(07.01.2024, 14:10)boersenkater schrieb: Ja leider nicht...
Lass uns mal schauen:
- Die Verschwörungstheorie von der bösen deutsche Autoindustrie, die absichtlich keine E-Mobilität haben wollte
- Die These, dass der technische Vorsprung der deutschen Autoindustrie sich nicht vom Verbrenner auf Elektromotoren übertragen lässt.
Das sind so die beiden Alternativen, um die es hier geht. Richtig?
Du verweist auf zwei Belege. Dann sehen wir uns diese Belege mal an.
Beleg 1: Der Artikel in der Süddeutschen fängt schon mit Framing an und beklagt die "Autofixierung der Deutschen". Der gesamte erste Absatz ist ein einziges langes Framing gegen das Autofahren, in dem zum Teil richtige, zum Teil falsche und zum Teil irreführende Behauptungen aufgezählt werden.
Der zweite Abschnitt fährt so fort.
Im Dritten Absatz wird dann schlicht behauptet, die deutschen "Autobosse" haben die Wende zur E-Mobilität verschlafen. Dazu zwei Anmerkungen: Erstens ist die Wende zur E-Mobilität kein Ergebnis der Entdeckung einer überlegenen, substitutiven Technologie, sondern erfolgt letztlich auf regulatorischen Druck; zweitens ist die Aussage in dieser Pauschalität nicht zu halten. Es gab deutsche E-Auto-Projekte.
Dann kommt der HAMMER: "Mit dem E-Auto fallen wesentliche Komponenten der bisherigen Benziner oder Diesel weg: Kolben, Schaltgetriebe, Abgasanlagen. Die Batterien für E-Autos aber kommen aus Asien, die Software aus den USA. Was bleibt dann noch?" (Siehe hier)
Das ist doch genau das, was ich behauptet habe!
Der technologische Vorsprung der deutschen Autoindustrie ergab sich aus hocheffizienten Verbrennern und lässt sich nicht auf E-Autos übertragen.
Der Elektromotor ist eine Technologie, welche es schon seit über 100 Jahren gibt. Die wesentlichen Patente sind ausgelaufen und der Wirkungsgrad liegt bei 62 bis 65%.
Zudem die Entwicklung von Elektromotoren meines Wissens auch nicht durch Autobauer erfolgt, sondern durch andere Industriesektoren!
(Beispielsweise in der Automatentechik werden möglichst kleine, effiziente Elektromotoren gebraucht.)
Kurz gesagt: Ein auf Verbrennungsmotoren spezialisierter Autobauer verlässt bei Elektromotoren sein heimisches Feld und gibt automatisch alle Heimvorteile auf.
Die Hersteller von E-Autos sind historisch schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf Verbrenner umgestiegen oder verschwunden. Unter anderen weil Elektroautos für den Verbraucher Nachteile gegenüber Verbrennern hatten.
Beleg 2: Eine Aussage von Kurt Sigl. Chef des Bundesverbandes für E-Mobilität.
Gegenfrage: Du verstehst schon, wieso man diese Aussage beim besten Willen mit Vorsicht genießen muss, oder?
Du würdest eine Aussage des Chefs einer Erdölfirma doch sicherlich auch als Quelle kritisch sehen.
Fazit: Ich sehe die Alternative (1), dass die deutschen Autoindustrie unter einer großen Verschwörung gegen Elektromobilität leidet, als nicht belegt und hochgradig zweifelhaft an.
Welches Interesse sollten profitorientierte Unternehmen haben, den Umstieg auf eine angeblich bessere Technologie zu vermeiden, wenn ihnen dadurch doch nur Verluste entstehen?
Simple institutionelle Trägheit?
Wäre denkbar.
Meine Erklärung sagt uns aber auch, wieso die Industrie tendenziell lieber beim Verbrenner bleiben will.
boersenkater schrieb:Autokratische Systeme wie China sind da in vielen Bereichen schneller und effektiver - egal ob es
Einzelnen im Volk passt oder nicht....
Auch in autokratischen Regimen gibt es eine Systemträgheit.
Abgesehen davon: Unsere aktuelle westliche politische Philosophie basiert auf den Gedanken der Beschränkung von Macht aus der Überlegung heraus, dass Macht korrumpiert.
Größtmögliche Effizienz bei der Durchführung von Maßnahmen ist dabei gar nicht das vorrangige Ziel.
boersenkater schrieb:Es bringt halt nichts wenn man den Atomausstieg beschliesst und dann nichts weiter macht außer
herumzudiskutieren...
Was hätte man tun sollen?