Finanzen, Stadion, Talente, Fans
So plant Hertha BSC seine Zukunft
Der große B.Z.-Report: Wo stehen die Berliner in fünf Jahren? Wer sind die Top-Stars von morgen? Was sind die finanziellen Ziele? Welcher Dardai-Sohn ist im Anmarsch?
„Die Zukunft gehört Berlin!“ So lautet einer der Slogans von Hertha BSC. Ist das wirklich so? B.Z. beantwortet die wichtigsten Fragen, wo der Hauptstadt-Klub in fünf Jahren stehen will.
► Wo will man sportlich stehen?
Da will Hertha wieder will europäisch mitmischen. Manager Michael Preetz (52): „In fünf Jahren ist Hertha ein stabiler Erstligist mit internationalen Ambitionen.“
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Die finanziellen Ziele?
Herthas Verbindlichkeiten werden aktuell auf etwa 10 Millionen bis 15 Millionen Euro geschätzt. Das Ziel wird es sein, die Verluste weiter stark zu reduzieren. Viel wichtiger ist aber die finanzielle Vorbereitung auf den Stadionbau.
Hertha hat sich gerade von Investoren frische 40 Millionen durch eine Anleihe besorgt. Davon plant Hertha den Rückkauf der Hertha-Aktien (12,79 Prozent), die 2014 an den strategischen Partner KKR verkauft wurden. Hertha hat also bald wieder einhundert Prozent der Anteile in eigener Hand, die dann später – durch die inzwischen stark gewachsenen Marke Hertha BSC (damals 200 Millionen Euro wert, heute etwa 350 Millionen) – für viel, viel mehr Geld verkauft werden könnten.
Klappt es mit dem Bau einer eigenen, attraktiven Fußball-Arena, könnte es einerseits durch verkaufte Aktien einen Geldregen (erst recht, wenn die 50+1-Regel irgendwann fallen sollte) geben. Dazu erwartet Hertha (zahlt jetzt 5,25 Millionen Euro Stadionmiete pro Jahr an den Berliner Senat für das Olympiastadion) dann zusätzliche Gewinne (Verkauf der Namensrechte für das neue Stadion, eigene Vermarktung der VIP-Logen und Stadionplätze).
Nicht zu vergessen: Der jährlich wachsende TV-Vertrag, der den Berlinern durch ein gutes Ranking in der TV-Geld-Tabelle (Platz sieben) für die laufende Saison schon 60 Millionen bescherte.
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Wie weit soll dann das geplante, reine Fußball-Stadion (55.000 Plätze) sein?
Manager Preetz: „Das Richtfest sollte dann in jedem Fall bereits gefeiert sein.“ Am 25. Juli 2025 (dem 133. Geburtstag von Hertha) soll die Eröffnung stattfinden. Bau-Kosten: 200 bis 250 Millionen Euro, die privat finanziert werden sollen (Eigenkapital, Investoren). Problem: Hertha will auf dem Olympiaparkgelände (nahe des Olympiastadions) bauen, benötigt vorher die Zustimmung des Berliner Parlaments, das noch zögert.
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Denkt man in der Transfer-Politik um?
Nein! Hertha lehnt die astronomischen Ablösesummen kategorisch ab, fährt weiter die Politik, junge Talente selbst in der Hertha-Akademie auszubilden und später teuer zu verkaufen (Beispiel: John Brooks, der für 20 Millionen Euro zu Wolfsburg ging) bzw. junge Talente verpflichten, die sich später als Investition für die Zukunft erweisen (Beispiel: Mitchell Weiser kam 2015 ablösefrei von Bayern, wechselte drei Jahre später für 12,5 Millionen zu Leverkusen).
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Wer sind DIE Hoffnungsträger in den Jugend-Mannschaften, die das neue Gesicht des Klubs werden könnten?
Torwart
Dennis Smarsch (19) ist ein Modell-Athlet, gilt als Riesen-Talent, könnte in fünf Jahren im Kasten stehen.
Luca Netz (15) spielt jetzt schon für Deutschlands U17. Der Linksverteidiger – Typ David Alaba (Bayern) – wird jetzt schon von allen europäischen Top-Klubs gejagt.
Der offensive Mittelfeldspieler
Lazar Samardzic (16) ist Torjäger und Vorlagengeber in der U16 von Hertha und Deutschland. Ihm könnte ebenfalls eine große Karriere bevorstehen.
Marton Dardai (16), der mittlere der drei Söhne von Hertha-Profi-Trainer Pal Dardai (42), hat für sein Alter schon eine beeindruckende Statur. Der Sechser und Innenverteidiger ist Kapitän von Herthas und Deutschlands U17.
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Will man diese Talente halten – oder werden sie als Wertanlage gesehen?
Herthas Philosophie ist eindeutig definiert! Tolle Talente selbst ausbilden, die dann in der Bundesliga eingesetzt werden sollen (aktuell: Arne Maier, Jordan Torunarigha, Maximilian Mittelstädt, Palko Dardai, Dennis Jastrzembski, Florian Baak, Julius Kade, Sidney Friede, Muhammed Kiprit, Maurice Covic).
Folgt später ein Top-Angebot für einen Spieler, der selbst wechseln will, dann lacht Herthas Geldbeutel. Spekulation: Nach Brooks (für 20 Millionen zu Wolfsburg – Transferrekord bei Hertha) dürfte Top-Talent Arne Maier (jetzt schon 15 Millionen Euro Marktwert, im Mai 2017 noch 200.000 Euro Marktwert) in einigen Jahren für einen neuen Ablöse-Rekord sorgen.
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Lauern in der Zukunft irgendwelche Gefahren?
Thema Stadionbau: Sollte das Berliner Parlament endlich dem notwendigen Bau einer eigenen Hertha-Arena zustimmen, muss noch die Frage der Erbbaupacht geklärt werden. Werden dann vier, fünf, sechs, sieben oder acht Prozent des Verkehrswertes für das Grundstück verlangt? Da lauert eine Kostenfalle.
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Steht ein Wechsel des Hauptsponsors bevor?
Aktuell ist mit TEDi gerade ein neuer Hauptsponsor (zahlt 7,5 Millionen pro Jahr) eingestiegen. Vertrag bis 2021.
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Bahnt sich ein neuer Ausrüster an?
Der Zehn-Jahres-Vertrag mit Nike läuft bis 2025 und bringt für den gesamten Zeitraum 40 Millionen Euro.
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Ist der Verein für die Zukunft gut aufgestellt? Stehen Wahlen an?
Ende Mai 2020 stehen Präsidiumswahlen an. Hertha-Präsident Werner Gegenbauer (68) gilt als die Antriebsfeder für den Bau des neuen Stadions. Er wird sich – sofern es die Zusage der Politik für das Stadion gibt – garantiert wieder zur Wahl stellen. Von einem Gegenkandidaten ist nichts bekannt.
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Was ändert sich für die Fans? Sind neue Karten-Preise geplant?
Will man sich eher auf VIP-Zuschauer konzentrieren?
Es soll sich an den Preisen nichts ändern. Auch im neuen Stadion ab 2025 sollen sie möglichst so bleiben wie jetzt – neu wäre nur die Kapazität: 55.000 statt 74.669 Plätze.
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Wie will man mit dem Thema Ultras umgehen?
Aktuell ist das Verhältnis sehr angespannt. Der Dialog zwischen Ultras und der Geschäftsleitung wurde nach langer Pause gerade erst wieder vorsichtig aufgenommen. Schwer zu sagen, wie sich die Angelegenheit in den nächsten Wochen, Monaten, geschweige denn, Jahren entwickelt …
Quelle: https://www.bz-berlin.de/berlin-sport/he...ne-zukunft
Ojay