Heute wieder mal ein Video:
Die Aushandlung von Währung als spieltheoretisches Koordinationsspielt hat sich der Professor Rieck diesmal als Thema ausgesucht.
Für mich einen Blick wert, deshalb stelle ich die es mal hier vor. Erst mal der historische Rückblick auf die Abschaffung des Bretton-Woods-Systems. Das kann in der Tat sehr lehrreich sein, weil Geschichte sich ja wiederholen könnte.
Der Professor verweist völlig zu Recht auf die Hintertüren (7:40) beim derzeitigen System der Geldschöpfung. Der Grund dafür ist, dass die Werte von gewissen Papieren als Sicherheiten nicht mathematisch sozusagen entdeckt werden, sondern juristisch erfunden. Das hat im Ergebnis zur Folge, dass beispielsweise Staatspapiere pauschal als Sicherheit akzeptiert werden müssen, paradoxerweise auch dann, wenn die Akteure de facto der Meinung sind, dass sie nicht sicher sind. Es führt also zu einer Situation, die man umgangssprachlich als schizophren bezeichnen könnte. Die eigentliche Meinung weicht von der öffentlich vertretenen Meinung ab, ebenso die daraus folgenden Handlungen.
Eine vergleichbare Position haben wir aber auch auf anderen Gebieten, etwa beim Kundigungsschutzrecht. Es ist nur ärgerlich, wenn die eigenen Band faule Sicherheiten wider besseren Wissens akzeptieren muss und man selbst nichts dagegen tun kann.
Die Klimaschutzpolitik (10:00) der EZB ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass hier ohne die Möglichkeit demokratischer Kontrolle oder rechtlicher Revision die Zentralbank einfach aus sich selbst heraus eine Politik fährt. Das Nachsehen haben selbstredend all diejenigen, die diese Politik nicht unterstützten wollen. Meine persönliche Vermutung ist, dass das eine der Gründe ist, wieso der britische Pfund gegenüber den Euro so relativ stabil aussieht und wieso die japanische Währung so schlecht abschneidet. Daran erkennt man eben, ob die Zentralbank einfach ihren Job erledigt oder als Hintertür für ganz andere Maßnahmen "missbraucht" wird. Eventuell hat sich aber auch einfach die britische Zentralbank inoffiziell an den Dollarkurs "angehangen".
Es stellt sich natürlich die Frage, was insgesamt besser ist (10:33), ein extern gebundenes oder ein "freies" Geldsystem?
Der Professor gibt eine weise Antwort. Es kommt auf die Situation an. Wenn es gut läuft, dann ist es besser neues Geld schaffen zu können. Läuft es schlecht, ist eine externe Bindung eine vertrauensfördernde Maßnahme.
Interessant ist natürlich die "utopische" Frage danach, was passiert, wie wir eine neue Währung aufsetzen würden (13:04). Für mich ein wenig erschreckend, aber genau betrachtet doch logisch, ist das Argument, dass die anderen Währungen langfristig kein sicherer Hafen sein können, weil sich die Geldsysteme heute einfach zu sehr ähneln. Hier kommt allerdings etwas ins Spiel, dass der Professor leider kaum diskutiert. Es gibt offenbar in der derzeitigen Weltordnung keine echte Systemkonkurrenz. Es wäre doch interessant zu erfahren, was passieren würde, wenn ein wirtschaftlich signifikanter Währungsraum eine Golddeckung hätte, ein anderer vielleicht klassisches FIAT-Geld, wieder ein anderer experimentiert mit Digitalgeld oder irgendwelchen politischen Zielvorgaben. Würde in diesen Szenario das "werthaltigere" Geld das "schlechtere" Verdrängen oder würde es zu krassen Schwankungen der Wechselkurse kommen?
Die plausible Selbstbindung (14:53) erinnert mich unwillkürlich an einen Vorschlag, den cubanpete mal gemacht hat. Juristisch verbindliche, an Messgrößen gekoppelte Mechanismen für Zentralbanken.
Der Aussage zu digitalen Währungen (15:59) möchte ich aus zwei Gründen einfach widersprechen. Erstens ist es natürlich sehr wohl möglich, dass Staaten eine öffentlich einsehbare Krpyto-Blockchain vereinbaren. In dem Szenario würden die Zentralbanken und normale Banken sich im Grunde gegenseitig überwachen. Wenn jede Transaktion und jede Geldschöpfung durch alle Akteure nachvollziehbar bleibt, gibt es schon einen Druck auf solides Arbeiten.
Zweitens denke ich, dass diese Art des Geldes wahrscheinlich der beste Weg ist, auf dem Bitcoin funktioniert. Man hat dann zwar eine normale Blockchain im Hintergrund, aber im Alltag nutzt man Wertmarken, die von vertrauenswürdigen Institutionen gegen Bitcoin ausgegeben werden. Exakt diese Rolle hat der Staat in den Jahrhunderten der Golddeckung ja gespielt. Er hat das Geld, so jedenfalls auch die Meinung der Fürsten und Adeligen selbst, nicht etwa erzeugt, sondern er garantierte mit seinen Stempel nur dafür, dass auch tatsächlich so viel Gold oder Silber in den Münzen enthalten war. Deswegen wurde Falschmünzerei unter anderen mit dem Tode bestraft und deshalb sind dann Münzen mit überdurchschnittlichen Edelmetallgehalt (Feingehalt) schnell aus dem Umlauf verschwunden, weil man sie besser eingießen konnte. Vergleichbare Entwicklungen würde es wohl auch beim BTC geben.
Was denkt ihr darüber, Stammtischler?
Die Aushandlung von Währung als spieltheoretisches Koordinationsspielt hat sich der Professor Rieck diesmal als Thema ausgesucht.
Für mich einen Blick wert, deshalb stelle ich die es mal hier vor. Erst mal der historische Rückblick auf die Abschaffung des Bretton-Woods-Systems. Das kann in der Tat sehr lehrreich sein, weil Geschichte sich ja wiederholen könnte.
Der Professor verweist völlig zu Recht auf die Hintertüren (7:40) beim derzeitigen System der Geldschöpfung. Der Grund dafür ist, dass die Werte von gewissen Papieren als Sicherheiten nicht mathematisch sozusagen entdeckt werden, sondern juristisch erfunden. Das hat im Ergebnis zur Folge, dass beispielsweise Staatspapiere pauschal als Sicherheit akzeptiert werden müssen, paradoxerweise auch dann, wenn die Akteure de facto der Meinung sind, dass sie nicht sicher sind. Es führt also zu einer Situation, die man umgangssprachlich als schizophren bezeichnen könnte. Die eigentliche Meinung weicht von der öffentlich vertretenen Meinung ab, ebenso die daraus folgenden Handlungen.
Eine vergleichbare Position haben wir aber auch auf anderen Gebieten, etwa beim Kundigungsschutzrecht. Es ist nur ärgerlich, wenn die eigenen Band faule Sicherheiten wider besseren Wissens akzeptieren muss und man selbst nichts dagegen tun kann.
Die Klimaschutzpolitik (10:00) der EZB ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass hier ohne die Möglichkeit demokratischer Kontrolle oder rechtlicher Revision die Zentralbank einfach aus sich selbst heraus eine Politik fährt. Das Nachsehen haben selbstredend all diejenigen, die diese Politik nicht unterstützten wollen. Meine persönliche Vermutung ist, dass das eine der Gründe ist, wieso der britische Pfund gegenüber den Euro so relativ stabil aussieht und wieso die japanische Währung so schlecht abschneidet. Daran erkennt man eben, ob die Zentralbank einfach ihren Job erledigt oder als Hintertür für ganz andere Maßnahmen "missbraucht" wird. Eventuell hat sich aber auch einfach die britische Zentralbank inoffiziell an den Dollarkurs "angehangen".
Es stellt sich natürlich die Frage, was insgesamt besser ist (10:33), ein extern gebundenes oder ein "freies" Geldsystem?
Der Professor gibt eine weise Antwort. Es kommt auf die Situation an. Wenn es gut läuft, dann ist es besser neues Geld schaffen zu können. Läuft es schlecht, ist eine externe Bindung eine vertrauensfördernde Maßnahme.
Interessant ist natürlich die "utopische" Frage danach, was passiert, wie wir eine neue Währung aufsetzen würden (13:04). Für mich ein wenig erschreckend, aber genau betrachtet doch logisch, ist das Argument, dass die anderen Währungen langfristig kein sicherer Hafen sein können, weil sich die Geldsysteme heute einfach zu sehr ähneln. Hier kommt allerdings etwas ins Spiel, dass der Professor leider kaum diskutiert. Es gibt offenbar in der derzeitigen Weltordnung keine echte Systemkonkurrenz. Es wäre doch interessant zu erfahren, was passieren würde, wenn ein wirtschaftlich signifikanter Währungsraum eine Golddeckung hätte, ein anderer vielleicht klassisches FIAT-Geld, wieder ein anderer experimentiert mit Digitalgeld oder irgendwelchen politischen Zielvorgaben. Würde in diesen Szenario das "werthaltigere" Geld das "schlechtere" Verdrängen oder würde es zu krassen Schwankungen der Wechselkurse kommen?
Die plausible Selbstbindung (14:53) erinnert mich unwillkürlich an einen Vorschlag, den cubanpete mal gemacht hat. Juristisch verbindliche, an Messgrößen gekoppelte Mechanismen für Zentralbanken.
Der Aussage zu digitalen Währungen (15:59) möchte ich aus zwei Gründen einfach widersprechen. Erstens ist es natürlich sehr wohl möglich, dass Staaten eine öffentlich einsehbare Krpyto-Blockchain vereinbaren. In dem Szenario würden die Zentralbanken und normale Banken sich im Grunde gegenseitig überwachen. Wenn jede Transaktion und jede Geldschöpfung durch alle Akteure nachvollziehbar bleibt, gibt es schon einen Druck auf solides Arbeiten.
Zweitens denke ich, dass diese Art des Geldes wahrscheinlich der beste Weg ist, auf dem Bitcoin funktioniert. Man hat dann zwar eine normale Blockchain im Hintergrund, aber im Alltag nutzt man Wertmarken, die von vertrauenswürdigen Institutionen gegen Bitcoin ausgegeben werden. Exakt diese Rolle hat der Staat in den Jahrhunderten der Golddeckung ja gespielt. Er hat das Geld, so jedenfalls auch die Meinung der Fürsten und Adeligen selbst, nicht etwa erzeugt, sondern er garantierte mit seinen Stempel nur dafür, dass auch tatsächlich so viel Gold oder Silber in den Münzen enthalten war. Deswegen wurde Falschmünzerei unter anderen mit dem Tode bestraft und deshalb sind dann Münzen mit überdurchschnittlichen Edelmetallgehalt (Feingehalt) schnell aus dem Umlauf verschwunden, weil man sie besser eingießen konnte. Vergleichbare Entwicklungen würde es wohl auch beim BTC geben.
Was denkt ihr darüber, Stammtischler?