(18.09.2021, 15:27)Vahana schrieb: Sobald Evergrande pleite geht werden Banken automatisch risikoaverser und lehnen Kredite ab. Zinsen steigen. Mehr Sicherheiten werden eingefordert. Das ist ein ganz natürlicher bankentechnischer Vorgang.
Und nebenbei bemerkt betrifft das ja nicht nur Evergrande.
Selbst eine solide Wirtschaft nagt an solchen Dingen einige Jahre und erholt sich nur zögerlich.
Es wird auch immer nur von den Schulden gesprochen und nicht von den Werten die dahinter stehen. Evergrande hat ordentlich Werte in den Büchern stehen. Das KBV steht bei 0,16 (!).
Ich denke Evergrande wird gerettet. Aber für den Fall das ich mich irre und sie Pleite gehen wird es China richtig hart treffen.
Die Kosten für diese Krise werden 300mrd USD um ein Vielfaches übersteigen.
Bei uns wird die Krise dann auch ankommen weil wir viel für Chinas Bauwesen liefern.
Der Imobilienentwickler Evergrande ist meiner Meinung nach ein Opfer davon, wie Peking die Prioritäten setzt.
1. hat die Regierung die Finanzierungsbedingungen am Immo-Markt verschärft, 2. will der Staat - anders als früher - überschuldete Unternehmen nicht mehr zur Hilfe eilen. Weil Peking fürchtet Schuldenexzesse mehr als kurzfristig dezimierte Wachstumsraten...
Ich denke, der Regierung ist es wichtig, die Verschuldung seiner Bürger stetig zu senken (siehe auch die Regulierungskeule die China seit einiger Zeit schwingt). Die Hypothekenvergabe wird daher nicht mehr zur Konjunktursteuerung herauf-und herabgesetzt..

Schau dir mal die extrem hohen Immob-Investitionen in China an:
warum nimmt dieser Sektor 1/4 aller Kredite auf, trägt aber nur 7% zum BIP bei ?
Ja, die grössten Kreditgeber von Evergrande sind chin. Banken (total ca. 130), die teils das Exposure über Anlageprodukte an ihre Kunden weitergegeben haben.
Die USD-Bonds sind mit einem Nennwert von ca. $16 Mrd. relativ klein.
Da der Staat der Branche die Kreditaufnahme erschwert hat, wurde die Finanzierung durch Anzahlungen der Wohnungskäufer wichtiger.
Für andere Gläubiger (Bonds) & Aktionäre ist das natürlich eine schlechte Nachricht;
die Schulden der Wohnungskäufer wird man aus polit. Gründen wohl bevorzugt bedienen (auch um den sozialen Frieden zu wahren)
Und ja, ich geh mit dir einig, dass Evergrande sich nicht zu einer Systemkrise ausweitet, aber natürlich gibts einen Effekt auf das ges. Wirtschaftwachstum, wenn sich die Dynamik am Häusermarkt verlangsame.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man einzelne Unternehmen insolvent werden lässt...
Und Evergrande würde ein Beispiel vorgeben....und die Regierung würde dabei "sicherstellen", dass die Effekte auf den Sektor begrenzt bleiben.
Aktuell liegt die Ausfallquote bei High Yields ca. 4%. Einen Eingriff der Regierung erwarte ich erst um die 10% Ausfallraten.
Ein Bailout, also Rettungsaktion mit Staatsgeldern, sehe ich für Evergrande nicht - schlicht weil Evergrande nicht systemrelevant ist, also nicht too big to fail (im Gegensatz zum Asset-Manager Huarong)
So oder so - Evergrande zeigt, dass Peking mit der Bereinigung von Kreditrisiken schnell vorwärts macht, machen muss.