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RE: Inflationsthread ab 2021 | 28.12.2022, 12:46
Zitat:Warum glaubst Du das? Stehen bei Euch die ganzen hochpreisigen Neubauten leer? Will dort keiner mieten? Bei uns in Dresden ist das hochpreisige Segment recht ordentlich vermietet, da wurde also nach Bedarf gebaut. (Zum Glück ist hochpreisig bei uns das was anderen Ortes (in den Metropolen) das Billigsegment der Neuvermietung ist nämlich Kaltmieten bei 10€ und nach oben Richtung 15€)
Bei uns im Ort, wurde/wird extrem stark gebaut. Wir befinden uns in der Nähe von Frankfurt a.M., ansonsten sind wir aber eigentlich ein recht langweilger Ort, also viel weniger attraktiv als Dresden. In diesem Jahr ist ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen fertig geworden. Kaufpreis für eine Eigentumswohnung mit um die 100qm sollte bei ca. 1,2 Mio. liegen. Geht man von der häufigen Kalkulierung von Faktor 20 aus, also der Wert des Eigentums wird mit dem 20-fachen der Jahres-Kaltmiete kalkuliert, würde man bei eine Monatsmiete von 5000,- kalt,bzw. einer Miete von 50,- / qm liegen. Völlig utopisch. Aber es gab Käufer. Das zeigt mir eine starke Blase an. Hinzu kommt noch, dass Baumaterial zwischenzeitlich gar nicht mehr lieferbar war. Und /Oder das mehrfache gekostet hat.
Deshalb denke ich, die EZB hätte ggf. früher bremsen können.
Zitat:Die EZB hat ein gefährliches Inflationsspiel gespielt und es sieht nicht direkt nach einem Gewinn aus. Und die Politiker haben sich tolle Ziele im Wohnungsbau vorgenommen obwohl sie den Wohnungsbau nur indirekt beeinflussen können und müssen nun wohl einsehen das sie nicht in der Lage sind ihren Teil der Aufgabe (passende Rahmenbedingungen schaffen wie Baurecht, Steuer- und Abgabenquote, technische Richtlinien etc.) so auszuführen das die Bauindustrie das Wunschziel erfüllen kann. Die einfachste Möglichkeit: Einfach in die Schublade mit dem Ziel der 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr.
Könntes du mal beschreiben, wo genau du das beobachtet hast (wenn nicht am Immobilienmarkt)?
Das mit den 400.000 Wohnungen klang für mich auch utopisch, gerade weil ich gesehen habe, dass wir schon im Blasen-Endstadium sind. Also eine sachliche Rechnung der Immos nicht mehr funktioniert hat. Berlin hätte nicht so viel "unkontrolliert" privatisieren dürfen. Bei uns z.B. hatte ich mehrfach schon vor vielen Jahren mit einer der örtlichen Baugenossenschaften gesprochen, warum sie denn bei den niedrigen Zinsen nicht auch baut, gerade weil sie auch im Besitz von unbebautem Bauland war. Das hat dann auch bis 2018/19 bis zum ersten Spatenstich gedauert. Aber nun sind doch einige Bauprojekte am Laufen, und auch schon finanziert, so dass auch günstigerer Wohnraum geschaffen wird. Ich glaube Berlin hätte, wie gesagt, mehr Plan bei der Privatisierung haben müssen. Dann hätte man später nicht zurückkaufen müssen.
Zitat:Nicht die EZB steht vor dem Problem die Eurozone zusammenhalten zu müssen sondern die Politik. Die EZB hat es da einfacher als die Politik weil sie nur eine Aufgabe hat: die Preisstabilität zu gewährleisten.
Das war ja auch der ursprüngliche Plan (Begrenzung der Staatsschulden / Markt setzt den Zins der Staatsanleihen). Und der ist gescheitert (Stichwort Target-Salden). Ich kenne ja keine Internas. Aber mir kommt es so vor, als ob man nun folgendes versucht:
- Die EZB gleicht das Zinsniveau der Staatsanleihen an.
- Die Disziplinierung der Staaten erfolgt über die Politik, z.B. per Androhung Förderungen zu drosseln.
Eigentlich etwas herumgedreht. Vorher sollte der Markt für die Disziplinierung sorgen und die Politik für Ausgleich. Ich hoffe es funktioniert so besser. Ich hoffe dass die Wirtschaft/Industrie in den schwächeren Ländern davon proftiert, was wir ja alle wollen, und andererseits haben Geberländer wenig zu befürchten, was uns ja auch eher gut gefallen dürfte. Klar ist das nicht, nach altem Lehrbuch. Aber China und die USA, sind auch nur deshalb die stärksten Wirtschaften weil sie sich nicht dran halten.
Die Schweiz ist tatsächlich in einer Sondersituation. Ich glaube sie bekommen als einziges Land quasi kostenlosen Zugang zum Markt der EU. Norwegen muss zahlen und alle Handelsgesetze der EU umsetzen. Und Großbritanien bekommt deshalb keinen Frei-Zugang, weil sie das nicht akzeptieren. Die Schweiz regelt alles in Einzelverträgen mit der EU soweit ich weiss. Und zahlt nicht.
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 28.12.2022, 12:54
Bei uns ist alles gestoppt. Im Ort gibt es ein paar Abrisse wo neu gebaut werden sollte, gestoppt. Es gibt auch Bauten die abgerissen werden sollten, und Eigentumswohnumgen gebaut werden sollten. Gestoppt. Meine Frau kommt aus dem Bankensektor, dort wird breichtet dass die in der Finanzierungsabteilung alle Däumchen drehen....
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 28.12.2022, 23:52
(28.12.2022, 12:46)saphir schrieb: Bei uns im Ort, wurde/wird extrem stark gebaut. Wir befinden uns in der Nähe von Frankfurt a.M., ansonsten sind wir aber eigentlich ein recht langweilger Ort, also viel weniger attraktiv als Dresden. In diesem Jahr ist ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen fertig geworden. Kaufpreis für eine Eigentumswohnung mit um die 100qm sollte bei ca. 1,2 Mio. liegen. Geht man von der häufigen Kalkulierung von Faktor 20 aus, also der Wert des Eigentums wird mit dem 20-fachen der Jahres-Kaltmiete kalkuliert, würde man bei eine Monatsmiete von 5000,- kalt,bzw. einer Miete von 50,- / qm liegen. Völlig utopisch. Aber es gab Käufer. Das zeigt mir eine starke Blase an. Hinzu kommt noch, dass Baumaterial zwischenzeitlich gar nicht mehr lieferbar war. Und /Oder das mehrfache gekostet hat.
Deshalb denke ich, die EZB hätte ggf. früher bremsen können.
Nein, sie hat nicht die Aufgabe den Immoblilienmarkt zu beeinflussen. Wenn sie mit einer leichten Blasenbildung auf dem Immo-Markt überhaupt etwas zu tun hat dann das sie mit der Idee von Negativzinsen die sie dem Finanzmarkt dank ihrer Monopolstellung aufzwingen kann für Zinsen gesorgt hat die jede wirtschaftliche Lenkungswirkung vermissen lassen bzw. regelrecht zu Fehlallokationen von kapital gesorgt haben.
(28.12.2022, 12:46)saphir schrieb: Könntes du mal beschreiben, wo genau du das beobachtet hast (wenn nicht am Immobilienmarkt)?
Falls sich die Frage auf meine Meinung zur EZB bezieht: Der Anfang war eine mehrfache Neudefinition von Preisstabilität. Während die EZB mit der auch schon bei der Bundesbank bewährten Formel startete "Preisstabilität ist wenn die Preise weniger als 2% steigen" wurde daraus als nächstes "Preisstabilität ist wenn die Preise maximal um 2% steigen". Das war schon grenzwertig aber der nächste Schritt verließ vollends das Ziel der Preisstabilität. Nun formulierte man "die Inflation solle sich um 2% bewegen", das heißt nach einer Phase relativ erfolgreicher Preisstabilität von z.B. 0,2-0,5% kann sich eine Phase höherer Inflation von z.b. 3,5% anschließen und die EZB meint sie hat ihr Mandat erfolgreich erfüllt. Was aber hat sie gemacht? Sie hat einer Phase der Preisstabilität eine Phase höherer Inflation folgen lassen was eben gerade keine Preisstabilität bedeutet. Und genau das konnte man (um nun zur nachgefragten Beobachtung zu kommen) z.B. im Dezember 2021 beobachten wo die Inflation Werte um 4% erreichte. Da das zur neuesten Eigendefinition der Preisstabilität durch die EZB durchaus paßte brauchte die EZB natürlich keinerlei Maßnahmen ergreifen und konnte mit den Negativzinsen (denen jegliche wirtschaftliche Lenkungsfunktion fehlt, die maximal Fehlanreize setzen, z.B. Bauobjekte zu finanzieren die sich in frühestens 50 Jahren amortisieren) fortfahren.
(28.12.2022, 12:46)saphir schrieb: Das mit den 400.000 Wohnungen klang für mich auch utopisch, gerade weil ich gesehen habe, dass wir schon im Blasen-Endstadium sind. Also eine sachliche Rechnung der Immos nicht mehr funktioniert hat. Berlin hätte nicht so viel "unkontrolliert" privatisieren dürfen. Bei uns z.B. hatte ich mehrfach schon vor vielen Jahren mit einer der örtlichen Baugenossenschaften gesprochen, warum sie denn bei den niedrigen Zinsen nicht auch baut, gerade weil sie auch im Besitz von unbebautem Bauland war. Das hat dann auch bis 2018/19 bis zum ersten Spatenstich gedauert. Aber nun sind doch einige Bauprojekte am Laufen, und auch schon finanziert, so dass auch günstigerer Wohnraum geschaffen wird. Ich glaube Berlin hätte, wie gesagt, mehr Plan bei der Privatisierung haben müssen. Dann hätte man später nicht zurückkaufen müssen.
Falls Du mit Berlin die Stadt und nicht die Regierung meinst mag ich mich dazu nicht äußern, zu absurd ist das was in Berlin wirtschaftlich so läuft. Allerdings haben wir auch in Dresden vielleicht etwas zu viel privatisiert und vor allem auch Wohnungen rückgebaut (also Wohnraum vernichtet). Dazu wurden die Genossenschaften von einer imho verfehlten Wohnungsbaupolitik der vielfältigen CDU-Regierungen (insbesondere Kohl) gezwungen.
Warum eine Genossenschaft die Niedrigzinsphase nicht genutzt hat obwohl wahrscheinlich Bedarf für preisgünstige Mietwohnungen schon länger vorhanden war kann ich dir nicht erklären.
(28.12.2022, 12:46)saphir schrieb: Das war ja auch der ursprüngliche Plan (Begrenzung der Staatsschulden / Markt setzt den Zins der Staatsanleihen). Und der ist gescheitert (Stichwort Target-Salden). Ich kenne ja keine Internas. Aber mir kommt es so vor, als ob man nun folgendes versucht:
- Die EZB gleicht das Zinsniveau der Staatsanleihen an.
- Die Disziplinierung der Staaten erfolgt über die Politik, z.B. per Androhung Förderungen zu drosseln.
Eigentlich etwas herumgedreht. Vorher sollte der Markt für die Disziplinierung sorgen und die Politik für Ausgleich. Ich hoffe es funktioniert so besser. Ich hoffe dass die Wirtschaft/Industrie in den schwächeren Ländern davon proftiert, was wir ja alle wollen, und andererseits haben Geberländer wenig zu befürchten, was uns ja auch eher gut gefallen dürfte. Klar ist das nicht, nach altem Lehrbuch. Aber China und die USA, sind auch nur deshalb die stärksten Wirtschaften weil sie sich nicht dran halten.
Was bitte ist am ursprünglichen Teil des Planes gescheitert? Er funktioniert in vielen Gegenden der Welt. Normal ist das Notenbanken die Zinsen am kurzen Ende steuert und der Markt am langen Ende. Wenn dann allerdings eine Zentralbank kommt (die EZB) und (nach Vorbild der FED) Billionen an Staatsanleihen aufkauft übernimmt die Zentralbank auch die Steuerung des langen Endes und der Markt ist (vorerst) raus. Die dann auftretenden Probleme und Fehlallokationen dem Markt zuzuschreiben macht keinen Sinn. Und was deine Hoffnung angeht: Die wird enttäuscht, das sehen wir schon heute. Da die Lenkungswirkung des Zinssatzes spätestens mit dem Kauf der Staatsanleihen beendet wurde kann man an der Entwicklung der Staatschulden im Vergleich zum BIP sehen wie die Finanzen diverser Südländer (inkl. Frankreich) zunehmend aus dem Ruder laufen.
Es wird für mich übrigens spannend zu sehen wo die EZB in den nächsten Monaten hin steuert. Denn sie kann nicht beides haben, eine Bekämpfung der Inflation durch steigende Leitzinsen und gleichzeitig ein Festhalten daran den Krisenländern ihre Schuldzinsen auf 0% zu senken damit z.B. Griechenland seine Schulden von 200% auf vielleicht 300% ausweiten kann oder Italien von 150% auf 200%.
Im Moment scheinen die Vertreter einer stabilen Geldpolitik das Ruder übernommen zu haben aber da sie in der EZB in der Minderheit sind wird es da sicher auch Rückschläge geben.
Target-Salden haben damit übrigens wenig zu tun. Sie entstehen beim grenzüberschreitenden Handel oder bei Geldtransaktionen über Grenzen. Dabei sind nicht die Salden als solches das Problem sondern das es keinen vereinbarten Mechanismus gibt zum Ausgleich der Salden. Und so entsteht ein zusätzlicher Finanzstrom von den stabilen leistungsfähigen Ländern in die Krisenstaaten.
(28.12.2022, 12:46)saphir schrieb: Die Schweiz ist tatsächlich in einer Sondersituation. Ich glaube sie bekommen als einziges Land quasi kostenlosen Zugang zum Markt der EU. Norwegen muss zahlen und alle Handelsgesetze der EU umsetzen. Und Großbritanien bekommt deshalb keinen Frei-Zugang, weil sie das nicht akzeptieren. Die Schweiz regelt alles in Einzelverträgen mit der EU soweit ich weiss. Und zahlt nicht.
Wofür bitte soll die Schweiz denn zahlen? Dafür das wir uns herablassen mit ihnen zu handeln? LOL
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 29.12.2022, 11:13
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.12.2022, 11:16 von saphir.)
Zitat:Falls sich die Frage auf meine Meinung zur EZB bezieht
Ich bezog mich auf die Inflation. Bei uns in der Region gab es bis zum Ukrainekrieg die letzten 10 Jahre, primär die Inflation der Mietpreise die gestiegen sind. Und dann später dazu noch die Immoblase, also erst wurden Immobilien teurer, dann nochmals Mieten, Baumaterial und Baufirmen. Bei uns z.B. haben sich die Baukosten in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Und auch Reperatur und Bauaufträge haben sich teils um 1/2 bis 1 mJahr verzögert, weil man keine Handwerker bzw. Baufirmen mehr bekam.
Meine Frage bezog sich darauf, wo in welchen Bereichen du denn Inflation durch die EZB gesehen hast, wenn nicht dort? Die Frage ist ganz ernst gemeint, vielleicht gab es ja bei euch ja in anderen Bereichen Inflation.
Zitat:Was bitte ist am ursprünglichen Teil des Planes gescheitert? Er funktioniert in vielen Gegenden der Welt.
Also die USA/China/Japan, also die erfolgreichsten Wirtschaften der Welt, arbeiten anders. Auch die Schweiz steuert die Währung nicht nur über den Zins.
Gescheitert ist das ursprüngliche Konzept grundlegend. Man war ja der Meinung, die EZB sollte nur für die Preisstabilität zuständig sein. Und der Konsum (insb. der Staatskonsum) wird letztlich durch die Begrenzung der Neuverschuldung (glaube 3% des BIP) begrenzt.
Das hat nicht funktioniert. Länder wie z.B. Griechenland konnten sich auf einmal über Maß Staatsangestellte leisten. Der Markt ging davon aus, das griechische Staatsanleihen so sicher wie der Euro selbst sind und hat diese dementsprechend zu hoch (bzw. den Zins zu niedrig) bewertet. Dadurch konnte z.B. Griechenland sich unter 3% verschulden und trotzdem zu viele Staatsangestellte aufbauen. Später gab es glaube ich Überziehungen und auch Deutschland war der Ansicht, dass man in der Finanzkrise Antizyklisch handeln muss, also nicht in die Rezession nicht noch sparen darf, sondern der Staat ausgleichend/stabilsierend arbeiten muss und überzog die 3%. Damit war die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt. Wieso sollten die anderen sich dran halten, wenn es nicht mal Deutschland selbst tut. Auch die Schuldenbremse wird bei uns ja regelmässig durch Sondertöpfe unterlaufen. Auch in der Schweiz soweit ich weiß durch die Notenbank.
Nun kann man natürlich sagen, aha also muss der Euro weg. Man kann aber auch nach besseren Lösungen suchen.
Zitat:Wofür bitte soll die Schweiz denn zahlen? Dafür das wir uns herablassen mit ihnen zu handeln? LOL
Könntest du dir bitte deine beleidigende, anfeindende Icons und Bemerkung verkeifen? Das ist GEGEN die Forenregeln, verstehe das doch bitte mal.
Also ja, wir haben einen tollen Markt mit der EU geschaffen, und den müssen wir nicht wie sauer Bier verkaufen. Macht auch kein anderes Land. Kosten entstehen auch durch Kohäsionsbemühungen.
Zitat:Kohäsionsbeitrag Norwegen leistet im Gegenzug für seine Teilnahme am Europäischen Binnenmarkt einen wesentlichen Beitrag zur Kohäsion in der EU. Hierzu wurden zwei Finanzmechanismen eingerichtet: der EWR-Finanzmechanismus (Geberländer: Norwegen, Island, Liechtenstein) und zusätzlich ein Norwegischer Finanzmechanismus. Für den Zeitraum 2009–2014 sehen der EWR- und der Norwegische Finanzmechanismus Zahlungen in einer Gesamthöhe von 1,8 Milliarden Euro vor. Dies entspricht einer Steigerung von 22 % gegenüber vorherigem Fünf-Jahres-Zyklus. Hiervon trägt Norwegen 97 %. Die entsprechende Vereinbarung wurde Ende Juli 2010 unterzeichnet. Empfängerländer sind die Staaten, die der EU 2004 und 2007 beigetreten sind, sowie (mit Einschränkungen) Portugal, Griechenland und Spanien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Norwegen_u...sche_Union
Eigentlich sollte die Schweiz auch einen Beitrag leisten.
Die Vorstellung ist glaube ich bei manchen, wir hätten doch einen genauso starken Markt ohne die EU. Das ist aber nicht so, das ist kein Nullsummenspiel, der schafft einen echten Mehrwert.
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 01.01.2023, 16:57
Ein Gesundes Neues Jahr an alle!
- meine Krankenkasse erhöht den Beitragssatz
- Strom: Erhöhung auf 41c von 29c, ärgerlich ist auch die Erhöhung der Grundgebühr von 143 auf 155
- Frisör hat auch mehr als 10% erhöht
- überall wo der Staat seine Finger drin hat, wird es wie immer viel teurer (Bahn, Müll, Nahverkehr etc.)
Positiv sind aber die gesunkenen Benzinpreise. Mein Optiker hat ebenfalls von stabilen Preisen gesprochen.
Bin mal gespannt, wie sich die gesunkenen Energiepreise demnächst auswirken.
Bei meinem alten Arbeitgeber hat es nur eine kleine Lohnerhöhung gegeben (2,5%), ich habe aber im September gewechselt und bekomme jetzt deutlich mehr.
Wie sieht es bei Euch aus? Es ist zumindest möglich, dass wir den Peak erreicht haben...
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 01.01.2023, 20:21
Kontrapunkt zur Lohn-Preis-Spirale
https://www.fuw.ch/in-der-profit-preis-s...4686357644
Zitat:Kampf gegen die Teuerung
In der Profit-Preis-Spirale gefangen
Das klassische Instrument, mit dem sie die Inflation bekämpfen wollen, stellt sich zwar nicht als völlig nutzlos heraus. Tatsächlich können die Währungshüter aber nur schwer belegen, dass die Teuerung nachlässt, wenn sie ihre Leitzinsen nur ausreichend erhöhen.
Sie proklamiert seit dem Inflationsschock der Ölkrise, wie entscheidend die Erwartungen der Wirtschaftsakteure dafür sein können, dass sich eine hohe Inflation für längere Zeit festsetzt. Dagegen scheint vielen immerhin klar geworden zu sein, dass die Notenbanken nur wenig gegen die steigenden Energiepreise ausrichten können.
Alle fürchten die Lohn-Preis-Spirale
Und so macht das Schlagwort der drohenden Lohn-Preis-Spirale die Runde.
Allerdings bleibt es ein grosses Rätsel, wie die steigenden Zinsen künftig übermässige Lohnerhöhungen verhindern sollen. Wer auf die jüngste Prognose der EZB schaut, kommt erst recht ins Grübeln darüber, wie sehr die Währungshüter überhaupt noch von der Wirkung ihrer Geldpolitik überzeugt sind: Um 0,4% soll die Wirtschaftsleistung ab Ende 2023 im Euroraum geringer ausfallen als die EZB-Mitarbeiter im Sommer vorhergesagt haben. Also, bevor der EZB-Rat die beiden Jumbo-Zinserhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte beschlossen und weitere Schritte mindestens bis Frühjahr angekündigt hatte.
Zinsen wirken anders als vor fünfzig Jahren...
Profite treiben die Inflation
Woher der Preisdruck in den USA tatsächlich kommt, zeigt sich dagegen besser am gesamtwirtschaftlichen Preisanstieg im Bruttoinlandprodukt. Jeweils zwischen dem dritten Quartal 2020 und 2022 ist das Preisniveau für die nichtfinanziellen Unternehmen im Schnitt um 7,3% pro Jahr gestiegen. Dies teilt sich auf in 4,6 Prozentpunkte Bruttobetriebsüberschuss vor Steuern und 2,7 Prozentpunkte auf die Lohnsumme (Lohnstückkosten).
Tatsächlich muss die US-Wirtschaft seit der Pandemie also gar keine Lohn-Preis-Spirale fürchten, sondern eine Profit-Preis-Spirale: Die steigenden Löhne passen sich dagegen an die operativen Gewinne an.
Preiskontrollen können helfen
Dies dürfte auch erklären, warum die Preiskontrollen unter Präsident Richard Nixon ab 1971 so gar keinen Erfolg gezeigt hatten. Die Inflationsraten gingen zwar kurzzeitig runter, sie nahmen ab 1973 aber wieder Fahrt auf, was schlussendlich zu den krassen Zinsenerhöhungen zu Beginn der Achtzigerjahre in den USA führen sollte.
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 01.01.2023, 22:54
(01.01.2023, 20:21)saphir schrieb: Kontrapunkt zur Lohn-Preis-Spirale
https://www.fuw.ch/in-der-profit-preis-s...4686357644
Faszinierend wie eine Impressum-freie Webseite glaubt das die Zentralbank sogar den Energiepreis steuern könne. Wahrscheinlich glauben sie auch das die Zentralbank die Löhne steuern kann. Oder die Verkaufspreise. Oder die Profite. Ich glaube sie mögen das Planen von Wirtschaft.
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 02.01.2023, 00:52
(01.01.2023, 16:57)yoda12 schrieb: - meine Krankenkasse erhöht den Beitragssatz
Meine auch. Um 0,3 % wird der Zusatzbeitrag teurer.
(01.01.2023, 16:57)yoda12 schrieb: - Strom: Erhöhung auf 41c von 29c, ärgerlich ist auch die Erhöhung der Grundgebühr von 143 auf 155
Von 27,69 auf 45,88 ct/kWh, Grundpreis von 67,93 auf 80,84 €
(01.01.2023, 16:57)yoda12 schrieb: - Frisör hat auch mehr als 10% erhöht
Hatte meiner schon nach dem Corona-Lockdown gemacht, und zwar um 90 %!!
Ist ja auch klar: der Einnahmeausfall wegen Corona muß ja wieder kompensiert werden, nicht wahr?
Aber ich habe einen anderen Frisör gefunden: er heißt Remington und verlangt nur einmalig 20 € für lebenslanges kostenloses Haareschneiden.
Das nennt man ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.
(01.01.2023, 16:57)yoda12 schrieb: - überall wo der Staat seine Finger drin hat, wird es wie immer viel teurer (Bahn, Müll, Nahverkehr etc.)
Unter anderem deswegen nutze ich auch Fahrrad statt U-Bahn (naja, auch wegen der ollen Maskenpflicht, und Bewegung ist eh besser als Rumhocken )
(01.01.2023, 16:57)yoda12 schrieb: Bei meinem alten Arbeitgeber hat es nur eine kleine Lohnerhöhung gegeben (2,5%), ich habe aber im September gewechselt und bekomme jetzt deutlich mehr.
Mein Arbeitgeber hat, nachdem zwei weitere Leute gekündigt haben, auch schnell den Lohn erhöht, und zwar prozentual zweistellig, damit ihm nicht noch mehr Leute weglaufen.
(01.01.2023, 16:57)yoda12 schrieb: Es ist zumindest möglich, dass wir den Peak erreicht haben...
Das denke ich auch. Die Reallöhne sind eingebrochen, die Leute können nicht mehr so viel ausgeben. Das wird sich mit Verzögerung auch auf die Preise auswirken.
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 02.01.2023, 11:22
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.01.2023, 11:27 von saphir.)
Meine Friseuse/Friseurin hat auch die Preise nach/während Corona von ca. 24,- auf über 30,- angehoben für einen Herrenschnitt. Ich glaube aber Ende letzten Jahres wieder gesenkt, bin nicht ganz sicher. Kommt immer auf deren Interpretation drauf an, ob es sich einen Nachschnitt oder Neuschnitt handelt.
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Die Gründe für den Preisverfall beim Gas sind vielfältig und reichen von den aktuell hohen Temperaturen in Europa (bis 20 Grad zu Silvester), hohen Gaseinsparungen der Verbraucher/innen, vollen Gasspeichern über die real sichtbar funktionierende Umstellung von Pipelinegas mit hoher Abhängigkeit von Russland auf LNG-Gas mit Diversifizierung der Anbieterstruktur bis zu einem geringeren Gasverbrauch in deutschen Gaskraftwerken zur Stromerzeugung. Der Rückgang der deutschen Gasverstromung ist auf die hohe Windstromproduktion und den gleichzeitig geringeren Stromexporten nach Frankreich zurückzuführen. Die teilweise Rückkehr von abgeschalteten französischen Atomkraftwerken und die milden Temperaturen auch in Frankreich senken den Bedarf an Stromimporten aus den französischen Nachbarländern.
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RE: Inflationsthread ab 2021 | 02.01.2023, 14:47
(01.01.2023, 22:54)jf2 schrieb: Faszinierend wie eine Impressum-freie Webseite glaubt das die Zentralbank sogar den Energiepreis steuern könne. Wahrscheinlich glauben sie auch das die Zentralbank die Löhne steuern kann. Oder die Verkaufspreise. Oder die Profite. Ich glaube sie mögen das Planen von Wirtschaft.
Danke für die Antwort.
Impressum gibt es doch, ist die "Tamedia Publikationen Deutschschweiz AG"?
Tatsächlich gab es nach dem Krieg eine Profitbegrenzung für Unternehmen die in der Wasserversorgung tätig waren, auf 8% ProfitWachstum/Jahr oder so. Und ich meine auch es gab eine Profitbegrenzung für die Anfangszeit der Mineralwasser. Man hat ja die öffentlichen Quellen privatisiert und damit das nicht dazu führt, dass der Preis unerschwinglich wird, hat man Grenzen gesetzt. Also bei allem was die Infrastruktur anbelangt haben Profitdeckel oder Vermeidung (durch Nichtprivatisierung) von Privatprofiten eine lange und auch erfolgreiche Tradition. Ohne diese wäre Deutschland nicht so erfolgreich gewesen.
Mittlerweile stellt Microsoft ja schon fast monopolartig einen erheblichen Teil der Infrastruktursoftware in Behörden. MS nimmt mittlerweile auch Abogebühren für die Softwarebenutzung. In Zukunft, im Rahmen der Digitalisierung wird das noch zunehmen. Ist doch gut möglich, dass man irgendwann gesetzlich die Gewinne von MS in D bzw. EU begrenzen könnte. Auch wenn ich glaube dass MS das Risiko kennt und es deshalb nicht übertreibt, aber wer weiss.
Ansonten denke ich immer an meine Jugend und Kindheit als Manager nur das 10-fache und Firmenlenker nur das 30-fache des Arbeiters verdienten und nicht das 1000-fache. Ich selbst komme ja aus einer Unternehmerfamilie, für Raumausstattung. Damals konnten sich Normalverdiener einen Handwerker für's Tapezieren leisten. Die in Relation höheren Löhne, haben nicht dazu geführt, dass Arbeit unbezahlbar wurde, im Gegenteil. das kann sich nur kaum einer vorstellen. Aber so einfach ist das natürlich nicht da einzugreifen und ob das jemals gemacht wird ist offen. Eventuell führt aber ganz marktgerecht der Fachkräftemangel zu einer Anpassung.
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