechende Branchenindex, die Big-Player dieses Indexes,
dazugehörige Nachrichten, etc.pp.
Viel Arbeit wenn man es richtig macht - aber notwendig wenn man viele Fehler, Fallen ausschliessen
will.
Zitat:Solche Ereignisse wirken sich auch auf die Psyche aus. Ich habe schon Tage gehabt, da konnte man machen was man wollte, jeder Trade ein Gewinner, man war im Flow.
Dann gibt es aber Tage, da bekommst du erstmal ein paar Mal ordentlich auf die Fresse. Liegst sofort 300-400€ hinten. Was ist denn jetzt los? Lief doch die letzten Tage/Wochen alles so gut!
Darf doch nicht wahr sein. Situationen die jeder Trader kennt. Du kannst 10 Std. traden und am Ende
des Tages ist mehr Kohle weg, als du eigentlich geplant hattest zu verlieren. Obwohl du alle deine Regeln eingehalten hast. Warum? Börsenkurse lassen sich nun mal nicht vorhersagen. Es kann zu heftigen Verwerfungen kommen oder du machst einfach Fehler, weil du nun mal Mensch bist und keine Maschine.
Vielleicht waren andere Trader an dem Tag einfach auch mal besser als man selbst und haben dir deine Kohle zurecht abgenommen. So wie Frankfurt die Bayern mit 5:1 zerlegt hat, kann dir Ähnliches auch jeden Tag an der Börse passieren. Verluste gehören einfach zum Geschäft und Rückschläge sind unvermeidbar. Man muss jeden Tag Topleistung abrufen, um überhaupt eine Chance zuhaben.
Auch das gehört dazu. Die Frage ist was Du draus machst - ob Du irgendwelche Erkenntnisse heraus
ziehen kannst - damit es in Zukunft (immer) besser läuft und (immer) weniger Fehler passieren.
Ich habe angefangen mit mehreren Timeframes zu arbeiten - mir war es dann einfach zu viel - mit
ein Grund warum ich zu den Futures bin. Ich muss ja sowieso den Gesamtmarkt analysieren - dann
trade ich den doch einfach den - anstatt mir dazu auch noch Arbeit mit den Aktien zu machen.
Zeit die plötzlich frei wird und konzentrierter verwendet werden kann.
Mehr Timeframes - mehr Überblick - fraktales Denken - Du sagst es lief wie im Flow (Idealzustand)
und dann plötzlich nicht mehr. Da gehe ich davon aus, daß sich das Gesamtbild verändert hat.
Du eine Phase zufällig auf die dafür richtige Weise gehandelt hast. Der Markt ist in eine andere
Phase übergegangen - Du hast weiter getradet wie die ganze Zeit - was dann nicht mehr gepasst
hat und schlechter lief.
Mit mehreren Timeframes kannst Du einfach mehr sehen und besser einschätzen auf welche Weise
Du die entsprechende Phase am besten tradest. Natürlich muss man erstmal lernen so zu arbeiten.
Das kostet Zeit. Fraktales Denken. Alles einfacher wenn Du Dich nur auf einen Wert konzentrierst.
Je näher am Index desto weniger zusätzliche Arbeit.
Wieder stellt sich bei mir die Frage als was Du Dich siehst - welche Rolle Du "spielst". Weil Du davon
redest zerlegt zu werden und davon das Dir jemand anders die Kohle abnimmt weil er besser war.
Als was siehst Du das Trading generell? Wettkampf? Duell?
Zitat:PS:
Ob meine Strategien in Zukunft auch noch funktionieren, kann ich nicht beantworten. Märkte verändern sich, Regeln bzw. Gesetze ändern sich. Als Trader muss man immer flexibel bleiben und sich auf neue Situationen einstellen können. Strategien funktionieren nicht ewig, darum muss man auch immer offen sein für neue Ansätze.
Erkenntnisse die jeder Trader der dran bleibt irgendwann haben wird. Er muss sich und sein Trading
ständig weiterentwickeln um dem allen gerecht zu werden.
Meine Weiterentwicklung war die, daß ich mich auf auf immer weniger verschiedene Aktien konzentriert habe.
Dann habe ich mich gefragt warum ich mir mit den Aktien zusätzliche Arbeit mache, wenn ich sowieso schon die Indizes analysiere. Screentime bringt immer neue Erkenntnisse. Ideen für neue Ansätze, Strategien,
Werkzeuge,....
Daytrading kann dann "leicht" werden - kommt halt drauf an wie Du "leicht" definierst.
Weniger Fehler, weniger Fehltrades, generell weniger Trades, Geduld und Disziplin gehen mit der Zeit
in Fleisch und Blut über, Aktionen und Reaktionen sind konditioniert, Effizienz und Effektivität entwickeln
sich automatisch weiter,....
Autofahren, Tennis spielen, Formel1, Fussball, da kannst Du viele Vergleiche ziehen....
Autofahren - je länger desto automatisierter, konditionierter, unbewusster,....
Tennis spielen - trainieren, trainieren, trainieren, - schnellere Reaktionen, mehr Konzentration, Ausdauer, Fokus,...
Formel1 - die fahren die Runden immer und immer wieder, analysieren, wo sie mehr oder weniger Gas
geben, wo sind die idealen Bremspunkte, was ist die Ideallinie, wie wann wo bremsen,....
Fussball - Training, Kondition, Strategien, Techniken, Analysen,....
Die normale Arbeit eines Angestellten, Arbeiters -
am Anfang immer anstrengend, immer wieder Fehler, nach ein paar Wochen, Monaten immer leichter,
nach ein paar Jahren werden Aufgaben, Aufträge, Arbeiten wie auf Knopfdruck erledigt.
Problem ist nur das viele ihre Arbeit (die in vielen Teilen konditioniert ist) trotzdem als schwer, belastend,
anstrengend, unbefriedigend wahrnehmen. Zu wenig Anerkennung, zu geringe Entlohnung, Stress mit
Kollegen, Kunden, Vorgesetzten, zu viel Zahlen- oder Termindruck,....
Bei vielen auch oft einfach der falsche Job der eigentlich nicht zu einem passt - was einem die Arbeit noch
schwerer macht. Aber man ist halt mal diesen Weg gegangen - dann kamen Verpflichtungen dazu (Familie) -
und eine Veränderung war nicht mehr möglich - keine Zeit, kein Geld, auf Einkommen angwiesen.
Da kenne ich verdammt viele bei denen das so läuft.....
Daytrading kannst Du da genauso in eine Reihe mit allem anderen stellen. Du musst es lernen, mit der
Zeit wird sich vieles konditionieren. Und genau wie jeder andere Job - entweder es liegt einem und man
hat Spass mit der Arbeit und der Weiterentwicklung - oder man empfindet es als Pflicht, Last - dann
wird es genauso schwierig wie eine "normale" Arbeit zu der man sich ständig zwingen und überwinden
muss.