Wie immer gilt: "Dieser Beitrag stellt ausschließlich eine persönliche Meinung dar. Er erhebt weder Anspruch auf vollständige Richtigkeit, noch sollte jemand seine Inhalte ungeprüft übernehmen."
Diesmal nur ganz kurz. Lange Zeit war die Welt in der Wirtschaftspolitik aufgespalten, auf der politisch linken Seite gab es die Keynesianer und die eher marxistisch orientierten Denkschulen, auf der politisch rechten Seite dagegen standen die angebotsorientierten Monetaristen. Die neoclassic war zwar um Neutralität bemüht, stand aber in der Regel auf einen liberalen Standpunkt.
Inzwischen gibt es da eine neue Weltordnung. Von der politischen Rechten kommen jetzt zunehmend völlig andere Töne, insbesondere hat man dort die Österreichische Schule für sich entdeckt. Im Gegensatz zu den Monetaristen stellt diese die staatliche Hoheit über die Währung an sich in Frage. Es ist klar, dass dieser Ansatz insbesondere für Bitcoin-Jünger attraktiv ist. Diese haben ja ein unmittelbares Interesse daran, oft aber auch eine sehr feste Überzeugung von der Schädlichkeit staatlicher Geldpolitik.
Meines Erachtens (Disclaimer beachten) kann man durchaus rational in diese Richtung argumentieren. Da hier aber endgültige Beweise fehlen und prinzipiell niemals vorliegen werden, bleibt es eine Art Glaubenssatz oder Dogma.
Es ist aus guten Gründen nicht verboten, solche Glaubenssätze oder Dogmen zu haben. Man sollte sich nur nicht darüber täuschen, ob man da ein gesichertes Wissen hat. Manchmal muss man eben unter unsicheren Bedingungen Entscheidungen treffen und sich dabei auf Dinge verlassen, die zwar plausibel, aber nicht sicher sind.
Nun denke ich (Disclaimer beachten), dass man diese Hinwendung zur Österreichischen Schule in gewisser Hinsicht durchaus als eine Radikalisierung auffassen kann. Von einer stabilen Geldpolitik hin zu einem idealerweise völlig unpolitischen Geldwesen.
Dennoch muss auch der größte Kritiker zugeben, dass die Österreichische Schule theoretisch und praktisch völlig unabhängig vom Monetarismus ist. Beide Denkschulen gehen von unterschiedlichen Grundanschauungen aus und haben völlig andere historische Entwicklungen durchgemacht.
Ich habe keine Ahnung, ob es nur eine Reaktion ist oder eine selbstständige Entwicklung, aber auf der linken Seite hat sich etwas Ähnliches ergeben. Es handelt sich hier um die MMT, die Modern Monetary Theory, deutsch also moderne Geldtheorie.
Wir haben es hier (Disclaimer beachten) mit einer Radikalisierung des Keynesianismus zu tun. Hier wie dort wird Geld eigentlich als Mittel zum Zweck für die staatliche Wirtschaftslenkung und alles Gute in einer starken Nachfrage gesehen.
Mir erscheint das einfach als eine Art Keynesianismus 2.0, nur das dort solche unwillkommenen Aspekte wie den Vorschlag, dass der Staat in Boomzeiten finanzielle Rückstellungen aufbauen soll, um damit später Depressionen und Rezessionen entgegen zu wirken, einfach abgeschafft hat. Der Staat kann Geld ohne Ende drucken, daher muss er solche Kleinigkeiten gar nicht beachten.
Zugegeben, die MMT liefert damit nur den theoretischen Überbau für die Praxis, die die EZB und FED und, soweit ich weiß, die japanischen Notenbank schon lange betreibt. Aber sie rechtfertigt diese Praxis auch und macht es damit einerseits Kritikern schwerer und bestärkt andererseits die Politiker darin zu glauben, das richtige zu tun.
Ungefährlich ist das nicht. Schlimmstenfalls drohen Hyperinflation und Absturz der Volkswirtschaft, bestenfalls werden ehrliche Sparer durch Inflation bestraft und einfache Bürger am Aufbau von Vermögen gehindert.
Machen solchen Beispiele Schule, ist das verhängnisvoll für einen Wirtschaftsraum. Die Menschen verlieren das Vertrauen in das gewöhnliche Sparen und werden geistig zur Abhängigkeit gegenüber Behörden und Wohlfahrt erzogen.
Aus Sicht der MMT Anhänger (Disclaimer beachten) ist es so, dass der Staat das Geld erzeugt und vollständige Kontrolle darüber hat. Der Staat erzeugt das Geld nicht, indem er es druckt oder bestätigt, sondern durch den Zwang, in dieser Währung Steuern und Abgaben zu entrichten.
Das Geld wird also auf seine Funktion als staatliches Zahlungsmittel beschränkt. Schon theoretisch fallen damit andere wichtige Aspekte wie die Wertaufbewahrung oder die Möglichkeit, den Wert von Gütern gegeneinander abzuwägen, unter den Tisch.
Das scheint mir historisch mehr als fragwürdig zu sein, die MMTler sagen allerdings selbst, dass man diese Theorie nicht auf beliebige historische Epochen übertragen kann, sondern nur für das moderne Geldwesen zutrifft.
Der Tenor ist jedenfalls klar, der Staat soll sich kräftig verschulden und die formal unabhängigen Notenbanken werden diese Schulden schon tilgen. Damit entsteht das Geld aus dem Nichts und die Basis für eine neue, um den Staat zentrierte Wirtschaft wird geschaffen. Die Staatschulden dienen aber nicht Investitionen, die der Volkswirtschaft langfristig nutzen, wie den Bau von Infrastruktur, Förderung von Unternehmen usw., sondern dem Konsum. Entweder direkt oder durch Schaffung von Arbeitsplätzen.
Nun konsumiere ich selbst auch lieber als zu investieren.
Es bleibt aber der Fakt, dass Konsum nicht langfristig ist.
Ich halte auch die Vorstellung, dass der Konsum zwangsläufig den lokalen Unternehmen hilft, für naiv. In Wahrheit werden damit die Unternehmen in exportorientierten Nationen gestärkt. Insbesondere China.
Es bleibt nun mal Fakt, dass Deutschland überwiegend Investitions- keine Konsumgüter herstellt. Letzteres würde sich aufgrund der Lohnkosten kaum lohnen. Es hat gute Gründe, warum die deutsche Industrie überwiegend noch Gebrauchs- und Investitionsgüter herstellt. Also genau die Dinge, die man nicht eben kurzfristig konsumiert.
Es wäre daher auch nicht sinnvoll, wieder eine deutsche Konsumgüterindustrie aufzubauen. Aus verschiedenen Gründen, dazu vielleicht später mehr.
Es bleibt dabei: Ich halte nichts von der MMT.
Fröhliche Weihnachten!
Siehe auch:
Sehen wir eine verbotene Liebe? vom 07.02.2021.
Bitcoinverbot, möglich? vom 05.05.2021.
Dollartief vom 07.06.2020
P.S.: Sorry, ist doch länger geworden. Es dürfte klar sein, dass das nur meine Meinung und nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Diesmal nur ganz kurz. Lange Zeit war die Welt in der Wirtschaftspolitik aufgespalten, auf der politisch linken Seite gab es die Keynesianer und die eher marxistisch orientierten Denkschulen, auf der politisch rechten Seite dagegen standen die angebotsorientierten Monetaristen. Die neoclassic war zwar um Neutralität bemüht, stand aber in der Regel auf einen liberalen Standpunkt.
Inzwischen gibt es da eine neue Weltordnung. Von der politischen Rechten kommen jetzt zunehmend völlig andere Töne, insbesondere hat man dort die Österreichische Schule für sich entdeckt. Im Gegensatz zu den Monetaristen stellt diese die staatliche Hoheit über die Währung an sich in Frage. Es ist klar, dass dieser Ansatz insbesondere für Bitcoin-Jünger attraktiv ist. Diese haben ja ein unmittelbares Interesse daran, oft aber auch eine sehr feste Überzeugung von der Schädlichkeit staatlicher Geldpolitik.
Meines Erachtens (Disclaimer beachten) kann man durchaus rational in diese Richtung argumentieren. Da hier aber endgültige Beweise fehlen und prinzipiell niemals vorliegen werden, bleibt es eine Art Glaubenssatz oder Dogma.
Es ist aus guten Gründen nicht verboten, solche Glaubenssätze oder Dogmen zu haben. Man sollte sich nur nicht darüber täuschen, ob man da ein gesichertes Wissen hat. Manchmal muss man eben unter unsicheren Bedingungen Entscheidungen treffen und sich dabei auf Dinge verlassen, die zwar plausibel, aber nicht sicher sind.
Nun denke ich (Disclaimer beachten), dass man diese Hinwendung zur Österreichischen Schule in gewisser Hinsicht durchaus als eine Radikalisierung auffassen kann. Von einer stabilen Geldpolitik hin zu einem idealerweise völlig unpolitischen Geldwesen.
Dennoch muss auch der größte Kritiker zugeben, dass die Österreichische Schule theoretisch und praktisch völlig unabhängig vom Monetarismus ist. Beide Denkschulen gehen von unterschiedlichen Grundanschauungen aus und haben völlig andere historische Entwicklungen durchgemacht.
Ich habe keine Ahnung, ob es nur eine Reaktion ist oder eine selbstständige Entwicklung, aber auf der linken Seite hat sich etwas Ähnliches ergeben. Es handelt sich hier um die MMT, die Modern Monetary Theory, deutsch also moderne Geldtheorie.
Wir haben es hier (Disclaimer beachten) mit einer Radikalisierung des Keynesianismus zu tun. Hier wie dort wird Geld eigentlich als Mittel zum Zweck für die staatliche Wirtschaftslenkung und alles Gute in einer starken Nachfrage gesehen.
Mir erscheint das einfach als eine Art Keynesianismus 2.0, nur das dort solche unwillkommenen Aspekte wie den Vorschlag, dass der Staat in Boomzeiten finanzielle Rückstellungen aufbauen soll, um damit später Depressionen und Rezessionen entgegen zu wirken, einfach abgeschafft hat. Der Staat kann Geld ohne Ende drucken, daher muss er solche Kleinigkeiten gar nicht beachten.
Zugegeben, die MMT liefert damit nur den theoretischen Überbau für die Praxis, die die EZB und FED und, soweit ich weiß, die japanischen Notenbank schon lange betreibt. Aber sie rechtfertigt diese Praxis auch und macht es damit einerseits Kritikern schwerer und bestärkt andererseits die Politiker darin zu glauben, das richtige zu tun.
Ungefährlich ist das nicht. Schlimmstenfalls drohen Hyperinflation und Absturz der Volkswirtschaft, bestenfalls werden ehrliche Sparer durch Inflation bestraft und einfache Bürger am Aufbau von Vermögen gehindert.
Machen solchen Beispiele Schule, ist das verhängnisvoll für einen Wirtschaftsraum. Die Menschen verlieren das Vertrauen in das gewöhnliche Sparen und werden geistig zur Abhängigkeit gegenüber Behörden und Wohlfahrt erzogen.
Aus Sicht der MMT Anhänger (Disclaimer beachten) ist es so, dass der Staat das Geld erzeugt und vollständige Kontrolle darüber hat. Der Staat erzeugt das Geld nicht, indem er es druckt oder bestätigt, sondern durch den Zwang, in dieser Währung Steuern und Abgaben zu entrichten.
Das Geld wird also auf seine Funktion als staatliches Zahlungsmittel beschränkt. Schon theoretisch fallen damit andere wichtige Aspekte wie die Wertaufbewahrung oder die Möglichkeit, den Wert von Gütern gegeneinander abzuwägen, unter den Tisch.
Das scheint mir historisch mehr als fragwürdig zu sein, die MMTler sagen allerdings selbst, dass man diese Theorie nicht auf beliebige historische Epochen übertragen kann, sondern nur für das moderne Geldwesen zutrifft.
Der Tenor ist jedenfalls klar, der Staat soll sich kräftig verschulden und die formal unabhängigen Notenbanken werden diese Schulden schon tilgen. Damit entsteht das Geld aus dem Nichts und die Basis für eine neue, um den Staat zentrierte Wirtschaft wird geschaffen. Die Staatschulden dienen aber nicht Investitionen, die der Volkswirtschaft langfristig nutzen, wie den Bau von Infrastruktur, Förderung von Unternehmen usw., sondern dem Konsum. Entweder direkt oder durch Schaffung von Arbeitsplätzen.
Nun konsumiere ich selbst auch lieber als zu investieren.
Es bleibt aber der Fakt, dass Konsum nicht langfristig ist.
Ich halte auch die Vorstellung, dass der Konsum zwangsläufig den lokalen Unternehmen hilft, für naiv. In Wahrheit werden damit die Unternehmen in exportorientierten Nationen gestärkt. Insbesondere China.
Es bleibt nun mal Fakt, dass Deutschland überwiegend Investitions- keine Konsumgüter herstellt. Letzteres würde sich aufgrund der Lohnkosten kaum lohnen. Es hat gute Gründe, warum die deutsche Industrie überwiegend noch Gebrauchs- und Investitionsgüter herstellt. Also genau die Dinge, die man nicht eben kurzfristig konsumiert.
Es wäre daher auch nicht sinnvoll, wieder eine deutsche Konsumgüterindustrie aufzubauen. Aus verschiedenen Gründen, dazu vielleicht später mehr.
Es bleibt dabei: Ich halte nichts von der MMT.
Fröhliche Weihnachten!
Siehe auch:
Sehen wir eine verbotene Liebe? vom 07.02.2021.
Bitcoinverbot, möglich? vom 05.05.2021.
Dollartief vom 07.06.2020
P.S.: Sorry, ist doch länger geworden. Es dürfte klar sein, dass das nur meine Meinung und nicht der Weisheit letzter Schluss ist.