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RE: Russland | 13.05.2022, 11:39
Weiß jemand ob das hier von Wikipedia richtig ist? :
Zitat:Bereits seit dem Sturz des letzten Königs, Mohammed Zahir Schah, im Sommer 1973 war Afghanistan politisch instabil. Die aus der Spaltung der Demokratischen Volkspartei (DVPA) hervorgegangenen rivalisierenden Fraktionen der afghanischen Kommunisten, die von Nur Muhammad Taraki und Hafizullah Amin geführten, paschtunisch geprägten Chalqis und die Partschami unter Babrak Karmal, hatten sich im Jahr 1977 auf sowjetischen Druck wiedervereinigt und arbeiteten seitdem durch Unterwanderung des Armeekorps auf einen Staatsstreich gegen das Regime Mohammed Daoud Khans hin. Daoud verfolgte seit 1975 eine auf Blockfreiheit ausgerichtete Außenpolitik, die ihm die Feindschaft der sowjetischen Führung einbrachte.[1]
Zum Auslöser des Putsches wurde die Ermordung von Mir Akbar Khyber, einem kommunistischen Ideologen des Partschamflügels, am 17. April 1978 durch nicht identifizierte Attentäter. Khybers Beerdigung wurde zu einer Demonstration gegen die Regierung und die Vereinigten Staaten. Die Führer der Proteste wurden festgenommen, doch drei Tage später putschten DVPA-Offiziere in der Armee, ließen Daoud und seine Familie ermorden und riefen die Demokratische Republik Afghanistan aus. Die Sowjetunion war nach Kenntnisstand 2017 höchstwahrscheinlich nicht an dem Staatsstreich beteiligt.[2]
Bald nach dem Putsch, den die DVPA nach dem afghanischen Monat Saurrevolution benannte, traten die Konflikte innerhalb der Volkspartei wieder zu Tage. Die Chalqis gewannen den innerparteilichen Machtkampf und säuberten die Partei von Angehörigen des Partschamflügels. Das Regime, unter alleiniger Kontrolle der nun von Amin geführten Chalqis, versuchte mit brutalen Mitteln, eine revolutionäre Transformation des Landes, insbesondere der Landwirtschaft, durchzuführen. Das radikale, von staatlichem Terror begleitete Programm rief Aufstände in weiten Teilen der afghanischen Bevölkerung hervor, die den Zerfall des ohnehin angeschlagenen Staatsapparates beschleunigten.[3]
Die Weigerung Amins, seine Politik zu mäßigen, führte zum Verlust seines Rückhalts in der sowjetischen Führung. Ein Plan der UdSSR, Amin durch eine Koalition von Taraki und Karmal abzulösen, schlug fehl. Amin ließ Taraki, der vergeblich um sowjetische Hilfe nachgesucht hatte, umbringen und sandte im Anschluss positive Signale an die Vereinigten Staaten. Vom wachsenden Chaos in Afghanistan alarmiert und eine Anlehnung Amins an die USA fürchtend, beschloss die Sowjetunion nun doch eine Invasion des Landes.
Die Beziehungen der UdSSR zum Westen waren zu diesem Zeitpunkt ohnehin sehr schlecht. Die Militäroperation sollte nur kurz dauern und in dem strategisch wichtigen Land eine verlässlich prosowjetische Regierung installieren. Die Sowjetarmee marschierte im Dezember 1979 in Afghanistan ein; eine KGB-Spezialeinheit stürmte den Präsidentenpalast und tötete Amin.[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan
Also gab es mal eine Zeit als die Sowjetunion Blockfreiheit/Neutralität als Problem ansah? Wollte die Sowjetunion Afghansistan dauerhaft übernehmen? Was war der Sinn dahinter - Expansion?
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RE: Russland | 13.05.2022, 13:28
die Blockfreien waren doch die kleinen Brüder der Warschauer Pakt-Staaten?
Ich vermute, daß der Wikipediaartikel einfach schlecht formuliert ist und es um Nuancen bei der Kontrolle durch Moskau oder andere nicht weiter bekannte Hintergründe ging.
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RE: Russland | 13.05.2022, 16:10
(13.05.2022, 11:39)saphir schrieb: Weiß jemand ob das hier von Wikipedia richtig ist? :
Also gab es mal eine Zeit als die Sowjetunion Blockfreiheit/Neutralität als Problem ansah? Wollte die Sowjetunion Afghansistan dauerhaft übernehmen? Was war der Sinn dahinter - Expansion?
Schau mal auf die Landkarte. Nach ein bisschen Pakistan ist man am Indischen Ozean. Ein Traum für Russland.
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RE: Russland | 13.05.2022, 16:19
(13.05.2022, 13:28)Bucketeer schrieb: die Blockfreien waren doch die kleinen Brüder der Warschauer Pakt-Staaten?
Ich vermute, daß der Wikipediaartikel einfach schlecht formuliert ist und es um Nuancen bei der Kontrolle durch Moskau oder andere nicht weiter bekannte Hintergründe ging.
Die Blockfreien waren in erster Linie Völker die sich vom Kolonialismus befreit hatten.
Dadurch standen sie dem Ostblock naturgemäß sicher näher als dem Westblock weil die Kolonialmächte dieser Welt ja im Westen beheimatet sind (Spanien, Portugal, Frankreich, England, Deutschland (in dem Fall Westdeutschland was sich als Rechtsnachfolger des deutschen Reiches betrachtete während die DDR kein Staat sondern ein "abtrünniges Gebiet" war). Vor allem die Sowjetunion aber im Prinzip auch der ganze Warschauer Pakt hat die Kolonien bei ihrem Kampf um Unabhängigkeit militärisch, wirtschaftlich und diplomatisch unterstützt.
Trotzdem hatten die Blockfreien auch eigene Interessen und der Westen war nicht einflusslos auf einige der Mitglieder.
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RE: Russland | 13.05.2022, 16:21
...Die sowjetische Intervention in Afghanistan (paschtunisch په افغانستان کې شوروی جګړه, persisch جنگ شوروی در افغانستان, DMG Ğang-i Šouravī dar Afġānistān, ‚Krieg der Sowjetunion in Afghanistan‘; russisch Афганская война Afganskaja woina, deutsch ‚Afghanischer Krieg‘) fand zwischen 1979 und 1989 statt. Sie begann mit der militärischen Unterstützung der durch einen Putsch an die Regierung gekommenen afghanischen Machthaber durch die Sowjetunion gegen die zahlreichen Gruppierungen der Mudschahedin, die sich vor allem als Reaktion auf die Säkularisierung Afghanistans bildeten. Nach der Logik des Kalten Krieges (um die Sowjetunion zu schwächen) wurden diese islamistischen Rebellengruppen politisch und materiell von den USA sowie einigen NATO-Staaten und Teilen der islamischen Welt unterstützt.
Mit der sowjetischen Invasion und der Ermordung des Regierungschefs Hafizullah Amin sollte die Regierung der Demokratischen Republik Afghanistans (DRA) „stabilisiert“ werden. Außerdem sollten damit weitere Treffen Amins mit US-Diplomaten gestoppt und eine islamische Revolution nach dem Vorbild Iran verhindert werden....
https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetisch...fghanistan
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RE: Russland | 13.05.2022, 16:21
(13.05.2022, 16:10)TomJoe schrieb: Schau mal auf die Landkarte. Nach ein bisschen Pakistan ist man am Indischen Ozean. Ein Traum für Russland.
Und dann gibts dort auch noch Rohstoffe ...
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RE: Russland | 13.05.2022, 18:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.05.2022, 18:56 von saphir.)
Da steht auch noch was:
Zitat:Als Motiv für die Intervention werden die Sorge um die muslimische Bevölkerung der südlichen Sowjetrepubliken genannt, die sich von dem Aufstand der afghanischen Widerstandsgruppen möglicherweise anstecken lassen könnten. Auch wird vermutet, dass die Sowjetunion damit das strategische Ziel verfolgte, bis zum Indischen Ozean vorzudringen. Der deutsche Politikwissenschaftler Helmut Hubel vertritt dagegen die These, dass es der sowjetischen Führung aus einer Position der eigenen Stärke darum gegangen wäre, ihre bereits sicher geglaubte Machtposition zu verteidigen und Afghanistan in ihrer Einflusssphäre zu behalten.[21]
Also viel Vermutung, die Sowjetunion wird wohl keinen offiziellen Grund genannt haben, bzw. nicht alles. Wäre aber schon interessant, ob da tatsächlich das Ziel Indischer Ozean mit eine Rolle gespielt hat. Obwohl Russland ja keine ausgemachte Handelsnation ist, also der Zugang zur Handelsbeschleunigung und Wohlstandsgewinn ja im Grunde weg fällt bzw. nicht so stark gewichtet sein dürfte wie bei uns. Geostrategisches Interesse?
(13.05.2022, 16:21)Sauvignon schrieb: Immer dieselben Akteure, immer in anderen Ländern...
Angefangen hat der Schlamassel als die Russland kein Halten in Richtung Westen nach dem 2. Weltkrieg kannte und klar wurde, dass Russland keine gemeinsame Nachkriegsordnung mit den anderen Aliierten aufbauen will und von den Westaliierten gestoppt werden musste. Da wurde die Saat für die Blockbildung gelegt.
@all
Nun habe ich gehört, dass eine ähnliche Entwicklung wie im Afghanistan angestrebt wird. Also kein jahrzehntelanger Konflikt mit einer völlig ruinierten Ukraine am Ende. Sondern man möchte Russland wieder wie damals militärisch quasi gewaltsam "Abrüsten". Die USA haben der Ukraine einen Blankoscheck ausgestellt mit unbegrenzter Unterstützung was die Waffen anbelangt. Ohne Rückzahlung! Man möchte dass Russland sich selbst "Leerballert" (abrüstet), bis das Militär und die Wirtschaft am Ende sind. Und dann wieder wie damals von sich aus Abrüstungsverhandlungen mit dem Westen anstrebt.
Es gibt auch Stimmen die Erwarten, dass der Ukrainekrieg das Ende des Zusammenbruchs der Sowjetunion darstellt. Danach sowas wie ein Kalter Frieden kommt.
Dann wäre die Frage was passiert mit den "Einflusssphären". Russland ist nicht mehr die Sowjetunion. Ansprüche an die Nachbarländer bzgl. ihrer Ausrichtung sind ggf. nicht mehr haltbar. Insb. wenn sich Russland quasi selbst militärisch verschlissen hat.
Diese Überlegung könnte Russland ggf. doch dazu bringen den Ukrainekrieg zu beenden bevor es platt ist.
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RE: Russland | 13.05.2022, 19:00
(11.05.2022, 18:13)Ramonet schrieb: Warum, die USA haben doch bisher prächtig auf anderer Länder Kosten gelebt.
Das mit der Entwertung ausländischer Devisenreserven könnte sich aber auf Dauer als nachteilig erweisen...
Das ist eigentlich ein Paradoxon. Auf Kosten der anderen Länder lebt es sich sehr gut. Wächst die Produktion bei einer Deglobalisierung im eigenen Land finanziert sich Wohlstand mit dem Wirtschaftsstimulus quasi selbst.
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RE: Russland | 13.05.2022, 19:59
(13.05.2022, 18:54)saphir schrieb: Snip...
Dann wäre die Frage was passiert mit den "Einflusssphären". Russland ist nicht mehr die Sowjetunion. Ansprüche an die Nachbarländer bzgl. ihrer Ausrichtung sind ggf. nicht mehr haltbar. Insb. wenn sich Russland quasi selbst militärisch verschlissen hat.
Diese Überlegung könnte Russland ggf. doch dazu bringen den Ukrainekrieg zu beenden bevor es platt ist.
Zu 1: Gibt ja nun Weißrussland, Kasachstan und noch so andere Staaten, die weiterhin eng mit Russland verbunden sind auch wohl auch bleiben werden, außer es werden "Farben-Revolutionen" angeschoben. Könnten als stützendes Exo-Skelett fungieren, wenn Russland tatsächlich deutlich schwächelt. Dass Russland wirtschaftlich richtig kollabiert, denke ich nicht, die haben sich im Osten mit China und auch Indien schon abgesichert.
Zu 2: Wurde hier von einigen Foristen schon des Öfteren angemerkt, gesichtswahrend wäre ein gesundheitlich bedingter Rücktritt von Putin, ein eher moderater Nachfolger, der dann in Verhandlungen tritt. So könnte ich mit das dann vorstellen, wenn im Osten der Donbass unter Kontrolle der Russen gelangt ist.
Btw der Nato Beitritt Finnlands macht es für olle Vladimir nicht einfacher zur Zeit...
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RE: Russland | 13.05.2022, 21:42
Doppelmoral anyone?!
Russland-Sanktionen: Die mächtigen griechischen Reeder machen nicht mit
... Obwohl die Regierung Mitsotakis die Sanktionen der EU gegen Russland unterstützt, musste sie in Brüssel eine Ausnahme für die einheimischen Reeder aushandeln. Mehr als die Hälfte des aktuell exportierten russischen Erdöls wird mit Tankschiffen griechischer Reeder verschifft. Die EU hatte beabsichtigt, den Transport russischen Öls mit Schiffen aus EU-Staaten zu unterbinden. ...
... Als Steuerzahler sind die Reeder, deren Schiffe oft unter fremder Billigflagge fahren, kein übermäßig großer Faktor der griechischen Wirtschaft. Allerdings befinden sich mit SKAI-TV, ANT1-TV, STAR-TV, MEGA-TV und ALPHA TV fünf der sechs landesweit lizensierten Privatsender in der Hand von Reedern. Dazu kommen Radiostationen und Zeitungen. Keine Regierung in Athen kann es sich erlauben, gegen die Interessen der Reeder zu regieren. Die Bürger erleben das Paradoxon, dass in den TV-Stationen gegen Russland und vor allem gegen Präsident Wladimir Putin argumentiert wird, während die Inhaber der Sender gleichzeitig mit Russland Geschäfte machen und nun vom erhöhten Bedarf am Schiffstransport von LNG profitieren. ...
https://www.heise.de/tp/features/Russlan...91296.html
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