Vier Grad mehr – Paris bereitet sich auf schleichende Katastrophe vor
In Frankreich rechnet die Regierung neuerdings mit einer Klimaerwärmung um vier Grad – mit massiven Folgen für Menschen und Wirtschaft
Stefan Brändle
23. Mai 2023,
...
Frage: Von welchen Annahmen geht die Regierung aus?
Antwort: Minister Béchu erklärte, es gehe darum, "mit dem Leugnen aufzuhören". Die bisherige Annahme von zwei Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts sei nur realistisch, wenn die Vorgaben im Pariser Abkommen von 2015 eingehalten würden. Das werde höchstwahrscheinlich nicht der Fall sein. Zu rechnen sei vielmehr mit einer globalen Erderwärmung um drei Grad. Das bedeute zwei Grad über den Ozeanen und vier Grad in Ländern wie Frankreich. In Paris sind sich Wissenschafter einig mit Béchu. "Vier Grad zusätzlich ist kein pessimistisches Szenario", erklärte der Klimatologe Vivian Dépoues. Sein Berufskollege Christophe Cassou hält bis 2100 eine Erwärmung um 5,6 Grad für möglich, wenn ein Beschleunigungseffekt einsetze.
...
Frage: Wie will sich Frankreich auf den Klimaschock vorbereiten?
Antwort: Das französische Umweltministerium rechnet auch mit massiven Infrastrukturausgaben: Bewässerungssysteme für Landwirtschaft, Entschädigungen für stillgelegte Skiorte, Ausbau der Kanalisationen gegen plötzliche Überschwemmungen – oder auch Hilfen für Besitzer von Häusern, die zunehmend Risse bekommen. Die Eisenbahngesellschaft SNCF muss das Schienensystem auf tausenden Kilometern anpassen, um Hitzeexplosionen zu vermeiden. Schulen sollen den Asphalt ihrer Pausenplätze entfernen. Städte müssen Schattenzonen schaffen und Bäume pflanzen. Auf den Champs-Elysées könnten die Platanen durch Palmen ersetzt werden, wie die Lokalzeitung "Le Parisien" am Montag berichtete.
Frage: Wie hoch werden die Kosten sein?
Antwort: Das französische Umweltministerium schätzt die öffentlichen Mehrausgaben für die Vorbereitung auf das Vier-Grad-Szenario auf 45 Milliarden Euro – und zwar nicht als einmalige Ausgabe, sondern jedes Jahr. Das wäre mehr als das Verteidigungsbudget Frankreichs (40 Milliarden Euro). Mehrausgaben für Landwirte, Telekomprovider oder die Staatsbahn sind darin nicht enthalten.
https://www.derstandard.de/story/3000000...atastrophe
In Frankreich rechnet die Regierung neuerdings mit einer Klimaerwärmung um vier Grad – mit massiven Folgen für Menschen und Wirtschaft
Stefan Brändle
23. Mai 2023,
...
Frage: Von welchen Annahmen geht die Regierung aus?
Antwort: Minister Béchu erklärte, es gehe darum, "mit dem Leugnen aufzuhören". Die bisherige Annahme von zwei Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts sei nur realistisch, wenn die Vorgaben im Pariser Abkommen von 2015 eingehalten würden. Das werde höchstwahrscheinlich nicht der Fall sein. Zu rechnen sei vielmehr mit einer globalen Erderwärmung um drei Grad. Das bedeute zwei Grad über den Ozeanen und vier Grad in Ländern wie Frankreich. In Paris sind sich Wissenschafter einig mit Béchu. "Vier Grad zusätzlich ist kein pessimistisches Szenario", erklärte der Klimatologe Vivian Dépoues. Sein Berufskollege Christophe Cassou hält bis 2100 eine Erwärmung um 5,6 Grad für möglich, wenn ein Beschleunigungseffekt einsetze.
...
Frage: Wie will sich Frankreich auf den Klimaschock vorbereiten?
Antwort: Das französische Umweltministerium rechnet auch mit massiven Infrastrukturausgaben: Bewässerungssysteme für Landwirtschaft, Entschädigungen für stillgelegte Skiorte, Ausbau der Kanalisationen gegen plötzliche Überschwemmungen – oder auch Hilfen für Besitzer von Häusern, die zunehmend Risse bekommen. Die Eisenbahngesellschaft SNCF muss das Schienensystem auf tausenden Kilometern anpassen, um Hitzeexplosionen zu vermeiden. Schulen sollen den Asphalt ihrer Pausenplätze entfernen. Städte müssen Schattenzonen schaffen und Bäume pflanzen. Auf den Champs-Elysées könnten die Platanen durch Palmen ersetzt werden, wie die Lokalzeitung "Le Parisien" am Montag berichtete.
Frage: Wie hoch werden die Kosten sein?
Antwort: Das französische Umweltministerium schätzt die öffentlichen Mehrausgaben für die Vorbereitung auf das Vier-Grad-Szenario auf 45 Milliarden Euro – und zwar nicht als einmalige Ausgabe, sondern jedes Jahr. Das wäre mehr als das Verteidigungsbudget Frankreichs (40 Milliarden Euro). Mehrausgaben für Landwirte, Telekomprovider oder die Staatsbahn sind darin nicht enthalten.
https://www.derstandard.de/story/3000000...atastrophe
__________________
Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.