(07.08.2022, 22:31)jf2 schrieb: .......Ich kenne das nur anders herum. Wenn Solar/Wind produzieren wird Gas/Kohle/AKW zurückgedreht. Ausnahme: Wind erzeugt so viel Strom das vorhanden Leitungen nicht reichen ihn ins Netz zu bekommen.
Das nur mal stellvertretend um mal mit ein paar Missverständnissen aufzuräumen. Ich verdiene
meinen Unterhalt mit dem Betrieb von eigenen Windkraftanlagen und Freiflächen-PV.
Mir ist die Branche und die damit verbundenen Gesetzesmäßigkeiten also relativ gut bekannt.
Zwei Dinge mal ganz klar auf den Punkt gebracht:
1) Das die EE den Strom nicht mehr ins Netz bekommen und deswegen abgeriegelt werden, stimmt so einfach nicht mehr. Das war bis vor ca. einem Jahr
temporär noch der Fall, ja. Seit die neue Trasse in den Süden steht, gibt es keine Eismannschaltungen bspw. mehr. Die sind bei 0. Es ist also schon
seit geraumer Zeit eine Mär, das wir als Betreiber Geld erhalten, obwohl die Anlagen nicht laufen. Prozentual am Jahresumsatz waren es die Jahre
davor auch nur im Bereich 1-2 %. Wenn man irgendwo "stehende" Anlagen im Windkraftbereich sieht, dann ist das meist dann der Fall, wenn
der Grundversorger oder der Direktvermarkter den Park/ die Anlage abschaltet, weil die Strompreise in Leipzig ins negative gehen. Dann
werden Anlagen gestoppt - oder bei Wartungen an Trafostationen, Umspannwerken oder den Anlagen selbst.
2) Ihr könnt Euch den Atem sparen um darüber zu philosophieren was da jetzt mit der angestrebten "Verdreifachung" der Kapazitäten auf uns
zukommt. Wie das zu stemmen ist, wie die Netze das aushalten usw.
Die Praxis zeigt aktuell, das es Riesenprobleme gibt, die diesen angestrebten Ausbau komplett abwürgen. Als erstes wären da mal die Hersteller,
die haben solche Windkraftanlagen nicht im Regal liegen und ziehen die dann raus und stellen die irgendwo hin. Vorlaufzeit der Planung und des Baus
einer WKA belaufen sich in etwa auf 3 Jahre. Dazu kommt, das durch das EEG an sich die Anlagen schon immer von oben nach unten kalkuliert worden sind,
sprich der Kaufpreis einer WKA schon immer von der wirtschaftlichen Absicherung durch das EEG abhing. Natürlich nicht offiziell. Beispiel: Eine aktuelle Enercon
mit 4,6 MW kostet aktuell ca. 3,8 Millionen €. Nur die WKA, da ist das "drumherum" noch gar nicht drin.
Jetzt steigen parallel noch die Zinsen, siehe KFW 270, aktuell bei 20/3/20 knapp 3,5 %, war kurzfristig schon bei über 4 %.
Vor ein paar Monaten waren wir da noch bei 1,2 %. Bei den oben genannten Investitionssummen ist schnell erkennbar, das das bei den Summen erhebliche
Unterschiede in der Wirtschaftlichkeitsberechnung nach sich zieht. Die Hersteller reagieren hier noch gar nicht drauf, die werden wieder mit sinkenden
Preisen reagieren müssen.
Das führt aber insgesamt dazu, das ich einige Projektierer und Betreiber kenne, die hier im Norden bereits Projekte auf Eis gelegt haben und derzeit nicht weiter
umsetzen, bis wieder ein wirtschaftlicher Betrieb wieder möglich ist. Diese bis hierhin erfolgte Energiewende bei den EE ist aber zu einem Großteil von uns privaten Investoren
betrieben worden. Nicht von den großen Energieversorgern. Geschätzte 80 % der WKA`s hier im Norden gehören kleinen Investoren wie mir oder zum Teil
sogar den Landwirten selbst.
Dazu kommt das dringend neue Flächen frei gegeben werden müssen, hier im Norden ist alles bebaut was bebaut werden kann. Es geht nur noch um Lücken
und kleine Erweiterungen von Bestandsparks. Es bedarf hier für die Vorstellung die Erträge aus EE zu verdreifachen also schnelle Erweiterungen
der Vorrangflächen.
Wenn man das mal zusammen sieht, ist eine Verdreifachung bis 2025 überhaupt nicht möglich. Auch nicht bis 2030 oder 2035. So zeigt es die
Erfahrung zumindest.
Es ist also offensichtlich wohin die Reise "wirklich" gehen wird. Auf eine ähnliche Art und Weise ist die Wende im übrigen direkt nach Fukushima
auch schon "abgewürgt" worden.
Der Wille zur Wende besteht letztendlich eher auf dem Papier als in der Realität um das mal ganz deutlich zu sagen.