RE: Tägliche Markt- und Wirtschaftskommentare
| 09.04.2019, 09:40 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.04.2019, 09:42 von saphir.)(25.03.2019, 11:13)Banker schrieb: Inverse Zinsstrukturkurve
Wie gesagt ist die Zinsstrukturkurve nun invers. Der Spread zwischen 3-monatigen und 10-jährigen US-Treasuries ist negativ. Im Detail lohnt es sich schon nochmal, über diese Irrsinn nachzudenken: Investoren verlagen für eine 3-monatige Anlage ihrer Gelder in US-Treasuries einen höheren Zins, als wenn sie das Geld 10 Jahre anlegen. Verrückt!
Wir wissen, dass eine inverse Zinsstrukturkurve die letzten sieben Rezessionen genau vorhergesagt hat. Das habe ich hier immer wieder geschrieben und das liest man ja auch momentan ständig in den einschlägigen News-Seiten.
Bevor wir jetzt aber alles über Bord werfen passt das Zitat von unserem User Ventura: "Wir haben noch etwas Zeit, bevor wir sterben." Folgendes sollte man im Gesamtbild auch betrachten:
Bildquelle und weitere Details: https://www.bloomberg.com/opinion/articl...on-markets
- Die Zinsstrukturkurve wurde in der Vergangenheit häufig zeitlich deutlich vor der Rezession invers. Zuletzt drehte sie sich im Januar 2006, rund zwei Jahre bevor die Rezession eintrat.
- Wenn sich das wiederholen würde, wäre noch bis 2020 / 2021 Zeit. Bis dahin kann noch viel passieren und eine Implikation auf die Aktienmärkte ist ja nicht naturgegeben.
- Die US-Notenbank Fed handelt aktuell ganz anders, als sie es in 2006 getan hat. Nachdem die Zinsstrukturkurve in 2006 negativ wurde hat die Fed anschließend ihren geldpolitischen Kurs weiterverfolgt und die Leitzinsen noch vier weitere Male erhöht. Jetzt signalisiert sie für 2019 keine Erhöhungen, für 2020 steht maximal eine Erhöhung auf dem Zettel und die ist fraglich. Investoren wetten schon auf eine baldige Zinssenkung.
- Es ist noch viel zu früh um abschätzen zu können, ob der Fed eine weiche Landung gelingen wird. Fakt ist aber, dass sie gänzlich anders auf die Warnzeichen der Zinsmärkte reagiert, als beim letzten Mal.
Herr Damodaran hat sich das Phänomen der Zinsstrukturkurve in den darauf folgenden Wirtschaftswachstumsdaten oder Aktienmarktrenditen genauer angeschaut.
Zitat:Und kam dann letztlich drauf, dass der Zusammenhang nur sehr gering ist und wenn dann die Steilheit der kurzfristigen Renditen eine Aussage hat. Aber (!) er hat dazu die Phase der ansteigenden Zinsen mit hinein genommen.
https://aswathdamodaran.blogspot.com/201...urves.html
Daraus könnte man nun schlußfolgern: Wenn eine Phase von ansteigenden Zinsen bevorsteht, muss die Zinsstrukturkurve ganz neu bewertet werden.
Und ob diese Phase tatsächlich (schon) ansteht, dazu müsste man sich eigentlich mal die Korrelation zwischen Inflation und Geldmenge (bloß welcher?) anschauen.
Eines scheint im Moment aber noch zu sein: Das FED hat ja zuletzt den Leitzins angehoben, als die Inflation anstieg und die Wirtschaft heiß zu laufen drohte. D.h. eine steigende Inflation scheinen sie, zumindest im Moment noch nicht, nicht anzustreben.
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