Für Schnittblumen und Bepflanzungen der Familiengräber zahle ich gut das Doppelte.
Die weltweit und branchenübergreifend rasch steigenden Preise schüren Ängste vor Inflationssprüngen, die außer Kontrolle geraten könnten. Für ausgewählte Unternehmen kommen die anziehenden Teuerungsraten hingegen gerade recht. Anlegern eröffnen sich vielversprechende Einstiegsmöglichkeiten.
Ob nun Holz, Zucker oder Getreide. Eier, Blumen oder E-Bikes. Benzin und Heizöl sowieso. Gefühlt ist so gut wie alles in den ersten Monaten 2021 teurer geworden. Inzwischen bestätigen die dies- und jenseits des Atlantiks anziehenden Inflationsraten den Eindruck. In den USA sprang die Inflation im Mai um fünf Prozent nach oben. Letztmals war das im August 2008 der Fall. In Deutschland ging es um 2,5 Prozent nach oben – so stark wir seit September 2011 nicht mehr. Die Welt dreht sich aktuell in eine Preissteigerungsspirale hinein. Eine immer expansivere Fiskal- und Geldpolitik von Staaten und Notenbanken, Aufholeffekte im Konsum nach monatelangen Lock- und Shutdowns und eine anziehende Weltkonjunktur treiben die Inflation.
An den Märkten geht daher die Sorge um, die Zinsen könnten bald, oder zumindest früher, als angenommen, steigen. Die Notenbanken haben sich schließlich der Preisstabilität verpflichtet. Inflationsraten wie im Mai sind da auf Dauer zu hoch. Bei steigenden Zinsen verlieren aber die für die Zukunft erwarteten Gewinne von Unternehmen an Wert. Ein Aktienmarkt, der am oberen Limit bewertet scheint, sieht da einem gefährlich schwankenden Damoklesschwert entgegen.
Dabei gibt es auch Branchen und Unternehmen, die von diesem Mix aus anziehender Inflation und womöglich leicht steigenden Zinsen profitieren.
Darunter befindet sich beispielsweise der französische Luxusgüterkonzern LVMH. Die Branche ist erwartungsgemäß gut durch die Coronakrise gekommen. Weltweit blieb das gut betuchte Klientel auf finanzieller Sicht weitgehend unbeschadet. Im Gegenteil: Die Wertsteigerungen bei Immobilien und an den Aktienmärkten haben den Wohlstand der Wohlhabenden noch erhöht. Nun kommen Aufholeffekte im Konsum dazu. Geld, das unter normalen Umständen vielleicht für teure Reisen ausgegeben wird, ist jetzt übrig für eine Louis-Vuitton-Handtasche. Überdies stimmt der Trend in der Branche seit Jahren. Besonders die steigende Anzahl an wohlhabender Klientel in China und anderen asiatischen Ländern treibt die Nachfrage. Die Branche erfreut sich also an erstklassigen Zukunftsaussichten, einem von steigenden Zinsen wenig berührten Geschäftsmodell und einer deutlichen Aufbesserung der ohnehin schon starken Margen durch Preiserhöhungen, die sich im Luxus-Segment traditionell sehr einfach durchsetzen lassen. Die LVMH-Aktie ist auf Sicht von Zwölf-Monaten um über 70 Prozent gestiegen. Aktuell kostet das Papier 668 Euro. Die Analysten von Jefferies und der UBS lobten jüngst Kursziele von 750 und 748 Euro aus.
Allianz
Für Europas größten Erstversicherer lief es an der Börse zuletzt weniger gut. Die Aktie befindet sich seit März in einem Seitwärtstrend, während der Dax beinahe täglich ein neues Rekordhoch erreicht. Noch immer ist das Vorkrisenniveau nicht erreicht. Nach wie vor drücken hier Unsicherheit bezüglich dem weiteren Pandemieverlauf auf den Kurs. Aber auch die niedrigen Zinsen sind für die Versicherer nicht erst seit heute eine große Herausforderung. Entsprechend würde die Branche von wieder steigenden Zinsen und Anleiherenditen profitieren. Die Aktie der Allianz könnte sodann eine ausgeprägte Erholungsrally starten, schließlich sind die Münchner ein kerngesunder Konzern mit hohen jährlichen Gewinnen. Über die Töchter PIMCO und Allianz Globale Investors verdient man außerdem am Börsenboom mit. Die Bewertung an der Börse kommt mit einem KGV von 10 aktuell vergleichsweise moderat daher. Die Dividendenrendite liegt dazu bei erstklassigen 4,8 Prozent.
Procter & Gamble
Steigen die Preise, gehören Konsumgüterriesen wie Procter & Gamble zu den Profiteuren der ersten Stunde. Sie verfügen über unzählige bekannte Marken und Produkte, die im Alltagsleben fast aller Menschen dann und wann benötigt werden und damit über eine große Marktmacht. Konsumenten können Preiserhöhungen nur schwer aus dem Weg gehen. Halten sie sich in Grenzen werden sie also meist problemlos mitgetragen. Steigende Zinsen sind für die wenig wachstumsorientierten, eher defensiven und stabilen Konsumgüterunternehmen ebenso weniger ein Problem, als für die vielen stark wachsenden, aber oft noch verlustreichen kleinen bis mittleren Unternehmen aus der Tech-Branche. Steigen bei Procter und Gamble die Gewinne, profitieren Aktionäre zudem nicht nur über einen steigenden Kurs. Der US-Konzern schüttet seit nunmehr 130 Jahren eine Dividende aus. Seit 64 Jahren erhöht er diese jährlich. In diesen Zeiten nennt man so eine Aktie wohl Basisinvestment.
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