Hat nicht jemand mal Lust, auf die einzelnen Forderungen Putins mal sachlich/persönlich einzugehen?

Mag hier keinen erkennen, der da wirklich direkt betroffen ist. Daher dürfte es nicht schwer sein, persönliche Animositäten in Sinne des Threads mal beiseite zu legen.  Außer, sich über Maßen selbst zu produzieren…????

Wär gut, das Level mal wieder etwas höher zu halten. Sind hier doch nicht RTL2

Man muss halt die Forderungen bewerten nach:

• aus russischer Sicht
  
• aus Putins Sicht
  

Das sind zwei unterschiedliche Dinge, dire nur ab und zu Schnittmengen haben. 


1) Anerkennung der Krim:
Ist IMHO die einzige Forderung, die wirklich rational ist. Ein Großteil der Bevölkerung da ist pro-russisch und sieht sich als russisch. Die Krim ist die Heimat der Schwarzmeerflotte. Das ist geographisch nicht zu ersetzen. Und da braucht Russland IMHO realistischer Weise auch Zugriff drauf. Russland muss Verteidigungsfähig sein und darf das auch. Ich denke der Westen täte gut daran in der Hinsicht nachzugeben. Die Ukraine muss dafür halt kompensiert werden.

2) Neutralität:
Schwachsinn. Souveräne Nationen dürfen da erstmal machen was sie wollen. Das mag ihm nicht gefallen. Aber er kann da nicht den Bully raushängen ohne die Konsequenzen zu tragen. Wenn alle sich dem Westen anschließen, muss er halt was bieten. Aus russischer Sicht ist die Nato keine Gefahr. Eben weil es erstmal ein dezentrales Bündnis ist. Eine weiter "success story" wie die Baltikum Länder sieht halt Scheisse für ihn aus. Die Russen fragen sich dann halt schon: warum tut das bei uns alles nicht.
Aus seiner Sicht muss er den Westen fern halten. Aus russischer Sicht ist das quark. 

3) Demilitarisierung:
-siehe 3.

4) Entnazifizierung:
Jetzt wirds albern. Die XXX in der Ukraine haben eigene Parteien. Die sind nie über 5% gekommen. Es gibt nationalistische Tendenzen in der Ukraine. Wie es die in Polen auch gibt. Aber eine Nation mit nem jüdischen Präsidenten zu "entnazifizieren" ist schon echt ne Hausnummer.

(01.03.2022, 14:20)cubanpete schrieb: Der Osten hat auf Stationierung in Kuba verzichtet wenn ich mich richtig erinnere. Das war der wichtigste Punkt und nur das hat den Atomkrieg verhindert.

Wie schon beschrieben, war das der russische Teil des Deals...

Wenn das aus deiner Sicht "der wichtigste Punkt" war, dann müsstest du ja auch der Meinung sein, dass der Versuch dieser Stationierung auch der Auslöser für den möglichen Atomkrieg war. Kann man so sehen, auch wenn ich das zu schwarz/weiss empfinde. Mit der Einschätzung ist dei e Sichtweise dennoch sonderbar. Denn wenn ich zum Nachbarn gehe und dem eine Wumme vor den Bauch halte, die dann aber weglege, weil sein Sohn droht, meine Frau umzulegen, würdest du mich mich wohl kaum als den großen Deeskalierer feiern, oder?

(01.03.2022, 14:25)gelbfuss schrieb: Hat nicht jemand mal Lust, auf die einzelnen Forderungen Putins mal sachlich/persönlich einzugehen?

Gute Idee. Hau rein!

Hase Igel,  No Wotny…????

Meine Frau hatte da ein interessante und abgefahren Theorie: Putin will den eisernen Vorhang wieder. Das ist die einzige Möglichkeit sein Regime aufrecht zu erhalten. 
Eventuell will er wieder Kontrolle über:

• Ein- und Ausreise
  
• Handel und Währungsaustausch
  
• Informationsfluss (weitere Einschränkung westlicher Medien und mehr Kontrolle über das WWW nach chinesischem Vorbild)
  

Es ist aber immer schwer Menschen was wegzunehmen, das sie schon haben. Und so benimmt er sich ein bisschen Assi....und zack: WIR bauen den Vorhang wieder auf! Und er kann sagen: alles der Westen. Und so Stück für Stück wieder "Soviet"  Zustände herbeiführen. 

Fand ich ne lustige Idee.

(01.03.2022, 14:47)Lancelot schrieb: 1) Anerkennung der Krim:
Ist IMHO die einzige Forderung, die wirklich rational ist. Ein Großteil der Bevölkerung da ist pro-russisch und sieht sich als russisch. Die Krim ist die Heimat der Schwarzmeerflotte. Das ist geographisch nicht zu ersetzen. Und da braucht Russland IMHO realistischer Weise auch Zugriff drauf. Russland muss Verteidigungsfähig sein und darf das auch. Ich denke der Westen täte gut daran in der Hinsicht nachzugeben. Die Ukraine muss dafür halt kompensiert werden.

Da würde dann im weiteren Sinne noch die Küste am Asowschen Meer dazu gehören.

(01.03.2022, 14:20)cubanpete schrieb: ....
Und ich schäme mich mal wieder für mein Land, die Schweiz. Anstatt die Jahrhunderte andauernde Neutralität fortzusetzen und die guten Dienste zur Vermittlung anzubieten werden die Sanktionen übernommen. Künstlern wird der Auftritt verboten. Sind unsere Birnen durch Corona wirklich schon so weich geworden?
....

Die Schweiz war doch nie wirklich neutral. Vielleicht militärisch, und 'offiziell politisch', aber nicht finanzpolitisch. Die Hände nach beiden Seiten hinzuhalten, ist nicht neutral. Wurde halt - in stiller Übereinkunft - von beiden Seiten geduldet.

So zumindest mein Eindruck, ohne das konkret nachweisen zu können.

Was würdest Du schätzen, würde das schweizer Volk denn aktuell wollen, wenn es über die Freigabe oder das Einfrieren der Vermögen von Putin und den Seinen in direkter Demokratie abstimmen könnte.

(01.03.2022, 15:07)Lancelot schrieb: Meine Frau hatte da ein interessante und abgefahren Theorie: Putin will den eisernen Vorhang wieder. Das ist die einzige Möglichkeit sein Regime aufrecht zu erhalten. .....

Was soll daran abgefahren sein? Souveräne Staaten der alten SU akzeptiert Putin nur solange diese Staaten ihre wirtschaftlichen und politischen Abhängigkeiten vom großen Bruder akzeptieren. Selbst eine Neutralität wird er nicht akzeptieren. Jede Übernahme von Rechtsstaatlichkeit würde er als Verletzung der Neutralität ansehen. Er wird die Ukraine unterjochen. Das ist kein Schachspiel. Es ist Poker. Er geht “all in”.
Ich hoffe dass die westlichen Staaten aus Brechts Zitat lernen:
Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
….. Moral können sich halt viele User hier nicht leisten weil sie kurz vor dem Verhungern stehen?
Für mich steht außer Frage dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt. Es wird immer “gute” Argumente für beide Seiten (Ukraine / Russland) geben. Es gibt für mich rote Linien. Ich will einfach nicht alles zerreden! Ein Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat ist eine “rote Linie”. Eine Relativierung ist unangebracht. Gerade für uns (wo Milch und Honig fließt) sollte dann auch gelten: [b]erst kommt die Moral und dann das Fressen[/b].

(01.03.2022, 15:20)Tarkus schrieb: Die Schweiz war doch nie wirklich neutral. Vielleicht militärisch, und 'offiziell politisch', aber nicht finanzpolitisch. Die Hände nach beiden Seiten hinzuhalten, ist nicht neutral. Wurde halt - in stiller Übereinkunft - von beiden Seiten geduldet.

So zumindest mein Eindruck, ohne das konkret nachweisen zu können.

Was würdest Du schätzen, würde das schweizer Volk denn aktuell wollen, wenn es über die Freigabe oder das Einfrieren der Vermögen von Putin und den Seinen in direkter Demokratie abstimmen könnte.

Ich sagte ja, ich schäme mich für mein Land. Nicht nur für meine Regierung. Als echter Contrarian stimme ich sowieso fast immer gegen die Mehrheit. Aber das ist kein Problem für mich, ich wundere mich nur manchmal wie billig es dank sozialer Medien geworden ist die Meinung zu beeinflussen.

Man kann über dieses Thema nicht sprechen ohne Politik, soll ich den Thread schliessen?

(01.03.2022, 15:54)cubanpete schrieb: ... Man kann über dieses Thema nicht sprechen ohne Politik, soll ich den Thread schliessen?...

bitte nicht, der laufende Ticker hier ist zu wertvoll (ernst gemeint)