(09.12.2021, 22:27)Ste Fan schrieb: Natuerlich. Ist doch am Ende egal in welchem Timeframe du unterwegs bist...du hast Setups die zu Trades mit hoeherer Erfolgswahrscheinlichkeit fuehren als andere.
Die Erfolgswahrscheinlichkeit hängt davon ab wie die Situation in den anderen Timeframes aussieht.
Du kannst dann mit Deinem Setup z.B. im 3Min-Chart 30 x hintereinander einen erfolgreichen Trade haben -
weil z.B. der 4-Stunden-Chart nach oben drückt. Nach 2 Tagen geht der 4-Stunden-Chart in eine Seitwärtsrange.
Jetzt hast Du mit Deinem Setup 15 Gewinn- und 15 Verlust-Trades. Nochmal einen Tag weiter fängt der
4-Stunden-Chart an nach unten zu laufen. Jetzt machst Du mit Deinem Setup 30 Verlusttrades am Stück.
Unterm Strich hast Du durch dein RM/MM immer noch einen Gewinn. Hast Dir aber viel abnehmen lassen weil
Du nur "blind" Dein Setup getradet hast ohne die übergeordneten Timeframes zu beachten. So funktioniert es
natürlich auch - aber eben so wie ich es sage -> psychisch anstrengend.
(09.12.2021, 22:27)Ste Fan schrieb: Da wir ja alle davon ausgehen dass das was gestern funktioniert hat heute auch noch geht und im Idealfall mit hoher Wahrscheinlichkeit morgen auch braucht man die Statistiken. Du magst das Erfahrung nennen, ist doch das Gleiche, oder nicht? Letzten Endes will man ja nur die Setups handeln welche den besten EW haben....
So einfach ist es eben nicht - zumindest nicht immer. Das dümmste was passieren kann das ein Anfänger
eine Phase erwischt in der ein Setup super funktioniert. Er geht hin und optimiert das.
Vorgabe CRV von 3:1. Er erwischt eine starke Phase und lässt viel des Gewinns wegen zu frühem Ausstieg
liegen. Er passt die Ziel- und die Stop-Order an - soll ja immer noch CRV 3:1 sein. Die starke Phase setzt
sich an Tag zwei fort. Super er hat es raus. Jetzt kommt die Seitwärtsphase. Die Range ist zu eng um das
Ziel zu treffen - er wird immer wieder ausgestoppt bevor es wieder hoch dreht. Jetzt passt er den Stopp an -
also weiter weg als vorher - CRV soll immer noch 3:1 sein - das Ziel geht dadurch noch weiter weg.
Er wird zwar nicht mehr ausgestoppt - bekommt aber auch keinen Gewinntrade. Er schaut stundenlang zu
wie es immer nur innerhalb der Range hoch und runter läuft. Am Ende des Tages stellt er glatt - mit kleinem
Verlust oder Gewinn. Für ihn eine Bestätigung weil er ja nach Anpassung keine Verlusttrades gemacht hat.
Der nächste Tag - jetzt kommt die Phase in der es Abwärts geht. Er tradet entsprechend seines Setups mit
dem er die ersten 2 Tage Erfolg hatte. Jetzt laufen Trades nur widerspenstig in die richtige Richtung, drehen
und werden ausgestoppt - an dem Stopp den er wegen der Seitwärtsrange weiter weg gesetzt hat um nicht
ausgestoppt zu werden. Passiert. Gehört dazu. Kann nicht immer klappen. Also wieder warten bis sein Setup
wieder einen Einstieg anzeigt - gleiches Spiel - wieder nur widerspenstige Bewegung in die richtige Richtung
dann drehen und zack wieder ausgestoppt. Das macht er noch ein paar mal. Dann hat er die Schnauze voll
und geht nicht mehr rein. Kurz danach fängt der 4h-Stunden-Chart wieder an nach oben zu drehen und er
schaut zu wie seine Setups wieder funktionieren würden, er ist aber nicht dabei weil er immer noch die
Wunden leckt. Dann traut er sich doch wieder - genau in dem Moment in dem der 4H-Stunden-Chart wieder
nach unten dreht. Usw. usf.
Du kannst eine handvoll Setups im Kopf haben die Du tradest - so mache ich es. Aber ob ich sie trade hängt
davon ab was die anderen Timeframes machen. Du kannst mit dem gleichen Setup in Deinem Trading-Timeframe
zig mal hintereinander 3-4 stellige Gewinne machen - oder zig mal hintereinander Verluste einfahren.
Es hängt davon ab wie das Gesamtbild aussieht.
(09.12.2021, 22:27)Ste Fan schrieb: Machst du das lange genug kennst du die verschiedenen Setups und die Statistiken dazu...Trefferquote, durchschnittlicher Gewinn/Verlust, etc..also kennst du den Erwartungswert ueber ne groessere Anzahl Trades hinweg. Wenn du das kennst brauchst du auch beim einzelnen Trade auch nicht mehr viel zu denken, zu interpretieren oder gar Stress kriegen.
Das alles hängt vom Gesamtbild ab - Du hast einen oder ein paar wenige Tage im Monat in denen es mit
wenigen Trades richtig gut scheppert. Dann hast Du viele Tage in denen es mit mehr Trades nur klimpert.
Und dann hast Du auch noch Tage in denen Du einfach keinen Einstieg findest. Alles mit dem gleichen
Setup in Deinem Trading-Timeframe. Der Unterschied wie Du tradest - der Unterschied bei der Erfolgs-
wahrscheinlichkeit hängt davon ab wie die höheren Timeframes aussehen und wie diese sich gegenseitig
beeinflussen.
Gehst Du jetzt hin und tradest Deine Setups immer wieder auf die gleiche Art und Weise ohne die höheren
Timeframes zu berücksichtigen - dann werden Deine Statistiken entsprechend der unterschiedlichen Phasen
auch volllkommen unterschiedlich aussehen - und wären für sich alleine gesehen absolut nutzlos.
Erwischt Du per Zufall gute Phasen und hast zufällig das passende RM/MM/CRV mit dem Du eine zeitlang
einigermassen gut fährst, dann kann das profitabel sein - aber eben auch psychisch anstrengend.
Kommt dann die Phase in der es überhaupt nicht funkioniert gibtst Du diese Gewinne wieder ab.
Dann sagst Du langfristig funktioniert es nicht. Der andere der zufällig gleich am Anfang die schlechte Phase
erwischt hat sagt von Anfang an das es nicht funktioniert.
(09.12.2021, 22:27)Ste Fan schrieb: Es geht fuer mich nicht darum evt "fruchtbare" Situationen zu erkennen, jedes mal das Chartbild neu zu interpretieren
Doch genau darum geht es - die guten von den schlechten Situationen unterscheiden zu können in denen Dein Setup
funkionieren wird oder nicht funktioniert. Es geht nicht darum den Chart ständig neu zu interpretieren sondern fortlaufend
zu interpretieren um genau das tun zu können.
(09.12.2021, 22:27)Ste Fan schrieb: sondern einfach nur darum die fuer mich erfolgsversprechenden Setups zu erkennen und mit festgelegtem RM/MM zu handeln. Das RM sagt mir auch dass irgendwas nicht mehr funktioniert bevor das Konto platt ist.
Das Einzige was man im Vorfeld eines Trades mit Sicherheit festlegen kann ist der max. Verlust - somit ist RM fuer mich der erste Schritt.
Du musst die für Dich erfolgversprechendsten Setups erkennen, Dich auf diese konzentrieren und diese konditionieren.
Und dann - damit Du diese erfolgreich traden kannst - musst Du erkennen WANN diese am erfolgversprechendsten
funktionieren. Das RM/MM gehört dann als Absicherung dazu. Ist aber auch wieder abhängig davon wie das Gesamtbild
aussieht.
(09.12.2021, 22:27)Ste Fan schrieb: Zur Klarstellung: Mein Standpunkt ist dass Trading und Daytrading funktionieren, aber ich halte Daytrading insoweit fuer anspruchsvoller als andere Ansaetze als dass man dort den geringsten Edge hat und der Markt am wenigsten verzeiht. Fuer Anfaenger also der mMn am wenigsten geeignete Startplatz in die Finanzwelt.
Es ist in vielerlei Hinsicht anspruchsvoller das stimmt. Aber es hängt auch von der Phase ab in der man
ins Börsengeschehen einsteigt. Dann kann auch langfristige Anlage oder langfristiges Trading ziemlich
anspruchsvoll sein was die psychische Belastung angeht. Nimm die Internetblase, Lehman, Corona
und einen Anfänger der kurz vor dem Hoch einsteigt und dann mehrere Wochen, Monate oder sogar
Jahre zuschauen muss wie sich seine Anfangsinvestition negativ entwickelt und sich dabei sogar noch
der eine oder andere Wert komplett verabschiedet. Das es in den letzten Jahren dank FED und EZB
ganz anders ausgesehen hat war nicht normal - und ist auch keine Garantie für die Zukunft das es so
einfach bleibt. Dann kann es gut sein das man sich auch als Nicht-Daytrader eine Edge erarbeiten muss.
Die Edge an sich ist aus meiner Sicht das was ich als individuell erarbeitetes Ganzes sehen würde -
Analyse-Strategie, Trading-Strategie, RM/MM - angepasst auf den entsprechenden Anlagehorizont und
die eigene Persönlichkeit.
Denke die meisten die sowas nicht machen, fahren besser oder nicht viel schlechter wenn sie ihr Geld
einfach auf ein paar Fonds und ETFs verteilen.
(09.12.2021, 22:27)Ste Fan schrieb: Fuer mich war dieses Chance/Risiko/Aufwand-Profil der Grund dass der Ausflug ins Daytrading selbst ein Ausflug geblieben ist (bis auf paar kleine Trades hin und wieder) und nein...ich hab kein Konto dabei zerschossen
Kann mir tatsächlich vorstellen wie Dein Trading aussah, so ähnlich wie auch bei mir und jedem anderen Anfänger.
Würde mich interessieren wie damals Dein "Arbeitsplatz" aussah - vielleicht kannst Du ja mal einen Screenshot mit
den entsprechenden Charts/Timeframes und Werkzeugen reinstellen mit denen Du damals gearbeitet hast.