Wie immer gilt: "Dieser Beitrag stellt ausschließlich eine persönliche Meinung dar. Er erhebt weder Anspruch auf vollständige Richtigkeit, noch sollte jemand seine Inhalte ungeprüft übernehmen."
In diesem Video, das als Aufnahme für eine Art öffentliche Vorlesung am Royal Institute entstanden ist, erklärt uns Michael Strevens, dass und in welcher Weise Wissenschaft seiner Meinung nach irrational handelt. Dies vorab. Seit beginn der Corona-Pandemie werden viele öffentliche Veranstaltungen nicht mehr in Konferenzhallen vor realen Publikum abgehalten, sondern als Online-Stream. Was auch Leuten wie uns, deren Zeit und Geld es nicht zulassen würde, jeder Sitzung beizuwohen, erlaubt mit zuzuhören. Und das, während man nebenbei vielleicht kocht oder spielt oder versucht etwas anderes zu lesen. Da unsere heutige Zeit uns genug Unbequemlichkeiten abnötigt, sollte man diesen Vorteil doch mitnehmen.
Strevens stellt zunächst die Frage, was denn moderne Wissenschaften von dem Unterscheidet, was zum Beispiel Aristoteles vor über 2000 Jahren gemacht hat. Schließlich habe auch der sich auf Fakten berufen und verkündet, dass man seinen Urteil diesen nähern sollte.
Er gibt die Antwort auf diese Frage sofort selbst mit zwei Prinzipien: Ersten suchen wissenschaftlicher eine bestimmte Art von beobachtbaren Fakt und zweitens werden alle Dinge, die nicht zu den beobachtbaren Fakten gehören, aus der Diskussion entfernt.
Das mag zunächst trivial klingen. Doch sollte man sich zu Bewusstsein bringen, dass nur eine bestimmte Art von beobachtbaren Fakten überhaupt gesucht wird. Nach welchen Kriterien mag man diese wohl auswählen?
Jedenfalls sind diese Kriterien schon sehr weitreichend und würden sehr viel an der aktuellen Corona-Diskussion in eine andere Richtung laufen lassen, was ich mir gestatte zu bemerken.
In der Folge führt uns Strevens einige wissenschaftsgeschichtliche Beispiele vor Augen, vom theoretische Astrophysiker Eddington, der durch seine Beobachtung und präzise Messung einen ersten Beweis für die Einsteinsche Relativitätstheorie lieferte, über die Vogelkundler Peter and Rosemary Grant (17:08), die Darwin bestätigten indem sie eine neue Art von Vögeln identifizierten, bis hin zu Roger Guillemin und Andrew Schally.
Spätestens jetzt könnte man denken, es gehe dem Autor darum, dass wissenschaftliches Arbeiten irrational motiviert sei, da ja selbst das größte Genie niemals Sicherheit haben kann, ob und im Erfolgsfalle was er findet. Unter diesen Umständen könnte das gesamte Lebenswerk eines genialen Forschers oder einer genialen Forscherin in der absoluten Gewissheit bestehen, wie etwas nicht sein kann. Eine reichlich trübe Aussicht, besonders wenn man sie vergleicht mit den Möglichkeiten, die Menschen solchen Intellekts wohl, so meint man doch, sonst zur Verfügung stehen würden. Doch ganz so einfach macht es uns der Vortragende nicht.
Es geht vielmehr darum, dass beispielsweise Eddington (34:40), wenigstens hier in der Darstellung unseres Vortragenden, letztlich irrational motiviert war, an die Richtigkeit der Relativitätstheorie zu glauben. Er hat erst aus nicht wissenschaftlichen Gründen an die Theorie geglaubt und anschließend wissenschaftliche Beweise gesucht.
Für den theoretischen Physiker Gell-Mann (36:25) führt der Autor dann aus, dass ästhetische Motive ihn die Theorien wählen ließen, die er dann mathematisch-naturwissenschaftlich entwickelte.
Der Irrationalismus besteht demnach für den Autor darin, dass man sich zwar eigentlich von ästhetischen, metaphysischen oder anderen Motiven leiten lässt, aber diese selbst in der Diskussion ignoriert als würde es sie nicht geben. Das sei irrational, weil man doch meint, in eine rationale Debatte alle Gründe vorlegen sollte.
Trotz diesen Irrationalismus arbeitet die Wissenschaft aber hervorragend.
Danke fürs Lesen. Wenn euch das gefallen hat, gerne ein Vote abgeben.
In diesem Video, das als Aufnahme für eine Art öffentliche Vorlesung am Royal Institute entstanden ist, erklärt uns Michael Strevens, dass und in welcher Weise Wissenschaft seiner Meinung nach irrational handelt. Dies vorab. Seit beginn der Corona-Pandemie werden viele öffentliche Veranstaltungen nicht mehr in Konferenzhallen vor realen Publikum abgehalten, sondern als Online-Stream. Was auch Leuten wie uns, deren Zeit und Geld es nicht zulassen würde, jeder Sitzung beizuwohen, erlaubt mit zuzuhören. Und das, während man nebenbei vielleicht kocht oder spielt oder versucht etwas anderes zu lesen. Da unsere heutige Zeit uns genug Unbequemlichkeiten abnötigt, sollte man diesen Vorteil doch mitnehmen.
Strevens stellt zunächst die Frage, was denn moderne Wissenschaften von dem Unterscheidet, was zum Beispiel Aristoteles vor über 2000 Jahren gemacht hat. Schließlich habe auch der sich auf Fakten berufen und verkündet, dass man seinen Urteil diesen nähern sollte.
Er gibt die Antwort auf diese Frage sofort selbst mit zwei Prinzipien: Ersten suchen wissenschaftlicher eine bestimmte Art von beobachtbaren Fakt und zweitens werden alle Dinge, die nicht zu den beobachtbaren Fakten gehören, aus der Diskussion entfernt.
Das mag zunächst trivial klingen. Doch sollte man sich zu Bewusstsein bringen, dass nur eine bestimmte Art von beobachtbaren Fakten überhaupt gesucht wird. Nach welchen Kriterien mag man diese wohl auswählen?
Jedenfalls sind diese Kriterien schon sehr weitreichend und würden sehr viel an der aktuellen Corona-Diskussion in eine andere Richtung laufen lassen, was ich mir gestatte zu bemerken.
In der Folge führt uns Strevens einige wissenschaftsgeschichtliche Beispiele vor Augen, vom theoretische Astrophysiker Eddington, der durch seine Beobachtung und präzise Messung einen ersten Beweis für die Einsteinsche Relativitätstheorie lieferte, über die Vogelkundler Peter and Rosemary Grant (17:08), die Darwin bestätigten indem sie eine neue Art von Vögeln identifizierten, bis hin zu Roger Guillemin und Andrew Schally.
Spätestens jetzt könnte man denken, es gehe dem Autor darum, dass wissenschaftliches Arbeiten irrational motiviert sei, da ja selbst das größte Genie niemals Sicherheit haben kann, ob und im Erfolgsfalle was er findet. Unter diesen Umständen könnte das gesamte Lebenswerk eines genialen Forschers oder einer genialen Forscherin in der absoluten Gewissheit bestehen, wie etwas nicht sein kann. Eine reichlich trübe Aussicht, besonders wenn man sie vergleicht mit den Möglichkeiten, die Menschen solchen Intellekts wohl, so meint man doch, sonst zur Verfügung stehen würden. Doch ganz so einfach macht es uns der Vortragende nicht.
Es geht vielmehr darum, dass beispielsweise Eddington (34:40), wenigstens hier in der Darstellung unseres Vortragenden, letztlich irrational motiviert war, an die Richtigkeit der Relativitätstheorie zu glauben. Er hat erst aus nicht wissenschaftlichen Gründen an die Theorie geglaubt und anschließend wissenschaftliche Beweise gesucht.
Für den theoretischen Physiker Gell-Mann (36:25) führt der Autor dann aus, dass ästhetische Motive ihn die Theorien wählen ließen, die er dann mathematisch-naturwissenschaftlich entwickelte.
Der Irrationalismus besteht demnach für den Autor darin, dass man sich zwar eigentlich von ästhetischen, metaphysischen oder anderen Motiven leiten lässt, aber diese selbst in der Diskussion ignoriert als würde es sie nicht geben. Das sei irrational, weil man doch meint, in eine rationale Debatte alle Gründe vorlegen sollte.
Trotz diesen Irrationalismus arbeitet die Wissenschaft aber hervorragend.
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