(23.03.2022, 22:27)Ritter30 schrieb: @ Skeptiker
Bin kein Spieltheoretiker. Aber auch da geht es u. a. um statistische Auswertungen die immer wertneutral betrachtet werden. Die Schlussfolgerungen daraus können politisch etc. immer missbraucht werden. Das muss mir keiner erzählen.
Der Professor bewertet doch verschiedene Spielausgänge und sagt anhand der Gewinne voraus, für welchen sich ein Spieler wohl entscheiden würde.
Dass hier einfach wahnsinnig viel am Modell liegt und dieses Modell gnadenlos übersimplifiziert ist, darüber müssen wir uns nicht streiten. Geht ja auch nicht unbedingt darum. Er bricht die Überlegung auf die simpelste Form herunter.
Das ist unwichtig. Spieltheorie ist beim Schach (ganz plump gesagt) alle möglichen Züge auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen. So ist mir das in Erinnerung.
Ich verstehe deine Kritik ehrlich gesagt nicht.
Richtigerweise müsste er natürlich verschiedene Spielausgänge und deren Wahrscheinlichkeiten gewichten. Nur, würde das das Video wirklich informativer für den Zuschauer machen, der sich nicht rein akademischn für die Spieltheorie interessiert?
Stimme dir zu! Aber darum geht es nicht. Mein Hinweis mit dem “russischen Vietnam” musst du spieltheoretisch auch auf dem Schirm haben. Statistik und Spiel(e)theorie ist kein Wunschkonzert.
Danke für deine Aufmerksamkeit.
Ich verstehe diesen Punkt immer noch nicht.
Es geht doch darum, welchen Zug welcher Spieler macht und dabei wäre ein Zug, der zum "russischen Vietnam" führt, wahrscheinlich einer, welchen keine der beteiligten Parteien freiwillig machen würde.
Es sei denn natürlich, sie machen es unwissentlich - was aber Riecks Postulat der perfekten Information in seinem Modell/Spiel verletzt - oder sie erhoffen sich daraus in einem weiteren Spielzug/anderen Spiel Gewinne.
Mal abgesehen davon, dass wir hier bald anfangen, Blitz-4D-Schach auf multiplen Brettern zu spielen, trifft deine Kritik natürlich insofern zu. Riecks Modell blendet mutwillig eine ganze Menge von Dingen aus. Etwa dass es mehr als einen Spielzug gibt, dass es keine perfekte Information gibt, dass die Entscheidungsausgänge nicht 100% durch die Aktionen der Spieler bestimmt werden, sondern durch andere Faktoren wie Dritte (NATO, China, bedeutende Einzelpersonen) und andere Ereignisse (schlechte Ernte, wissenschaftlicher Durchbruch) usw.
Wenn wir aber versuchen wollen zu verstehen, welches Kalkül mutmaßlich hinter den Handlungen von USA oder Russland steckt, dann sind wir meines Erachtens schon auf der richtigen Spur. Die können diese Dinge nämlich auch nicht wirklich vorhersehen, haben nur Wahrscheinlichkeiten.
Dein Hinweis auf "wertneutralität" in Ehren, aber...
- ...gehört die Spieltheorie meines Wissens zu den sog. "normativen Entscheidungstheorien", also solchen, die sagen, wie ein rationaler Agent entscheiden sollte
- ...braucht diese Theorie schon systematisch gewisse Wertungen.
Wären alle Spielausgänge gleich, so wäre auch jede Strategie gleichwertig, sofern die Strategien anhand ihrer Punktezahl am Spielende beurteilt werden.
Natürlich könnte man jetzt philosophieren, in wie weit eine Handlung inhärent gut ist oder so. Das tat Rieck doch sogar im letzten Video.
Man sollte hier allerdings auch unterscheiden. Es geht darum, welche Werte die handelnden Akteure, die Spieler, mit einem Spielausgang verbinden würden. Was wir als Betrachter von außen Denken ist davon unabhängig. Wir könnten es ja sogar als Tugend werten, wenn jemand auf den Gewinn verzichtet oder so.