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RE: Eine Stunde Arbeit | 07.02.2021, 14:01
(07.02.2021, 13:38)SimpleSwing schrieb: Ich denke du musst noch einen weiteren Aspekt bedenken:
Was mache ich mit meiner "Freiheit"
Sehr trefflich bemerkt!
Aus meiner bisherigen Erfahrung als Teilzeitler:
- es dauert schon erschreckend lange, bis man sich dran gewöhnt hat, nicht mehr "nur noch im Hamsterrad" unterwegs zu sein. Es kam mir Anfangs vor wie "Dauer-Mai". Also n Monat mit vielen guten Brückentagen. Hatte was befremdlich Neues/Gutes
- Mache seitdem alles bewusst stressfreier/langsamer. Also so z.B. ... wenn ich um 21.35 Uhr merke, dass ich keine Butter mehr da habe, dann renne ich nicht mehr noch schnell los, die im Supermarkt zu holen. Dann gibt es eben morgen früh keine. Ich kaufe auch nicht mehr inner Tanke ein, weil ich grad da vorbei komme. Da gehe ich lieber in Ruhe zum Biobauern, Metzger oder Markt.
- wir kochen jeden Tag selber. Quasi täglich mit frischen Zutaten
- Nen Kram wie... Marmelade, Eis-Tee, Ketchup ... mache ich selber. Das macht Spaß, ich weiß was drin ist. Es kostet halt Zeit.
- Verstehe aber die Leute, die nach so nem Einschlag ohne das passende Umfeld dann völlig versumpfen. Auch dazu wäre ja Zeit genug :-(
SG
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Hat sich erledigt.
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RE: Eine Stunde Arbeit | 07.02.2021, 15:12
(06.02.2021, 20:36)Mr. Passiv schrieb: Mahlzeit Kinners,
kommt mir das nur so vor, oder ist diese Diskussion nu kein Paradebeispiel für intellischlaue Kommunikadingsbums?
Mir scheinen die zugrunde liegenden persönlichen Parameter in der Diskussion nicht angemessen eingebracht.
Soll heißen:
- Bestehen außer dem Aktienanteil weitere Einnahmen? Also sowas wie Rente oder Mieteinnahmen.
- Wohnt man zur Miete oder nicht?
Wenn ich dann sehe, wie über die Kahnemann-Studie gesprochen wird?! Ab 5 K mtl steigt die Zufriedenheit nicht mehr. Ok.
Aber da ist mir doch klar:
- Das Ergebnis ist der Mittelwert/Durchschnittswert einer Studie über alle möglichen Bevölkerungsgruppen.
- Als Mensch im rentennahen Alter setze ich andere Prioritäten als n 30-jähriger
- ich brauche auch absolut gesehen weniger, da bei mir der Anteil "Sparen für später" ja nicht mehr erforderlich ist
Wenn ich hier die aufgeführten Summen von 1 bis 1,5 Mio lese... Also mit 2 K hat man ne überdurchschnittliche Rente. Sind 25 im Jahr. Wir Kerle beziehen im Schnitt nicht ganz 20 Jahre Rente. Wozu brauche ich da mehr als 800 K ?? Klar... wenn ich 137 werde, 4 Börsenzusammenbrüche bei ner Inflation von 8 % anstehen....
Deutsches Sicherheitsdenken?!
Da hat doch Vahana vorhin gut angemerkt, dass man da ne Sicherheit in der Rente sucht, die man vorher auch nicht hat.
Die Opportunitätskosten der Sicherheit werden in meinen Augen irgendwie nie angemessen betrachtet.
Ich kann auch an "alles" denken, mit der Folge, dass ich 2,7 Mio als erforderlich betrachte und um die zu erlangen eben bis 83 arbeiten gehe. Auf dem Weg zur finanziellen Freiheit leider das Leben verpennt.
Schade.
Mit diesem Beitrag hast Du Dich übertroffen.
Ich war es gewohnt immer 6 stellig netto zu haben p.A.. Dann haben die letzten Arbeitgeber, 3 x hintereinander, "restrukturiert".
Habe Jahre gebraucht (!) , mich daran zu gewöhnen, ohne die Pappe klar zu kommen und ich war vorher schon nahe an der Rente.
Ich bin psychisch wie auf einem vereisten See rum gelaufen (z.T. immer noch), obwohl alles bezahlt ist und "die Bunker voll sind". Bin nicht labil oder depressiv.
Ich muss immer weiter einsammeln. Ist suboptimal, aber mich treibt sonst die Befürchtung nackt dazu stehen.
Es wird langsam etwas besser.
Habe es auch mit Kochen und backen probiert
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RE: Eine Stunde Arbeit | 07.02.2021, 15:47
(07.02.2021, 13:38)SimpleSwing schrieb: Ich denke du musst noch einen weiteren Aspekt bedenken:
Was mache ich mit meiner "Freiheit"
Ganz einfach zu beantworten: Das was ich will.
Keine "Angst im Nacken" mehr zu haben was Arbeitslosigkeit, Weltwirtschaftslage, Rente, oder Fremdbestimmung angeht. Sowas kann man in Geld gar nicht aufwiegen.
Damit fängt es an.
Reisen. Einfach mal zu sagen "Hier gefällt es mir, ich bleib noch eine Woche länger". Unbezahlbar.
Wie sehen die Alternativen aus?
Ich kann mein Geld auch für ein neues Auto und ein Eigenheim ausgeben. Und dann? Dann ist das Geld weg. Ist das die Erfüllung?
Die meisten Menschen werden durch Konsum glücklich. Das ist bei mir überhaupt nicht mehr der Fall.
An irgendeinem Punkt meines Lebens habe ich festgestellt, dass ich zu 99% sowieso immer die gleichen Sachen benutze und für diese Sache gebe ich gerne und viel Geld aus. Das restliche Prozent, was früher >80-90% der Kosten ausgemacht hat, dass lasse ich einfach weg.
Mein Laptop zum Beispiel hat vor 5 Jahren 4500€ gekostet. 4K Monitor, 3x SSD, i7 Prozessor, ... heute noch topaktuell.
Total bekloppt soviel Geld auszugeben. Aber den benutze ich auch jeden Tag und es macht mich glücklich nicht ständig was neues kaufen zu müssen, weil er kaputt ist, abgegriffen oder nicht mehr aktuell.
Wenn er nochmal 5 Jahre hält, dann hat er mich 1,23€ am Tag gekostet. Guter Deal. Effizienz und nicht konsumieren zu müssen, das macht mich glücklich.
Das ist sicherlich ein Extrembeispiel. Aber wenn du so ein paar Jahre wirtschaftest kannst du später auf die Frage "Was wünscht du dir zu Weihnachten?" keine Antwort geben, weil du schon alles hast was du brauchst.
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RE: Eine Stunde Arbeit | 07.02.2021, 16:37
(07.02.2021, 15:47)Vahana schrieb: Ganz einfach zu beantworten: Das was ich will.
Keine "Angst im Nacken" mehr zu haben was Arbeitslosigkeit, Weltwirtschaftslage, Rente, oder Fremdbestimmung angeht. Sowas kann man in Geld gar nicht aufwiegen.
Damit fängt es an.
Reisen. Einfach mal zu sagen "Hier gefällt es mir, ich bleib noch eine Woche länger". Unbezahlbar.
...
Versteh mich nicht falsch, du rennst da bei mir offene Türen ein.
Ich wollte nur ausdrücken, dass vieles, was man sich vorstellt machen zu wollen während man sich "in der Tretmühle" befindet dann doch nicht umgesetzt werden kann/würde.
Der Urlaub funktioniert, wenn du Single bist oder dein Partner mitfinanziert wird.
Geht der Partner arbeiten oder die Kinder müssen nach den Ferien in die Schule, ist mit Urlaubsverlängerung nichts.
"Ich wandere aus und lebe auf einer tropischen Insel" ist schwierig, wenn das heißt das man seine Eltern, die ja nicht jünger werden plötzlich nur noch 1 Mal im Jahr sieht und man eigentlich ja auch seine Sportmannschaft nicht gerne verlässt (und dafür reicht ja schon aus, wenn man aus Bayern an die Nordsee zieht, weil man das Meer mag)
Vieles kommt eben erst dann wirklich auf den Tisch, wenn es soweit ist.
Es ist wie alles eben individuell.
Ich kenne auch jemanden, der würde wenn er nicht mehr arbeiten müsste, jede Stunde mit seiner Modelleisenbahn verbringen und wäre nicht eine Sekunde unglücklich.
Die meisten denken einfach gar nicht über ihr Leben nach, sondern folgen nur dem Trott. Sonst würde ihnen auffallen, dass sie auch schon jetzt Kleinigkeiten ändern könnten, um ihrem "Traumleben" näher zu kommen.
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RE: Eine Stunde Arbeit | 07.02.2021, 16:48
(06.02.2021, 19:36)Lanco schrieb: Meine Erfahrung sagt mir, dass in der Diskussion nie Konses herrschen wird, weil die Frage ob es reicht nur jeder für sich beantworten kann.
Wenn, wie hier einer schrieb, drei Autos benötigt werden, dann braucht derjenige schon 2-3k im Monat nur dafür. Ich kann damit schon zwei Monate gut leben.
Wäre es jetzt gut, wenn ich dann rate, er soll seine Autos verkaufen? Wäre es anders herum sinnvoll, wenn mir gesagt würde, ohne Auto ist man am Existenzminimum?
Genauso die angeführten 60k. Ich mag Kahneman, aber man muss sich immer die Umstände vergegenwärtigen, die ein Ergebnis zutage fördern.
Eine Untersuchung in einer "Bevölkerung, die eben zwei, drei Autos braucht", bringt sicher nicht 30k als Ergebnis.
Tretet mal von den Zahlen zurück und geht in euch und eure engste Umgebung und überlegt, was für euch einen Sinn ergeben könnte.
Mit der Zeit kommt die Antwort von alleine. ihr müsst nur noch die richtigen Schlüsse ziehen. Erst danach nehmt ihr den Taschenrechner, viele werden ihn dann aber nicht mehr benötigen...
Für mich ist die gewonnene Zeit, die ich selbstbestimmt verbringen kann, ein Hauptgrund, nicht mehr für einen anderen zu arbeiten.
Wie viele schon bemerkt haben, absolute Sicherheit gibt es nicht, relative schon.
Es hängt von der Einstellung ab. Wer Angst hat, häuft oft materielle Dinge an, die ihn eine Zeit lang beruhigen. Von Dauer ist aber nur, wenn ich mein Denken entsprechend ausrichte.
Genauso isses, alles individuell.
So wie ich lebe, passts für andere evtl. nicht, so wie andere leben, würd ich mich unwohl fühlen...
Ein jeder ist seines Glückes Schmied.
In nem Buch stand mal: "Reichtum bedeutet die Überlebensfähigkeit", also das was ich brauche pro Monat muss (mindestens) reinkommen. Am besten das noch durch passive Einkünfte.
Was jemand "braucht" ist halt auch wieder Definitionssache...
Dementsprechend ist der eine mit 2500 netto im Monat "reich", der andere kommt mit 5.000 netto nicht standesgemäß um die Runden.
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RE: Eine Stunde Arbeit | 07.02.2021, 17:29
(07.02.2021, 16:37)SimpleSwing schrieb: Versteh mich nicht falsch, du rennst da bei mir offene Türen ein.
Ich wollte nur ausdrücken, dass vieles, was man sich vorstellt machen zu wollen während man sich "in der Tretmühle" befindet dann doch nicht umgesetzt werden kann/würde.
Das wird so sein, keine Frage.
Deswegen mache ich auch keine großartigen Pläne, sondern nehme es einfach wie es kommt. Wenn es denn hoffentlich mal dazu kommt.
Im Moment kann ich mir aber kein Worst-Case-Privatier-Szenario vorstellen welches schlimmer wäre als zu arbeiten.
Zu 90% macht mir die Arbeit ja Spaß. Die restlichen 10% sind das Problem.
Und es wird nicht einfacher. Denken wir mal etwas weiter als morgen: Was ich vor 10 Jahren noch locker weggesteckt habe, da schmerzen heute Abends die Knochen.
Also bis 65 oder 67 diesen Job mit guter Laune zu machen halte ich für unmöglich. Jedenfalls wird der Spaßfaktor immer weniger.
Meine Kollegen fangen meistens ab 50 an rückwarts zu zählen, machen es nur noch wegen des Geldes.
Diese Beobachtung stützt mich bei dem Gedanken dieses Hamsterrad irgendwann hinter mir zu lassen.
A: "Stell dir mal vor, du sparst dein ganzes Leben, gönnst dir nichts und stirbst kurz vor der Rente. Was hast du dann vom Leben gehabt?"
B: "Und jetzt stell dir vor du stirbst nicht."
Das Leben ist sowieso nicht bis ins letzte Detail planbar, weil wir das Ablaufdatum nicht kennen.
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