RE: Rund um die Gesundheit
| 12.09.2019, 19:09 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.09.2019, 19:10 von boersenkater.)
Der Ärzte-Appell: Gegen das Diktat der Ökonomie in unseren Krankenhäusern
Viele Ärzte und Ärztinnen erleben im Krankenhaus unlösbare Konflikte. Sie sollen Patienten heilen - und mit ihnen Gewinne erzielen. Ein System, das krank macht. Im stern fordern sie: Rettet die Medizin!
https://www.stern.de/gesundheit/aerzte-a...76008.html
Mensch vor Profit!
Ärzte-Appell - die wichtigsten Entwicklungen im Überblick
In der vergangenen Woche veröffentlichte der stern einen Appell von Ärztinnen und Ärzten, die sich gegen den ökonomischen Druck in Kliniken wehren. Was hat sich seit dem Aufruf getan?
https://www.stern.de/gesundheit/ticker-z...01028.html
Patienten auf Intensivstationen
"Schade! Wäre er beatmet, würden wir ihn sofort übernehmen!"
Justs Hilpert ist Anästhesist und Allgemeinarzt. Während seiner Zeit im Krankenhaus musste er feststellen, dass die Dauer von Beatmungen nicht immer im Sinne der Patienten festgelegt wird.
.....Ein Notfall aus dem OP war angekündigt. An unserer Uniklinik gab es drei Intensivstationen, so rief ich meine Kollegin an, ob sie mir einen Patienten abnehmen könnte. "Ist der beatmet?", fragte sie. "Nein", sagte ich. "Schade! Wäre er beatmet, würden wir ihn sofort übernehmen!"
Ich war fassungslos. So sehr hatte das ökonomische Denken um sich gegriffen? Beatmung rettet Leben, wenn Patienten im Koma liegen oder eine Lungenentzündung haben. Andererseits aber steigt mit der Beatmungszeit das Risiko, an eben so einer Lungenentzündung zu erkranken, und die Entwöhnung von den Geräten wird schwerer. Doch beatmete Patienten bringen viel Geld. Die Honorierung steigt in festgelegten Zeitabständen. Ab 24 Stunden werden bei Schwerkranken etwa 25.000 Euro vergütet, ab 95 Stunden dann schon 58.000. Wenn auf einer Station der "Case Mix Index" nicht stimmt – wenn also zu wenige Patienten schwere, gewinnträchtige Erkrankungen haben –, dann steigt die Versuchung, sich über das Patientenwohl hinwegzusetzen. Ich kenne Berichte aus anderen Kliniken, dass sogar Sterbende noch beatmet wurden, um die Schallmauer zu durchbrechen. Auch wir lieferten nicht die gewünschten Zahlen. Die Verwaltung beließ es bei diskreten Hinweisen wie: "Ihr müsst eure Beatmungen besser codieren." Nun wusste jeder: Weniger Erlöse bedeuten langfristig weniger Stellen. Dann würde die Arbeit noch belastender. Deshalb genügte das, damit Teammitglieder laut darüber nachdachten, ein Ampelsystem mit Stoppuhr einzuführen. Sodass Patienten auf keinen Fall zu früh von der Beatmung entwöhnt würden....
https://www.stern.de/gesundheit/missstae...95202.html
ein Hoch auf die freie Marktwirtschaft!
Viele Ärzte und Ärztinnen erleben im Krankenhaus unlösbare Konflikte. Sie sollen Patienten heilen - und mit ihnen Gewinne erzielen. Ein System, das krank macht. Im stern fordern sie: Rettet die Medizin!
https://www.stern.de/gesundheit/aerzte-a...76008.html
Mensch vor Profit!
Ärzte-Appell - die wichtigsten Entwicklungen im Überblick
In der vergangenen Woche veröffentlichte der stern einen Appell von Ärztinnen und Ärzten, die sich gegen den ökonomischen Druck in Kliniken wehren. Was hat sich seit dem Aufruf getan?
https://www.stern.de/gesundheit/ticker-z...01028.html
Patienten auf Intensivstationen
"Schade! Wäre er beatmet, würden wir ihn sofort übernehmen!"
Justs Hilpert ist Anästhesist und Allgemeinarzt. Während seiner Zeit im Krankenhaus musste er feststellen, dass die Dauer von Beatmungen nicht immer im Sinne der Patienten festgelegt wird.
.....Ein Notfall aus dem OP war angekündigt. An unserer Uniklinik gab es drei Intensivstationen, so rief ich meine Kollegin an, ob sie mir einen Patienten abnehmen könnte. "Ist der beatmet?", fragte sie. "Nein", sagte ich. "Schade! Wäre er beatmet, würden wir ihn sofort übernehmen!"
Ich war fassungslos. So sehr hatte das ökonomische Denken um sich gegriffen? Beatmung rettet Leben, wenn Patienten im Koma liegen oder eine Lungenentzündung haben. Andererseits aber steigt mit der Beatmungszeit das Risiko, an eben so einer Lungenentzündung zu erkranken, und die Entwöhnung von den Geräten wird schwerer. Doch beatmete Patienten bringen viel Geld. Die Honorierung steigt in festgelegten Zeitabständen. Ab 24 Stunden werden bei Schwerkranken etwa 25.000 Euro vergütet, ab 95 Stunden dann schon 58.000. Wenn auf einer Station der "Case Mix Index" nicht stimmt – wenn also zu wenige Patienten schwere, gewinnträchtige Erkrankungen haben –, dann steigt die Versuchung, sich über das Patientenwohl hinwegzusetzen. Ich kenne Berichte aus anderen Kliniken, dass sogar Sterbende noch beatmet wurden, um die Schallmauer zu durchbrechen. Auch wir lieferten nicht die gewünschten Zahlen. Die Verwaltung beließ es bei diskreten Hinweisen wie: "Ihr müsst eure Beatmungen besser codieren." Nun wusste jeder: Weniger Erlöse bedeuten langfristig weniger Stellen. Dann würde die Arbeit noch belastender. Deshalb genügte das, damit Teammitglieder laut darüber nachdachten, ein Ampelsystem mit Stoppuhr einzuführen. Sodass Patienten auf keinen Fall zu früh von der Beatmung entwöhnt würden....
https://www.stern.de/gesundheit/missstae...95202.html
ein Hoch auf die freie Marktwirtschaft!
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