(06.11.2022, 16:04)Vahana schrieb: Von meinem Start vor 8 Jahren bis zum heutigen Tag sind die Rahmenbedingungen für Trader und auch Daytrader kontinuierlich schlechter geworden.
Auch wenn es für einige Trader zu funktionieren scheint, halte ich es für durchaus fahrlässig jemanden das Trading zu empfehlen oder das sonstwie positiv darzustellen.
Ganz speziell Börsenneulinge können das ganze Desaster um Trading gar nicht richtig einordnen.
Und ich glaube das Allerschlimmste ist, wenn die Börsenneulinge nach negativen Erfahrungen mit dem Trading sich komplett von der Börse abwenden.
Stimmt - die Rahmenbedingungen sind heute andere als ich in den 2000ern angefangen habe.
Es ist durch die politischen Entscheidungen definitiv enger geworden - speziell im Bereich der Futures wo ich letzten Endes
gelandet bin. Hätte es zu meiner Anfangszeit so ausgesehen wäre ich wahrscheinlich bei Aktien geblieben.
Das was ich mache kann ich genauso gut auch mit Aktien machen - zumindest was die Analyse angeht.
Futures sind einfacher zu handeln - einfach durch die vorhandene Liquidität. Würde ich Aktien handeln - oder falls ich doch
noch umschwenke - dann würde ich mir die passenden Aktien aussuchen mit denen ich in der gleichen Art und Weise
handeln kann.
Im Grunde muss man es einfach als Business sehen. Auch in anderen Branchen sind die Bedingungen schwieriger geworden.
Manche geben auf, andere passen sich an. Neueinsteiger starten unter diesen Bedingungen und haben entsprechende
Konzepte um trotzdem erfolgreich zu werden - mit denen sie auch desöfteren die "Alteingesessenen" überholen die sich
nicht oder zu wenig an die neuen Gegebenheiten anpassen. Natürlich gibt es auch Neueinsteiger die mit ihrem Business
baden gehen. Die einen schaffen es - die anderen nicht.
Beim Trading ist das nicht anders - oder generell beim Börsenhandel - Du musst Dich anpassen und die gegebenen
Rahmenbedingungen bei Deinem Vorgehen berücksichtigen. Die einen schaffen es - die anderen nicht.
Vieles ist aber auch besser, einfacher geworden - Hardware, Software, Daten, Broker, Internetgeschwindigkeit, Internet-
stabilität.... - da sah die Welt vor über 20 Jahren auch ganz anders aus - viel schlechter als heute - Rahmenbedingungen
die das ganze sehr viel aufwändiger als heute gemacht haben. Anpassungsfähigkeit, Flexibilität - braucht es immer wenn
man ein Business startet oder über die Zeit bestehen will.
"Jemandem das Trading empfehlen"
Ich denke das ich das nicht gemacht habe - im Gegenteil.
Du willst traden aber keine Zeit, Geld, Energie reinstecken - lass es bleiben
Du hast kein wirkliches Interesse für das Thema - lass es bleiben
Du glaubst innerhalb kürzester Zeit erfolgreich zu werden - lass es blieben
Du sagst Du bist 2015 eingestiegen und hast innerhalb von 5 Jahren einen sechsstelligen Verlust eingefahren.
Ein Gedanke der mir kam - wie ist das möglich während eines der längsten Hausse der Geschichte - getrieben
durch die Geldflut der Notenbanken ging es seit 2009 permanent nach oben - wie kann man dann so einen
Verlust einfahren?
Aber egal - wenn Du 2015 eingestiegen bist - wie lange hast Du Dich vorher vorbereitet?
Bei mir sah es so aus - Ausstieg aus meinen "Langfristanlagen" im Frühjahr 2000 vor Platzen der Internetblase.
Einige Monate nichts gemacht - dann wieder angefangen "kleine" Positionen aufzubauen - in den fallenden
Markt hinein während mal wieder eine kleiner Rebounce, oder eine kurze Bärenmarktrally lief - Einstieg kurz
bevor es wieder runterging - und voll auf die Fresse bekommen. Paar mal genau so gehandelt dann hatte ich
genug.
Jetzt will ich es richtig wissen und lernen. Charttechnik war für mich Kaffeesatzleserei - nutzlos, überflüssig,
ohne Mehrwert. Ich habe mich dann ca. 3-4 Jahre mit allem rund um Trading, Börsenhandel, Chartanalyse, etc.pp.
beschäftigt. Zwischendurch auch mal den einen oder anderen Trade gemacht um mein erworbenes Wissen
anzuwenden. Durchwachsene Ergebnisse - mal gewonnen mal verloren. Trotzdem kein Jahr mit Verlust
abgeschlossen. Aber hätte ich das Kapital nicht gehabt das ich in der Internetblase verdient habe dann hätte ich
davon kaum leben können. Hardware, Software, Daten, Bücher, Börsenbriefe, Finanzmagazine - hat alles viel
Geld verschlungen.
Im Grunde ging es dann so um 2004 herum "richtig los" - mit Swingtrading - was nur durch RM/MM erfolgreich
war. Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Natürlich dann nicht mehr aufgrund meiner subjektiven Meinung
was passieren kann sondern aufgrund von Chartanalyse. Aber alles viel zu anstrengend - da muss noch mehr
gehen - ständig an den Charts gearbeitet, Werkzeuge entwickelt, Setups entwickelt - Schrittchen für Schrittchen
immer besser geworden. Klar auch immer wieder Verluste eingefahren aber am Ende des Monats ordentlich
Gewinn eingefahren - es wurde immer weniger anstrengend - aber ich würde sagen das ich so um 2010 herum
den Sumpf durchquert hatte an dem es dann nicht mehr anstrengend war. Kein Grund damit aufzuhören noch
besser zu werden.....
Summa Summarum -> ca. 4 Jahre mit Grundlagen beschäftigt - Vollzeit - bis zu 18 Stunden am Tag. Auch am
Samstag und Sonntag. Dann "richtig" mit Chartanalyse angefangen und diese permanent weiterentwickelt.
Unterm Strich nochmal 6 Jahre bis ich ein für mich befriedigendes Level erreicht habe. Summa Summarum habe
ich also 10 Jahre gebraucht. Das was ich heute habe, wie ich es heute mache - im Vergleich zu diesem befriedigenden
Level - nach weiteren 12 Jahren - ist eine komplett andere Welt wie 2010.
Hört sich das für Dich wie Werbung an? -> Wenn Du damit anfängst solltest Du ungefähr 10 Jahre einplanen bis
Du wirklich erfolgreich bist - in dieser Zeit musst Du viel Zeit - viel mehr Zeit als für irgendwas anderes was Du
bisher gemacht hast investieren. Es wird Dich viel Geld kosten - Hardware, Software, Daten, Bücher,.......
Du musst Deine ganze Energie reinstecken. Und danach musst Du immer weiter machen - auch wenn Du schon
ordentliche Gewinne einfährst - weiter Zeit, Energie reinstecken um Dich, Dein Können, Deine Fähigkeiten,
Deine Setups, Deine Werkzeuge weiter zu entwickeln.
Wie sah das bei Dir aus als Du 2015 "richtig" eingestiegen bist?
So im Grunde ist das Thema eines bei dem man vom Hundertsten ins Tausendste kommt.
Von CFDs halte ich gar nichts - würde ich auf keinen Fall als Trading-Vehikel nutzen.
Und ich denke das es für einen "privaten" Trader nicht schaffbar ist das ganze zu automatisieren
-> "Algo-Trading, Roboter,...."
Aber ist das so? @FabiC2 scheint einen gangbaren Weg gefunden zu haben - der vor allem dadurch funktioniert
das er viele Trades parallel laufen lässt - einzelne heftige Rohrkrepierer die durch die Gewinne der anderen abgedeckt,
übertroffen werden. Also wenn sich das dementsprechend weiter so entwickelt wie es jetzt aussieht - auch langfristig -
dann hat er etwas geschafft was ich nicht für möglich gehalten habe.
Was sagt uns das? Das es immer Wege und Möglichkeiten gibt etwas "Unmögliches" zu schaffen - auch wenn die
meisten anderen das nicht schaffen. Gilt dementsprechend auch für das Daytrading oder für irgendein anderes
Business. Man muss sich bewusst sein das es in die Hose gehen kann - die Wahrscheinlichkeit dafür auch höher ist
als das es zum Erfolg wird - am Ende muss jeder seine eigenen Entscheidungen treffen und seinen eigenen Weg
finden.
Wichtig ist der Wille zum Erfolg, Energie und Leidenschaft für die Sache. Ich habe schon viele mit vielem scheitern
sehen weil sie die falsche Einstellung hatten, weil es auch nicht das richtige für sie war. Die meisten haben trotzdem
ihren Weg gefunden - entweder mit einem anderen Business das passender war oder mit einem Job als Angestellter
in dem sie ihren Platz gefunden und teilweise auch richtig Karriere gemacht haben.
Trading ist nicht für alle der richtige Weg. Genauso wie auch sonst nicht jeder Job für jeden der richtige Job ist.
Wenn Du eine Arbeit findest die Dir Spass macht ist es keine Arbeit bzw. fühlt es sich nicht wie Arbeit an.
Wenn Du keine Leidenschaft für das Trading - für die Sache an sich mit allem drum und dran mitbringst - dann
wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit nix werden. Aber auch wenn Du die Leidenschaft mitbringst solltest Du
damit rechnen das es ein langer Weg sein kann bis Du ein Level erreichst an dem Du es wirklich geschafft hast.