(27.10.2019, 21:55)Skeptiker schrieb: Was sich auf den Papier schön anhört, aber deshalb in der Praxis nicht funktionieren muss.Naja wir kommen etwas vom Thema ab, deshalb versuche ich mich kurz zu halten. Aber da es auch Wirtschaftskonzepte generell geht, passt es in ein Aktienforum glaube ich.
Es gibt wahrscheinlich schon seinen Grund, warum es ein zentral reguliertes Stromnetz gibt.
Das waren aus meiner Sicht Industrien, die hier ohne Subventionen absehbar nicht konkurrenzfähig sei konnten. Man darf jetzt darüber diskutieren, in wie weit es einen wirtschaftlichen Sinn gehabt hätte, eine deutsche Solarindustrie aufzupeppen.
Politische Diskussionen sind hier unerwünscht, auch wenn dieser Thread da eine Ausnahme macht.
Auch deshalb gebe ich hier kurz meine Sichtweise wieder: Man hätte in Forschung investieren sollen, um auf den Bereich weltweit führend zu werden. Einen subvenionsbasierten Markt aufzubauen scheint mir sinnfrei, weil nicht mehr die effizientesten Lösungen gesucht werden.
Also Marktführer sind sie nicht (mehr) das stimmt. Aber z.B. Nordex, Qcells, Manz, SMA-Solar, Wacker Chemie und bestimmt noch andere gibt es noch und sind auch Wettberwerbsfähig, wenn auch z.B. nach Übernahme. Aber nach der Achterbahnfahrt in der Solarförderung, sind viele deutsche Arbeitsplätze verloren gegangen, das stimmt.
Das Konzept mit dem Subventionen war nicht so wie üblich: Man hat den Stromeinspeisevergütung festgelegt und damit nicht direkt den Hersteller subventioniert, aber den Kleinanlagenbetreiber geholfen dass sich seine Anlage amortisiert. Und das hat mehrere positive Auswirkungen gehabt. Bauern konnten überleben oder den Hofladen renovieren, wofür ihnen vorher das Geld gefehlt hat, auch hatten sie Planungssicherheit über einen sehr langen Zeitraum. Die Forschung ist primär in der Wirtschaft abgelaufen, was unsere Innovationsfähigkeit verbessert hat. Der mehr oder weniger freie Wettbewerb unter den Anbietern, hat dazu geführt dass die Herstellungs- und Produktpreise stetig und rasant gefallen sind. Dann hat man den Markt wieder verriegelt gegen alternative Anbieter. Z.B. mit dem Kunstgriff die Vermarktung von Grünen zu verunmöglichen, da man ihn "grau" gewaschen hat. Damit waren die Stromhändler für Ökostrom gekillt. Man hat also systematisch verhindert, dass dieser Bereich seine Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellt.
Rückkehr zum alten Konzept: Forschungsbemühungen von der Wirtschaft abgezogen und dafür vom Staat übernommen, mehr den je. Fixierung auf die Großindustrie, die dann in großer Skalierung günstig Strom herstellen soll. So sieht es die "Arbeitsteilung" vor, Kosten wie Forschung und Umweltschäden sind externalisiert und die reinen Produktionskosten sind internalisiert. Gewinne sind privat und belegt mit mehr oder weniger Steuern. Kommt z.B. Strom aus dem Ausland billiger in den Strommarkt, erhöht man den privaten Endkundenpreis und verringert den Großhandelsstrompreis (die 3. Säule der Quersubvention).
Aber wie sehen wirtschaftlichen Konsequenzen aus? International ist man wettbewerbsfähig da viele Kosten externalisiert sind (im Gegensatz zum EEG-Konzept). Die Innovationsfähigkeit in den Großkonzernen und Unternehmen kommt mehr und mehr zum erliegen. Am Ende geht es nur noch drum wie man meisten Gewinn abschöpft. Wirtschaft Im Sinne Schumpeters (Schumpeter zufolge wird ein innovativer Unternehmer durch seine Innovation zu einem Monopolisten – so lange, bis Nachahmer auftreten...) gibt es nicht mehr. Unternehmer die z.B. Siemens (aber auch andere) leiten, sind mehr Portfoliomanager (ein Firmenteil wird abgestoßen, ein anderer zugekauft usw.). Und dies hat gravierende Konsequenzen für die ganze Gesellschaft. Daran krankt vielleicht auch Ostdeutschland, denn es gibt keinen Bedarf mehr an innovativem Wettbewerb durch neue Firmen, Innovationen kommen vom Staat. Dies hat vielleicht noch viel gravierendere Auswirkungen auf uns alle wie uns allen klar ist.
Ich halte es deswegen nicht nur für nicht sinnfrei, sondern denke es täte dringen not am Gesamtwirtschaftlichen Konzept etwas zu verändern bzw. es zu erweitern. Zumindest wenn wir aus dieser Lähmung heraus wollen. So ungefähr sehe ich das. Dass die ganze Welt radikaler wird, hat vielleicht auch damit zu tun.
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Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.