Wie immer gilt: "Dieser Beitrag stellt ausschließlich eine persönliche Meinung dar. Er erhebt weder Anspruch auf vollständige Richtigkeit, noch sollte jemand seinen Inhalt ungeprüft übernehmen."
Die Nostalgiewelle rollt über unsere kulturelle Landschaft. Egal ob im großen Hollywoodkino Erinnerungen an die guten alten 1990er Jahre geweckt werden oder ob Hypes vergangener Jahrzehnte wiederbelebt werden als ob sie niemals weg gewesen.
Wie es der Zufall so will, bin ich beim Surfen auf den Artikel "Die 80er und 90er sind zurück: Nostalgie-Branding-Trend auch für SMBs" (von Kathrin Düring) aus dem Jahre 2019 gestoßen.
Nun könnte ich es mir einfach machen und erklären, dass die Nostalgie durch die Werbebranche gezielt erzeugt wird, um den Konsum anzuheizen. Doch damit würde ich es mir dann doch ein bisschen zu einfach machen. Damit ein Konsument nämlich auf Nostalgie mit einer Kaufentscheidung reagiert, muss er ja zuvor für diesen Reiz erst offen gewesen sein. Es drängt sich der Gedanke auf, es müsse tiefere Ursachen geben. Irgendwas psychologisches, das sich seit der Zeit vor der Nostalgiewelle geändert hat und diese daher begünstigte, um nicht gleich zusagen: verursachte.
Wenn das wirklich der Fall sein sollte, dann muss diese Veränderung zwischenzeitlich eingetreten sein. Was uns natürlich zu der Frage führt, ob wir heute wirklich mehr Nostalgie erleben als in den 1990er oder gar 1960er Jahren oder ob uns das nur so vorkommt. Die historische Erinnerung ist oft verzerrt und gibt nicht die realen Ereignisse wieder, sondern das, was für die Individuen im Nachhinein "relevant" war. Dass die ältere Dame oder der Onkel immer von den alten Tagen träumte, das hat man ihn als wehmütigen Wunsch in die eigene Jugend zurückzukehren verziehen, sah ein junger Mensch altertümlich gekleidet aus, so lag es vielleicht einfach daran, dass er aktuelle Trends verschlafen hatte.
Heute scheint es aber grade so zu sein, dass die jungen Generationen nostalgischer sind als die früheren. Es ist natürlich auch hier wieder die Frage zu stellen, ob dieser Schein nicht trügt und die Nostalgie früher einfach nicht in die Erinnerung übernommen wurde. Das Zurücksehnen in noch ältere Tage ist wohl kaum das, was man von einer Zeit als großartig in Erinnerung behält. Man würde sich dann gleich an die Zeit zurückerinnern, die von der anderen Zeit auch als ideal betrachtet wurde.
Mag sein, dass die Werbebranche die Nostalgie grade erst entdeckt hat und sie uns deshalb nur bewusster wird. Unterstellen wir aber mal, dass da was dran ist an der neue Nostalgie.
Gibt es mögliche Kandidaten für die Ursache?
Meines Erachtens ja. Ein denkbarer Kandidat wäre nämlich der mangelnde Zukunftsoptimismus. Die Generationen davor sind in der Gewissheit aufgewachsen, dass das Morgen allgemein besser wird als das heute. Technischer Fortschritt, moralische Zusammenarbeit, spannende Abenteuer in Zukunftsfilmen. Das alles hat den Leuten Hoffnungen gemacht. Erst in den 1980er Jahren wurde das langsam umgedreht.
Plötzlich kamen Prognose und fiktive Werke heraus, die die Zukunft als einen schrecklichen Ort zeigten.
Inzwischen hat sich das nach anfänglichen Gegenbewegungen noch verstärkt. In den 1990er gab es eine Renaissance der Space Operas im TV, vor allen Dingen wegen der Neuauflage von Raumschiff Enterprise. Dennoch gab es sehr viele solche Serien, wie Babylon 5, doch schon in den 2000er Jahren war die Sicht auf die Zukunft eigentlich eher von Problemen als von Hoffnungen geprägt. Den meisten Zuschauern war zudem schon in den 1990er Jahren klar, dass das Grundkonzept der Space Opera eher ein literarisch-cineastisches als ein realistisches, prognostisches war.
Inzwischen ist die Zukunft nicht mehr etwas, auf das man sich freuen, sondern etwas schlimmes geworden.
Deshalb ist Nostalgie auch für Leute, die dafür eigentlich viel zu jung sind, wieder attraktiv.
Danke für alle Antworten!
Die Nostalgiewelle rollt über unsere kulturelle Landschaft. Egal ob im großen Hollywoodkino Erinnerungen an die guten alten 1990er Jahre geweckt werden oder ob Hypes vergangener Jahrzehnte wiederbelebt werden als ob sie niemals weg gewesen.
Wie es der Zufall so will, bin ich beim Surfen auf den Artikel "Die 80er und 90er sind zurück: Nostalgie-Branding-Trend auch für SMBs" (von Kathrin Düring) aus dem Jahre 2019 gestoßen.
Nun könnte ich es mir einfach machen und erklären, dass die Nostalgie durch die Werbebranche gezielt erzeugt wird, um den Konsum anzuheizen. Doch damit würde ich es mir dann doch ein bisschen zu einfach machen. Damit ein Konsument nämlich auf Nostalgie mit einer Kaufentscheidung reagiert, muss er ja zuvor für diesen Reiz erst offen gewesen sein. Es drängt sich der Gedanke auf, es müsse tiefere Ursachen geben. Irgendwas psychologisches, das sich seit der Zeit vor der Nostalgiewelle geändert hat und diese daher begünstigte, um nicht gleich zusagen: verursachte.
Wenn das wirklich der Fall sein sollte, dann muss diese Veränderung zwischenzeitlich eingetreten sein. Was uns natürlich zu der Frage führt, ob wir heute wirklich mehr Nostalgie erleben als in den 1990er oder gar 1960er Jahren oder ob uns das nur so vorkommt. Die historische Erinnerung ist oft verzerrt und gibt nicht die realen Ereignisse wieder, sondern das, was für die Individuen im Nachhinein "relevant" war. Dass die ältere Dame oder der Onkel immer von den alten Tagen träumte, das hat man ihn als wehmütigen Wunsch in die eigene Jugend zurückzukehren verziehen, sah ein junger Mensch altertümlich gekleidet aus, so lag es vielleicht einfach daran, dass er aktuelle Trends verschlafen hatte.
Heute scheint es aber grade so zu sein, dass die jungen Generationen nostalgischer sind als die früheren. Es ist natürlich auch hier wieder die Frage zu stellen, ob dieser Schein nicht trügt und die Nostalgie früher einfach nicht in die Erinnerung übernommen wurde. Das Zurücksehnen in noch ältere Tage ist wohl kaum das, was man von einer Zeit als großartig in Erinnerung behält. Man würde sich dann gleich an die Zeit zurückerinnern, die von der anderen Zeit auch als ideal betrachtet wurde.
Mag sein, dass die Werbebranche die Nostalgie grade erst entdeckt hat und sie uns deshalb nur bewusster wird. Unterstellen wir aber mal, dass da was dran ist an der neue Nostalgie.
Gibt es mögliche Kandidaten für die Ursache?
Meines Erachtens ja. Ein denkbarer Kandidat wäre nämlich der mangelnde Zukunftsoptimismus. Die Generationen davor sind in der Gewissheit aufgewachsen, dass das Morgen allgemein besser wird als das heute. Technischer Fortschritt, moralische Zusammenarbeit, spannende Abenteuer in Zukunftsfilmen. Das alles hat den Leuten Hoffnungen gemacht. Erst in den 1980er Jahren wurde das langsam umgedreht.
Plötzlich kamen Prognose und fiktive Werke heraus, die die Zukunft als einen schrecklichen Ort zeigten.
Inzwischen hat sich das nach anfänglichen Gegenbewegungen noch verstärkt. In den 1990er gab es eine Renaissance der Space Operas im TV, vor allen Dingen wegen der Neuauflage von Raumschiff Enterprise. Dennoch gab es sehr viele solche Serien, wie Babylon 5, doch schon in den 2000er Jahren war die Sicht auf die Zukunft eigentlich eher von Problemen als von Hoffnungen geprägt. Den meisten Zuschauern war zudem schon in den 1990er Jahren klar, dass das Grundkonzept der Space Opera eher ein literarisch-cineastisches als ein realistisches, prognostisches war.
Inzwischen ist die Zukunft nicht mehr etwas, auf das man sich freuen, sondern etwas schlimmes geworden.
Deshalb ist Nostalgie auch für Leute, die dafür eigentlich viel zu jung sind, wieder attraktiv.
Danke für alle Antworten!